“Es war der 22. Oktober 2022. An diesem Tag regnete es. Ich war in der Arbeit, als ein Anruf mein Leben schlagartig änderte: Ich bekam die Nachricht, dass mehrere unserer Schafe tot auf der Weide liegen.
Mein erster Gedanke: Ich muss sofort nachhause, ich muss wissen, ob es noch überlebende Schafe gibt und vor allem, ob meine Tiere verletzt sind und leide müssen.
Als ich Zuhause ankam – ja richtig, es passierte nur wenige Meter von unserem Hof entfernt – ging ich in das Feld, wo sich unsere Schafe aufhielten. 4 Lämmer waren bereits tot, von einem waren nur noch 3 Beine da, drei weitere Lämmer schwer verletzt. Eines davon musste noch vor Ort eingeschläfert werden. Noch am gleichen Tag mussten wir die überlebenden Tiere einfangen und nach Hause bringen. Es dauerte Stunden die unter Schock stehenden Tiere einzufangen. Danach wurden die toten Tiere eingesammelt damit am nächsten Tag Proben davon genommen werden konnten.
Der nächste Tag
Die Verletzungen der anderen beiden Lämmer waren so schwer, dass auch diese noch erlöst werden mussten. Die Mutterschafe mussten mitansehen wie Ihre Lämmer eingeschläfert werden.
Furchtbar!
Mir zerriss es das Herz als ich die toten Lämmer von der Mutter wegtragen musste. Täglich rufen Sie nach ihnen in der Hoffnung dass Sie wieder zurückkommen. Nach dem Schock verspüre ich zum ersten Mal Trauer. Was habe ich falsch gemacht? Wir haben die Tiere zwei Jahre lang nicht mehr auf die Alm getrieben aus Angst dass sie nicht lebend zurückkehren würden. Und jetzt ist es passiert, tagsüber, direkt vor unserer Haustür!
Tierliebe
Viele Menschen wissen nicht was es bedeutet 365 Tage im Jahr für seine Tiere da zu sein. Man kann nicht einfach sagen “ich habe heute keine Lust, es ist kalt draußen ich bleibe lieber im Warmen” oder “mir geht es heute nicht gut ich mache morgen weiter”. Deshalb kann ich nicht verstehen wie Menschen sagen können, “es sind doch nur Nutztiere, die Bauern bekommen sowieso eine Entschädigung, die sollen sich nicht so anstellen”. Kein Geld der Welt wird uns unsere Tiere zurückgeben. Davon abgesehen bekommt man nicht einmal eine Unterstützung um das Material zum Schutz der Tiere zu bezahlen welches mehrere Tausend Euro kostet. Davon abgesehen, dass es kein wirklicher Schutz ist, denn wenn ein Wolf erst im Blutrausch ist, kommt er durch jeden Zaun, wie sich herausgestellt hat. Wir haben es hier nicht mit einem kuscheligen Haustier zu tun, auch wenn es viele glauben wollen. Vielleicht würden es einige besser verstehen, wenn Sie das Leid selbst gesehen hätten, welches ich mitansehen musste.
Wo bleibt hier der Tierschutz?
Am meisten enttäuscht bin ich von den Tierschützern. Ich würde gerne sehen, welches Gefühl so ein Anblick in Ihnen auslösen würde. Solange dieses Tier weiterhin in Schutz genommen wird, werde ich mit Angstzuständen und schlaflosen Nächten zu kämpfen haben, weil man ja nie weiss, wann er wieder zurückkehren wird…”