Vier zentrale Ziele bis 2030
Kärnten orientiere sich bei den Pflegemaßnahmen am Bedarfs- und Entwicklungsplan Pflege 2030: Es ist ein Plan, der darlegt, welche Maßnahmen und Angebote bis zum Jahr 2030 notwendig sind. Dabei verfolge man vier zentrale Ziele: „Für jede Stufe der Pflegebedürftigkeit das richtige Angebot schaffen, die Betreuung in den eigenen vier Wänden erleichtern, pflegende Angehörige unterstützen und Pflege-Mitarbeiter stärken.“ Stichwort MitarbeiterInnen: „Selbstverständlich steht und fällt die Pflege mit einem bestens ausgebildeten Personal“, sagte Prettner. „Kärnten hat daher laufend Maßnahmen getroffen, die die MitarbeiterInnen entlasten.“ Prettner erinnerte etwa an die Verbesserung des Pflegeschlüssels, der die Anstellung von 120 zusätzlichen Pflegekräften bedeutete. Das sind jährliche Mehrkosten in Höhe von 6 Millionen Euro. Wie Prettner ausführte, hat Kärnten im Jahr 2018 eine Ausbildungsoffensive gestartet mit dem Ziel, die Zahl der Absolventen bis Ende 2022 zu verdoppeln. Aktuell befinden sich rund 600 Schülerinnen in Ausbildung.
Vorreiter in Österreich
Wie die Projektleiterin im Pflegebereich, Michaela Miklautz erläuterte, ist das Projekt Pflege-Nahversorgung bereits in 50 Gemeinden umgesetzt. „Wir sind Vorreiter in Österreich. Der Bund möchte ein ähnliches Projekt auf ganz Österreich umlegen – und zwar unter dem Namen Community Nursing. In Kärnten laufen bereits die Gespräche mit weiteren 29 Gemeinden. Dann würden wir mit 79 Gemeinden bereits mehr als die Hälfte aller Kärntner Kommunen mit der Pflege-Nahversorgung ausgestattet haben“, so Miklautz.
Köfer: „Pflege-Notstand muss verhindert werden“
Team Kärnten-Chef, Bürgermeister Gerhard Köfer, betont anlässlich des Tages der Pflege: „Wir vom Team Kärnten warnen bereits seit Jahren vor einem drohenden Pflege-Notstand mit gravierenden Folgewirkungen auf die Gesellschaft. Mittlerweile gibt es auch in der Branche einen unüberhörbaren Aufschrei, dem Taten der Politik folgen müssen.“ Köfer erhebt eine Fülle an Forderungen: „Ein großes Problem ist die viel zu geringe Entlohnung der Pflegekräfte, die im krassen Widerspruch zu deren erbrachten Leistungen steht. Es muss an der Gehaltsschraube gedreht werden, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen.“ Bezüglich des drohenden Personalmangels im Pflegebereich merkt Köfer an, dass es sich räche, dass die Koalition der Forderung des Team Kärnten nach einer Pflegelehre nicht nachgekommen sei.
Enormen Handlungsbedarf ortet Köfer auch in den Heimen und erneuert diesbezüglich seine Forderung nach der Einführung eines verpflichtenden Qualitätsmanagements. Eine weitere, unbearbeitete Problemstellung im Pflegebereich sei laut Köfer die Finanzierbarkeit des gesamten Systems: „Auf lange Sicht wird an einer verpflichtenden Pflegeversicherung kein Weg vorbeiführen.“ Köfer betont, dass es entscheidend sei, dass die Politik jetzt zielgerichtet Kraftanstrengungen unternehme, um das Pflegesystem erfolgreich in die Zukunft zu führen: „Es muss gehandelt werden, bevor es zu spät ist.“