Von Hans Jost
Unser Gespräch in der gemütlich heimeligen Küche des Stammhauses „Musikhof Lexer“ in Liesing Nr. 11 kann man am ehesten mit den Worten „erfrischend beeindruckend“ beschreiben. Eine ganz besondere Aura macht sich breit, allein bei dem Gedanken, dass in diesem Haus seit vielen Generationen Familienmusik und Gesang unverfälscht ehrlich und „unplugged“, aber dauerhaft erfolgreich, gelebt und gepflegt wird. Allein die Tatsache, dass man sich hier im Original-Nest des „Lesachtaler StreichXång“ befindet, macht spitzige Ohren und lässt die Augen funkeln. „Nächstes Jahr besteht der StreichXång seit 30 Jahren, da werden wir uns schon noch was einfallen lassen“, zeigt der inzwischen 71-jährige „Altbauer“ Stefan Lexer nicht ganz ohne Stolz auf. „Margaretha hat den Hof übernommen und ist die Chefin zu Hause. Die anderen vier Töchter leben mit ihren Familien verstreut in Kärnten und im Salzburger Land, aber wenn Musik und Gesang rufen, kommen sie nach wie vor gerne nach Hause. In unserem Haus leben vier Generationen ein zufriedenes Miteinander in Harmonie und Offenheit. Die Oma wird zu Allerheiligen 100 Jahre alt, was auch nicht selbstverständlich ist.“
Ehrenamt
Schon als aktiver Jungbauer und leidenschaftlicher Landwirt sowie Langzeit-Milchmesser war Stefan in zahlreichen Organisationen ehrenamtlich tätig: Nachbarschaft, Bauernbund, Landwirtschaftskammer, Viehzucht-Genossenschaft, Pfarrgemeinderat, Kommunalpolitik usw. Doch am heißesten brannte sein Herz stets für Musik und Gesang.
Kein Gottesdienst ohne Lexer
Der allerorts bestens bekannte Stefan Lexer vulgo „Müllner“ war bereits als Kind musikalisch „vorbelastet“. „Schon mein Vater und Großvater haben die Kirchenorgel gespielt, da wächst man dann automatisch hinein, wenn man sich dafür interessiert und talentiert ist. So blicke ich inzwischen auf 53 erfüllte Organisten-Jahre zurück, und als Sänger bin ich auch schon seit 60 Jahren aktiv. Mit Tochter Margaretha (36) wechseln wir uns an der Orgel unserer Pfarrkirche in Liesing je nach Bedarf und zeitlichen Möglichkeiten ab. Sie ist dort die offizielle Organistin, war aber auch schon im Alter von 15 Jahren absolut sattelfest auf der Orgel. Einen Gottesdienst ohne Lexer-Beteiligung gibt es praktisch nie.“ Nicht zu vergessen auch Stefans Einsätze als „mobiler Organist“ im Lesachtal, wo er mit seinem mechanischen Holz-Harmonium im Auto jeweils dort hinkommt, wo zu besonderen Anlässen Gottesdienste in kleinen Kirchen und Kapellen talauf und talab stattfinden. „Meist gibt es dort ja keinen Strom, daher bin ich mit meinem Instrument unabhängig und flexibel.“
Dankes-Messe
Während der Corona-Zeit begann Stefan Lexer mit dem Komponieren einer Dankes-Messe für gemischten Chor, Streicher und Orgel. Also perfekt passend für seine Familienmusik. „Mit dem Komponieren am Computer habe ich in meinem Alter nix mehr am Hut, daher habe ich alle Melodien, wie seit eh und je, händisch aufgeschrieben.“ Mit Stolz hält er die 24-seitige Partitur der Dankes-Messe in seinen Händen und fügt hinzu: „Ich bin sehr zufrieden und demütig mit dem, was es geworden ist.“