Wiedersehen nach 57 Jahren

Nötsch -

Zufälle gibt es, über die man oft nur staunen kann. So erzählte Felizitas Rimmele (64) aus Nötsch unserem Mitarbeiter im Zuge einer gemeinsamen Busreise ihre besondere Geschichte. Nach 57 Jahren gab es nämlich ein Wiedersehen mit dem damaligen Lebensretter…

Felizitas führte 25 Jahren den Familienbetrieb Rimmele in Nötsch

Die Eltern mit Felizitas fuhren 1964 erstmals für drei Wochen auf Urlaub. Rimmele: „Mein Vater, so wurde mir erzählt, hat als Gärtner mal eine Auszeit gebraucht. Sein Nachbar und guter Freund hat den Ort Ratten (Bezirk Weiz/Stmk.) empfohlen. Untergebracht waren wir bei der Familie Eisenhut, damals ein Schuhgeschäft mit Frühstückspension. Das Frühstück wurde ans Bett geliefert, was ja für uns ganz ungewöhnlich war. Jedenfalls sind wir uns vorgekommen wie Prinzessinnen“.

Schwere Unwetter über Nacht

Nach einer Woche gab es dann schwere Unwetter und der sogenannte Feistritzbach, gleich neben der Unterkunft ist über die Ufer getreten. „Die Sirenen heulten und dann war alles auf den Beinen, um Haus und Hof zu schützen. Ich wurde auch eingeteilt, mit einem Kübel die schon fast leblosen Fische einzusammeln“, erinnert sich die Floristin.

Vater und ein Feuerwehr als Lebensretter

Über den Bach war als Notübergang ein Pfosten gelegt. Rimmele: „Auf einmal hörten wir Hilferufe einer Frau, die beim Queren in den Bach gefallen ist und sich nur mehr mit den Händen an diesem Pfosten gehalten hat. Sofort ist mein Vater gerannt, konnte aber alleine nicht helfen und schrie auch nach Hilfe. Ein junger Feuerwehrmann war sofort zur Stelle und so konnte die Frau aus den Fluten gezogen werden. Wir verbrachten nach diesen Ereignissen noch einige Tage unseren Urlaub, waren danach aber nie mehr in Ratten“.

Gailtal Journal: Wie kam es zum Wiedersehen?

Rimmele: „Ich war mit meiner besten Freundin Monika im heurigen Sommer für einige Tage auf der Teichalm. Beim Relaxen kam mir der Gedanke, wir sind hier ganz in der Nähe von Ratten und könnten der damaligen Frühstückspension einen Besuch abstatten. Gesagt und getan. In der Ortschaft angekommen, suchten wir nach einem Parkplatz und dachten, für Auskünfte ist bei einem Postamt immer ein guter Platz. Gleich nach dem Einparken fährt ein anders Auto neben uns. Ausgestiegen sind ein Ehepaar und ein älterer Mann. Ich sah das Kennzeichen Bruck/Mur und dachte, die kennen sich hier sicher gut aus“.

Ich erzählte meine Geschichte von damals

„Als ich meine Geschichte erzählte, warum ich hier in Ratten bin und nach Familie Eisenhut fragte, antwortete der ältere Mann: „Liebe junge Frau, i sog ihnen wos, der Feuerwehrmann von domols, wor i. Eure domolige Pension ist glei a paar Meter von do weg“. Ich fiel aus allen Wolken. Wir gingen danach zu dieser Pension, klopften an und erzählten warum wir hier sind. Die Fam. Eisenhut sen. gibt es ja nicht mehr, aber ihr Sohn (damals 4 Jahre) hat uns dann mit Freuden empfangen. Er zeigte uns auch unser damaliges Zimmer, das es noch immer gibt“.

Sie waren ja eine Blumenfrau?

„14 Jahre habe ich im Familienbetrieb gearbeitet und 1990 diesen übernommen. In meiner Zeit haben ich und mein Partner Peter laufend die Gärtnerei modernisiert und auch mit computergesteuerten Gewächshäusern ausgestattet. Ich hatte ein blühendes Leben und dabei alle Höhen und Tiefen erfahren. 2016 habe ich mit Stolz den Betrieb an meinen Sohn Uwe übergeben, der die Tradition der Familie Rimmele in 4. Generation weiterführt.
In meiner Pension war es mir noch nie langweilig. Die schönste Zeit verbringe ich mit meinem Enkel Elias (5). Für Reisen bleibt jetzt auch mehr Zeit, wie zuletzt mit Peter nach Neapel.“