Spartenobmann Josef Petritsch ist überzeugt, dass der aktuelle Mitarbeitermangel im Tourismus nichts mit Geld, Arbeitszeiten oder dem früher oft bemängelten Umgang mit den Beschäftigten zu tun hat. Im Gegenteil: “Wir bieten inzwischen wohl die flexibelsten Arbeitszeitmodelle aller Branchen – da kann kaum eine andere Sparte mithalten”, meint der Obmann. Dennoch klagen mehr als 80 Prozent der Kärntner Tourismusbetriebe über zu wenige Mitarbeiter. Insgesamt dürften zu Sommerbeginn wohl 1.800 bis 2.500 Arbeitskräfte fehlen. Die Folgen dieses Mangels sind bereits spürbar und zeigen sich in Angebotseinschränkungen, geänderten Konzepten, kürzeren Öffnungszeiten, mehr Schließtagen und überlastetem Stammpersonal.
Mitarbeiter aus Drittstaaten als Hoffnungsschimmer?
Ein Hoffnungsschimmer für die Branche wären Mitarbeitende aus Drittstaaten, doch das Kontingent von 208 Personen ist ausgeschöpft. “Wir kämpfen seit Monaten darum, diese Kontingente gänzlich aufzuheben”, so Hotelierssprecher Sigismund E. Moerisch. Trotz zusätzlicher Schließtage und früherer Sperrstunde würden nicht nur die bestehenden Mitarbeiter überlastet, auch Unternehmer würden wochenlang durchgehend im Betrieb stehen. “Aus meiner Sicht ist die Inflation derzeit weniger wohlstandsgefährdend als die Arbeitsmarktsituation”, so Stefan Sternad von der Wirtschaftskammer.
“Werden mit Einschränkungen leben lernen müssen”
Chancen sehen die Tourismusexperten vor allem in der Jugend: “Es liegt in unserer Hand, junge Leute auszubilden, ihnen eine Perspektive und attraktive Rahmenbedingungen zu geben.” Auch die Mitarbeiterkommunikation und –bindung empfinden Petritsch, Moerisch und Sternad als zukunftsweisend und empfehlen ihren Kollegen darauf ein größeres Augenmerk zu legen. Auch wenn der aktuelle Fachkräftemangel im Tourismus herausfordernd ist, bleiben die drei Obmänner optimistisch: “Unsere Branche ist ein Kulturgut. Wir werden uns anpassen – und mit einigen Einschränkungen werden wir auch leben lernen müssen.”