Mehr Trennungen durch Corona-Krise
Die Corona-Krise und damit einhergehende Ausgangsbeschränkungen haben das Liebesglück zahlreicher Paare zerstört. In China konnte schon wenige Wochen nach Erlass der Kontaktbeschränkungen ein Anstieg der eingereichten Scheidungen verzeichnet werden – und auch in Europa haben viele Beziehungen die gemeinsame Quarantäne nicht überstanden. Ein Forscher der Med-Uni Wien hat jedoch eine tröstende Erkenntnis für alle, die unter Liebeskummer leiden. Denn dieser sei “etwas Gesundes, wenn man ihn zulässt und sich Zeit nimmt, die Trauer und den Schmerz richtig zu verarbeiten”. Das behauptet zumindest Stephan Döring, Leiter der Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie der Universität.
Liebeskummer eingestehen
Laut Döring ist es wichtig, sich den Kummer einzugestehen. Schließlich sei dieser eine “gesunde Reaktion”. Döhring zufolge sei es aus psychoanalytischer Sicht eher bedenklich, wenn jemand nach der Trennung von einem geliebten Menschen keinerlei Trauer empfindet. Denn dies könnte darauf hinweisen, dass der Betroffene unter anderen psychischen Problemen leidet.
Wie lange das gebrochene Herz braucht, um wieder zu heilen, sei abhängig von emotionaler Tiefe und Dauer der Beziehung. “Liebeskummer kann Monate dauern, wenn man richtig geliebt hat”, so der Experte. In der Regel sei es nicht nötig, professionelle Hilfe zu suchen. Erst wenn negative Auswirkungen im Alltag oder Job sichtbar werden oder das Liebesleid scheinbar kein Ende nimmt, kann psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll sein.
Alles eine Frage der Veranlagung
Wie Liebeskummer verarbeitet wird, ist abhängig von der Veranlagung der Betroffenen. Während einige verzweifelt ihren Ex Partner zurück gewinnen wollen, sind andere schon nach einige Wochen wieder bereit für eine neue Bindung. Für mache kann Liebeskummer jedoch der Auslöser für schwere seelische Erkrankungen sein, so Döhring. Angststörungen, psychosomatische Erkrankungen oder sogar Schizophrenie können Folgen einer Trennung sein – je nachdem, ob eine entsprechende Vorbelastung oder Veranlagung besteht. Der Experte erklärt: “Liebeskummer und der damit verbundene seelische Stress können psychische Störungen auslösen, die im Betroffenen schlummern. Es ist dann wie eine alte Wunde, die wieder aufbricht, und die etwa auf früher erlebte Trennungen oder Verluste zurückgeht.”