Kirchbach -
Die Dammbrüche an der Gail im Zuge des letzten Jahrhunderthochwassers bewegen noch immer die Gemüter. Viele fragen sich, wie so etwas heute noch passieren kann.
Vor allem der riesige rechtsufrige Dammbruch bei Waidegg wirft da und dort Fragen auf. „Dieses letzte Ereignis war stärker als ein hundertjährliches Hochwasser“, befindet Hannes Poglitsch, Leiter des Amtes für Wasserwirtschaft in Hermagor. „Die Verklausung bei der Waidegger Gailbrücke durch Treibholz führte nach Expertenmeinung zu besonderen Fließverhältnissen. So dürfte der Düseneffekt im Bereich der Gailbrücke in Kombination mit Dammüberströmungen und Durchströmvorgängen zu diesem folgenschweren Dammbruch geführt haben.
Alter Dammaufbau
Diese unvorstellbaren inneren und äußeren Erosionskräfte dürften unmittelbar auf den Dammaufbau eingewirkt und ihn zum Brechen gebracht haben. Poglitsch erinnert daran, dass der weit überwiegende Teil der Gaildämme, auch der in Waidegg, auf die Hochwasserregulierung vor mittlerweile 90 Jahren zurückgeht. „Es handelt sich hier um einfache, unverdichtete Dammaufbauten nach dem damaligen Stand der Technik“, weiß Poglitsch. In den Anfängen der Gailregulierung gab es ausschließlich manuelle Arbeitsverfahren, sämtliche Materialbewegungen, wie Steine, Schotter und Sand, mußten händisch bewegt werden. Erst in den Dreißigerjahren kamen die ersten, technisch bescheidenen, aber personalaufwändigen Arbeitsgeräte in Form von Dampf-Schwimmbaggern in den Einsatz. Sie wurden von einer achtköpfigen Mannschaft bedient. Zu Spitzenzeiten (etwa 1936) waren 412 (!) Bauarbeiter in der Gailregulierung eingesetzt. Demnach sei nachvollziehbar, dass diese Dämme Jahrhundertereignissen punktuell nicht standhalten können.
Neue Technik
Laut Poglitsch habe sich in der Wasserbautechnik viel geändert, dies betreffe sowohl die Technik als auch die maschinelle Umsetzung. So sei in den Bereichen Kirchbach, Tröpolach, Potschach oder Görtschach diese neue Technik schon eingesetzt worden. Dazu ist kein Geheimnis, dass Österreich im Schutzwasserbau auf internationaler Ebene eine führende Rolle spielt. „Die neuen Dammbauten sind stabil und mehrschichtig aufgebaut und bestehen aus einem mit Lehm- und Tonmaterialien aufgebauten Dichtkörper, der landseitig von einem massiven Stützkörper gehalten wird“, erklärt der erfahrene Wasserbauer.
Viel Arbeit wartet
Mit Hochdruck setzt das Amt für Wasserwirtschaft Hermagor derzeit die vordringlichsten Sicherungsmaßnahmen an der Gail um. „Dazu zählen das Verschließen der Dammbrüche in Danz, Waidegg, Stranig, Goderschach und Nölbling wie die Sanierung der Strömungseinrisse an Dammteilen quasi als Vorboten späterer Dammbrüche vor allem im Bereich Watschig-Postran“, erklärt Poglitsch. Sukzessive sollen in weiterer Folge und bei Vorhandensein der notwendigen finanziellen Mittel die alten Dämme durch neue ersetzt werden. Die Klimaveränderung läßt offenbar die Gail wieder ein Stück gefährlicher werden.
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