Als die gemeinnützige ARA Flugrettung im Dezember 2021 am Kärntner Nassfeld die notfallmedizinische Versorgung der Region aus der Luft übernahm, sah man sich in Sachen Infrastruktur mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Sie alle konnten gemeistert werden. Zwei Schi-Saisonen ohne jeden flugbetrieblichen Zwischenfall wurden absolviert, die Zusammenarbeit mit den Bergbahnen funktionierte perfekt.
Nun lässt die ARA Flugrettung mit einem kräftigen Investitions- und Innovationsschub aufhorchen:
Der bisherige Notarzthubschrauber, eine sogenannte EC135 aus dem Hause Airbus, wird mit Beginn der kommenden Schi-Saison durch eine H145 (ebenfalls von Airbus) ersetzt. Auch auf den anderen beiden ARA-Stationen in Fresach und in Reutte stehen schon seit 2018 solche Hubschrauber im Einsatz. Bei diesem Helikopter-Modell handelt es sich um einen der derzeit wohl modernsten Notarzthubschrauber weltweit.
„Dieser Wechsel bedeutet für die notfallmedizinische Versorgung der Region aus der Luft einen substanziellen Zugewinn“, betont ARA-Geschäftsführer Thomas Jank. Die H145 ist
eine fliegende Intensivstation. Sie bietet im Inneren deutlich mehr Platz als die frühere Maschine. Ein Faktum, das vor allem bei Lawineneinsätzen, wenn beispielsweise Einsatzkräfte rasch an den Unfallort im alpinen Gelände geflogen werden müssen, einen entscheidenden – oft lebensrettenden – Mehrwert darstellt.
Rettungswinde
Der wohl wichtigste Vorteil im neuen Helikopter ist die fix integrierte Rettungswinde. Durch sie ist es nun möglich, im unwegsamen alpinen Gelände, wo eine Landung an der Unfallstelle oft nicht möglich ist, die Notärztin oder den Notarzt noch wesentlich schneller zur Patientin oder zum Patienten zu bringen. „Aber auch beim Abtransport können so künftig lebensrettende Minuten gespart werden“, erklärt der Flugbetriebsleiter der ARA Flugrettung, Herbert Graf. An einem Beispiel erläutert er den großen Zusatznutzen der Rettungswinde: „Im freien und steilen Gelände kommt ein Schifahrer zu Sturz und verletzt sich schwer. Eine Landung direkt beim Verunfallten ist aufgrund der Steilheit des Geländes und Bäumen im Umfeld nicht möglich. Ohne Rettungswinde musste die Notärztin bis dato von einer Landemöglichkeit in der Nähe oft viele Minuten zum Patienten auf- oder absteigen. Auch der Abtransport gestaltete sich, wenn nicht bodengebundene Einsatzkräfte vor Ort waren, oft mühsam und mitunter nicht ganz ungefährlich. Mit der Rettungswinde werden Flugretter und Notärztin nun in solchen Fällen ohne Zwischenlandung zum Patienten gebracht und von dort auch wieder abgeholt.“
War in der bisherigen Maschine eine Drei-Personen-Crew an Bord, so stehen nun vier Crew-Mitglieder im Einsatz. Zum Piloten, dem Flugretter und der Notärztin kommt ein Windenoperator (er bedient die Rettungswinde) hinzu.
Da die neue H145 doch erheblich größer ist und auch ein Crew-Mitglied mehr an Bord hat als die bisherige EC135, war es notwendig, die Flugplatz-Infrastruktur am Nassfeld entsprechend anzupassen. „Wir haben den Hangar nicht nur substanziell vergrößert, sondern im Inneren auch umgebaut, um den neuen Helikopter ein perfektes Zuhause bieten zu können“, erzählt der stellvertretende ARA-Geschäftsführer Andreas Grießer. Ebenso wurde kräftig in die Anpassung der Crew-Unterkünfte investiert. „Die bisherige Unterkunft war für drei Personen konzipiert, nun sind vier Mitarbeiter an Bord. Daher mussten wir zusätzliche Container aufstellen. In Summe investierte die ARA eine sechsstellige Summe. „Das ist zugleich eine sinnvolle Investition in die Optimierung der notfallmedizinischen Versorgung Kärntens aus der Luft“, freut sich ARA-Geschäftsführer Thomas Jank.
Im Oktober und im November wird die Crew der ARA Flugrettung Trainings und Übungen mit dem neuen Fluggerät absolvieren. Am 8. Dezember startet der neue „ARA-3“ in die Wintersaison 2023/2024.