230 Teilnehmer:innen: „Kärntner Gespräche“ in der AK über Demokratie in Zeiten von Wahrheit und Manipulation

Kärnten -

Zum 14. Mal lud die Arbeiterkammer Kärnten gestern zu den „Kärntner Gesprächen zur demokratiepolitischen Bildung“. Mehr als 200 Teilnehmer:innen folgten den Ausführungen der Vortragenden und diskutierten über die Zukunft unserer Gesellschaftsform sowie die Chancen und Herausforderungen der Sozialen Medien.

Engagierte Diskussionen bei den Kärntner Gesprächen über Demokratie, Wahrheit und digitale Medien.

„Demokratie ist nicht schwach – sie braucht Mut und Haltung“

In seinen Begrüßungsworten mahnte AK-Vorstandsmitglied Martin Kowatsch: „Die Gesellschaftsform der Demokratie ist nicht von allein gekommen und wird auch nicht von allein bleiben. Demokratie muss tagtäglich neu erlernt werden, nur unser aller Engagement hält das demokratische Wesen lebendig.“ Landeshauptmann Peter Kaiser betonte in seiner Video-Grußbotschaft, dass das Motto des Vormittags kaum aktueller sein könnte: „Denn wir leben in einer Zeit, in der Wahrheit nicht mehr selbstverständlich ist, in der Menschen immer mehr das Vertrauen in das System verlieren. Demokratie ist zwar unter Druck, aber nicht schwach. Menschen brauchen eine Politik, die zuhört, Bedürfnisse spürt, Missstände erkennt und den Mut hat, diesen einen Riegel vorzuschieben.“

AK-Vorstandsmitglied Martin Kowatsch. (c) AK Kärnten/Helge Bauer

Zwischen Wahrheit, Wandel und digitaler Manipulation

Philosoph, Historiker und Schriftsteller Philipp Blom analysierte die Polykrise, in der Europa sich befindet – eine Überlappung und Intensivierung von Klimakrise, Verschiebung der Weltordnung, Digitalisierung, neuen globalen Konflikten sowie einer Krise der Demokratie und der Wahrheit. Blom stellte die Frage, ob dies das Ende des Westens sei und die Zukunft Europas als strategisch unabhängiges Bündnis demokratischer Staaten auf dem Spiel stehe. Kommunikationswissenschaftlerin Sophie Lecheler analysierte die Rolle digitaler Medien. „Daten sind heute ein entscheidender Faktor im Wahlkampf, da Parteien sie nutzen, um Botschaften passgenau – oft unsichtbar für die Öffentlichkeit – auf einzelne Wählergruppen zuzuschneiden. Das ist nichts Neues, aber man muss sich bewusst sein, dass sich die Datenmengen und -verfügbarkeiten verändert habe.“ Eine besondere Note brachte Kabarettist Hosea Ratschiller ein. Er zeigte mit seinem kritischen Humor, wie Satire als Werkzeug für Kritik und Aufklärung genutzt werden kann.

Philipp Blom und Sophie Lecheler. (c) AK Karnten/Helge Bauer

Demokratie lebt vom Mitreden – besonders der Jugend

Daniel Weidlitsch, Leiter der Abteilung Bildungspolitik, Jugend und Kultur: „Die Kärntner Gespräche sind ein Format, dass sich mit gegenwärtigen demokratiepolitischen Herausforderungen multiperspektivisch und vor allem kritisch auseinandersetzt. Es freut mich insofern, dass heute sehr viele junge Menschen an der Veranstaltung – und vor allem auch an den Diskussionen – teilgenommen haben.“