Wie alles begann
„Let’s fucking do this shit“ dachte sich Manfred Marc Umfahrer, Jahrgang 1981, als er mit damals 24 Jahren zum ersten Mal am Bug eines Eisbrechers stand, der sich seinen Weg durch den arktischen Ozean bahnte. Er hatte in seinem Leben bis zu diesem Zeitpunkt schon etliche schräge Dinge erlebt. Jene Abenteuer aber, die auf den nunmehrigen „Schmut“ (Bezeichnung für einen Schiffs-Koch) auf hoher See zukommen sollten, übertrafen einfach alles, was das Leben dem jungen Umfahrer bisher geboten hatte. Auf die erste Schiffstour durch die arktische See folgten viele weitere Expeditionen über den gesamten Globus. Jedenfalls zählt der heute 41-jährige Seemann zu den Nachfolgern jener draufgängerischen Abenteurer und Pioniere, wie man sie dieser Tage vielleicht noch aus Geschichtsbüchern oder Romanen des 19. Jahrhunderts kennt.
Logbuch
Auf insgesamt 246 Seiten seines im Frühjahr 2022 erschienenen Logbuches bietet Umfahrer in 7 fesselnden Kapiteln realistische und faszinierend ehrliche Eindrücke in das wirkliche Alltags-Leben auf hohe See. Dabei werden alle Höhen und Tiefen der Seefahrt schonungslos und ungeschminkt beim Namen genannt.
Und dieses Leben hat rein gar nichts mit den in diversen Filmen streichelweich dargestellten Szenen einer Standard-Kreuzfahrt zu tun. Publikums-Kreuzfahrten führen beispielsweise niemals durch die Drake-Passage, einer 800 km breiten Meeres-Straße zwischen Kap Hoorn und der Nordspitze der Antarktis-Halbinsel, wo die See an 300 Tagen im Jahr auch von großen Shiffen alles abverlangt… So darf es nicht verwundern, wenn Marc seine vielen Erlebnisse nach alter Sitte mit dem Schreiber in der Hand dokumentiert. In den Gedichten des Schmuts wirft der Leser einen Blick auf dessen subjektiv dunkle Seelenseite, im Logbuch des Schmuts wird er Zeuge seines objektiv ziemlich verrückten Lebens.
Lifetime Highlights
Manfred Marc Umfahrer steckte auf einem Nuklear betriebenen Eisbrecher zwei Wochen in der Antarktis fest, er musste auf der gegenüberliegenden Seite des Globus, in der Arktis, aus der Kabine flüchten, weil diese ein Eisberg aufschlitzte, er trieb 2011 auf der Welle, die Fukushima ansteuerte und war im selben Jahr an der Suche nach dem Air France Flight 447 beteiligt. Er durchquerte 300 mal die Drake-Passage, gewann 2009 im Tischtennis das 14-Meter-Wellenbrecher-Tournament und überlebte 2017 in Mexiko sowohl das große Erbeben wie den kleinen Vulkanausbruch in Puebla. Er kochte auf der DSSV Pressure Drop über den 5 tiefsten Stellen der Welt und gilt als Erfinder des Hadel Beefs, welches einmariniert mit dem Uboot in den Marianengraben getragen wurde.
Heute, nach gut 20 Jahren auf offener See, ist Chef Manfred dabei in seiner Heimat Österreich sesshaft zu werden. Er strebt eine Karriere als Gastrosoph, Autor, Reiki-Master und Mentalcoach an.
Einen Teil seiner irren Geschichten präsentierte Umfahrer, gemeinsam mit seiner „Störtebecker Crew“ sowie mit Sound-Effekten von DJ Ernst am 25.November vor heimischem Publikum. Auf der Bühne vermischte der Schmut Elemente der (klassischen) Vorlesung mit theatralischen Dialogen, realen Soundkulissen und in weiten Teilen experimenteller Begleitmusik. Maßgeschneidert dazupassende musikalische Verfeinerungen des Programmes erlebten die Besucher durch Live-Beiträge des Gailtaler Musik-Allrounders Hubert Waldner auf Ukulele und Dulcimir.
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