Bis 2030 werden 4.700 zusätzliche Pflege­mitarbeiter benötigt

Kärnten -

Eine Studie zum Pflege- und MTD-Personalbedarf zeigt: Bis 2030 werden zusätzlich 4.700 Pflegemitarbeiter benötigt, davon 4.315 Fachkräfte und 385 Heimhilfen.

Bis 2030 werden 4.700 zusätzliche Pflege­mitarbeiter benötigt

Das Land Kärnten hat im Vorjahr die Gesundheit Österreich GesmbH (GÖG) mit einer Personalbedarfs-Studie im Pflegebereich beauftragt: “Das Ergebnis liegt nun vor”, berichtete Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem GÖG-Geschäftsführer Herwig Ostermann und dem Geschäftsführer des Kärntner Gesundheitsfonds (KGF), Karl Cernic.

“Mit der Studie wissen wir nun auch genau, wie viele zusätzliche Fachkräfte wir in den kommenden Jahren benötigen werden: Unter Einrechnung aller Parameter werden das […] bis 2030 zusätzlich 4.700 Pflegemitarbeiter sein, davon 4.315 Fachkräfte und 385 Heimhilfen”, so Prettner.

Drei neue Maßnahmen

Aktuell werden in Kärnten 354 Fachkräfte ausgebildet. “Noch nicht inkludiert sind jene Absolventen, die dank dreier neuer Ausbildungsschienen dazukommen werden”, so Prettner. Bereits gestartet habe man heuer eine zusätzliche Ausbildungsschiene zur Pflegeassistenz. Diese wird vom Bfi in Kooperation mit dem AMS durchgeführt. “Es geht hier um jährlich 115 Plätze an den Standorten Klagenfurt, Villach, Wolfsberg, St. Veit und Spittal“, erklärte die Gesundheitsreferentin. Zudem geht im Herbst eine neue Implacementstiftung an den Start und nach der Diakonie beginnt im neuen Schuljahr auch die Caritasschule die Ausbildungsschiene zur “Pflege mit Matura”.

Zugleich nahm sie den Bund in die Pflicht: „Es ist genau diese Ausbildungsschiene, die wir dringend auch an öffentlichen Schulen anbieten müssen. Bis dato aber blockiert das Bildungsministerium. Das ist unverantwortlich und unverständlich“, kritisierte Prettner.

Bis 2030 steigt Personalbedarf

GÖG-Geschäftsführer Herwig Ostermann stellte klar: „Für die Prognose relevant sind die Bedarfe, die durch Pensionierungen und durch demografische Einflüsse entstehen. Der Ersatzbedarf liegt in Kärnten bis 2030 bei knapp 3.075 Personen. Beim Zusatzbedarf sprechen wir bis 2030 von rund 1.360 Personen.

Daraus ergibt sich ein Mehrbedarf von 4.435 Mitarbeitern.” Eine weitere Herausforderung ergebe sich aufgrund der Arbeitszeitreduktion. Unter Einberechnung dieses Parameters erhöhe sich der Zusatzbedarf auf bis zu 1.625 Personen. „Wir sprechen dann von in Summe bis zu 4.700 Personen, die bis 2030 als Fachkräfte auszubilden sind“, so Ostermann.

Auch KGF-Geschäftsführer prognostiziert Mehrbedarf

Den Bereich der MTD-Berufe hob KGF-Geschäftsführer Karl Cernic hervor. “Gerade in den MTD-Bereichen ist die Prognose sehr stark von den technischen Weiterentwicklungen, von medizinischen Trends abhängig. Eine Vorausschau enthält daher viele Variablen.” Ende 2019 waren rund 1.950 Angehörige der MTD in Kärnten zur Ausübung des Berufs zugelassen.

„Das Studienergebnis sieht den Mehrbedarf bis 2030 bei 850 Personen, davon knapp 550 aufgrund von Pensionierungen und weitere 300 aufgrund der demografischen Entwicklung“, erläuterte Cernic. Unter Einkalkulierung sämtlicher Alternativszenarien (technischen Entwicklungen etc.) könnte dieser Mehrbedarf auf bis zu 1.300 steigen.

Köfer: “Es muss gehandelt werden”

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer merkt an, dass es sich bei diesen Daten um sehr viel theoretische Elemente handelt: „Fakt ist, dass, auch aufgrund der Pandemie, beinahe jeder Zweite im Pflegebereich darüber nachdenkt, den Job zu wechseln. Dazu kommt, dass wir aufgrund der demographischen Entwicklung einen dramatischen Mehr- bzw. Ersatzbedarf haben, was Personal betrifft.“

Köfer warnt entschieden vor einem Pflege-Notstand, der laut ihm drohe, wenn nicht sofort Gegenmaßnahmen gesetzt werden würden. Als besonderen Nachteil sehe Köfer die Tatsache, dass die Team Kärnten-Forderung nach der Einführung einer Pflegelehre seit Jahren nicht umgesetzt werde. Als großes Problem im Pflegebereich sehe Köfer auch die viel zu geringe Entlohnung der Pflegekräfte. Köfer unterstreicht: „Es muss gehandelt werden, bevor es zu spät ist.“

FPÖ: “Finanzielle Hürden beseitigen”

„Seit Jahren macht die FPÖ Kärnten Lösungsvorschläge, die von SPÖ und ÖVP leider verschleppt werden“, erklären FPÖ-Klubobmann Gernot Darmann und FPÖ-Sozialsprecher LAbg. Harald Trettenbrein. So habe die FPÖ bereits am 26. September 2019 im Landtag beantragt, die Subventionen für die Schulen der Caritas und Diakonie zu erhöhen, damit das Schulgeld für angehende Fachsozialbetreuer und Pflegeassistenten abgeschafft werden könne. „Es ist absurd, dass es in Kärnten weiterhin finanzielle Hürden für junge Leute gibt, die sich für den Pflegeberuf entscheiden“, stellt Trettenbrein fest.

ÖVP: “Für zeitgemäße Angebote sorgen”

ÖVP-Sozialsprecherin Silvia Häusl-Benz betont: „Neben allen Maßnahmen, um junge Menschen für einen Beruf in Pflege und Betreuung zu gewinnen, dürfen wir nicht auf jene Menschen vergessen, die zuhause betreut werden […]. Wir müssen für flexible und zeitgemäße Angebote sorgen, um die pflegenden Angehörigen in ihrer verantwortungsvollen Aufgabe zu entlasten. Dafür muss es erleichtert werden, dass Angehörige stunden- und tagesweise Unterstützung erhalten können.“