„Gesundheitliche Beschwerden halten sich nicht an Ordinationszeiten. Vor allem bei Kindern oder älteren Menschen beunruhigen unerwartet auftretende Symptome“, weiß Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner. In diesen Fällen wird ab Montag, 4. November, die Nummer 1450 gewählt. Die telefonische Gesundheitsberatung wird dann rund um die Uhr wichtige Anlaufstelle sein. „Die Vorteile liegen auf der Hand: Schnelle und unkomplizierte Hilfe rund um die Uhr – 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag; Menschen werden bei plötzlichen gesundheitlichen Problemen sofort beruhigt; unnötige Fahrten zum Arzt oder ins Krankenhaus entfallen; Notfallambulanzen werden deutlich entlastet; im tatsächlichen Notfall wird sofort die Rettungskette in Gang gesetzt“, zählte die Gesundheitsreferentin heute, Montag, im Rahmen einer Pressekonferenz die Pluspunkte auf.
Telefonische Empfehlung
Man schaffe damit eine neue Dimension im Gesundheitssystem, betonte Prettner. Unter der Rufnummer 1450 (kostenlos und ohne Vorwahl aus allen Netzen) erhält man am Telefon Empfehlungen, was am besten zu tun ist, wenn die Gesundheit plötzlich Sorgen bereitet: Der Kopf dröhnt, man fühlt sich wie gerädert, plötzliches Frösteln, das Kreuz verrissen, der Bauch schmerzt und man weiß nicht, warum. Ein böser Insektenstich, unerklärliche Brustschmerzen … – in diesen und anderen Fällen wird die telefonische Gesundheitsberatung zum persönlichen Wegweiser. „Sie führt den Ratsuchenden dorthin, wo er im Moment die beste Betreuung erhalten kann, also zum Best Point of Service“, erklärte Prettner.
Richtige Leistung zum richtigen Zeitpunkt
Die Pilotphase in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Vorarlberg hat vielversprechende Ergebnisse geliefert und – ebenso wie internationale Vergleichsstudien in der Schweiz, Schweden oder Dänemark – gezeigt, dass rund 70 Prozent der Menschen ihre gesundheitlichen Beschwerden bezüglich Dringlichkeit falsch beurteilen. Im Testzeitraum wurden nur 20 Prozent der Anrufer an Ambulanzen weitergeleitet; 59 Prozent waren in späterer Folge im niedergelassenen Bereich am besten aufgehoben. „Das große Ziel ist es, sicherzustellen, dass die jeweils richtige Leistung zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort mit der optimalen medizinischen und pflegerischen Qualität erbracht wird – und damit nicht zuletzt dazu beiträgt, Kosten zu sparen“, erklärte Prettner. Apropos Kosten: Bis 2021 wurden 1,54 Millionen Euro budgetiert – eine Million Euro kommt vom Land Kärnten über den Kärntner Gesundheitsfonds, den Rest steuern Gebietskrankenkasse Kärnten und Bund bei.
Ablauf der telefonischen Gesundheitsberatung
In Kärnten geht man im ersten Jahr von 20.000 bis 25.000 Anrufen aus – „das wären knapp 70 pro Tag“, so Prettner. „Allerdings hätten wir die Kapazität für viel mehr Anrufe, mit der Notruf Niederösterreich als Partner sind wir bestens gewappnet“, sagten Prettner und Elke Jenkner, Bereichsdirektorin der Kärntner GKK. Über den konkreten Ablauf der telefonischen Gesundheitsberatung informierte Jenkner: „Zuerst wird nach dem aktuellen Aufenthaltsort gefragt und abgeklärt, ob es sich um einen akuten medizinischen Notfall handelt. Handelt es sich um einen solchen, erfolgt sofort die Entsendung des Rettungsdienstes. Wenn nicht, wird anhand von gezielten und ‚richtigen‘ Fragen der gesundheitliche Zustand des Anrufers beurteilt. Am anderen Ende der Leitung fungiert speziell geschultes, diplomiertes Krankenpflege- und Gesundheitspersonal.“ Projektkoordinator Hannes Steinberger gab als Ziel aus, „binnen 20 Sekunden jeden Anruf entgegenzunehmen.“ Und: „Die Pilotregionen zeigen, dass die Spitzenzeiten in den Morgenstunden zwischen 6 und 8 Uhr sowie in den Abendstunden zwischen 17 und 22 Uhr liegen. Am häufigsten wird die 1450 am Wochenende gewählt, vor allem von Freitag auf Samstag.“ Prettner ist überzeugt: „Mit der Gesundheitsberatung 1450 als erste kompetente und rund um die Uhr erreichbare Anlaufstelle heben wir unser Gesundheitssystem auf eine neue Stufe.“ Übrigens: 1450 wird keinesfalls den Notruf 141 ersetzen – dieser bleibt, wie gehabt