Insolvenzen in Kärnten 2024: ISA hilft über 1.300 Betroffenen und fordert politische Maßnahmen

Kärnten -

Im Jahr 2024 hat der Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer:innen (ISA) in Kärnten über 1.300 Beschäftigte vertreten und für diese insgesamt mehr als 10 Millionen Euro an offenen Forderungen geltend gemacht. Besonders betroffen waren Arbeitnehmer:innen aus den Bereichen Hotel- und Gastgewerbe, Handel, Eisen- und Metallgewerbe, Elektroindustrie und Bau.

Team Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer:innen_AK Kärnten.

Unterstützung direkt nach der Insolvenz

Unmittelbar nach der Eröffnung einer Insolvenz setzt der ISA aktiv ein, indem er die betroffenen Arbeitnehmer:innen über ihre Rechte informiert, Forderungen wie offene Löhne, Überstunden, Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie Abfertigungen berechnet und diese im Insolvenzverfahren geltend macht. Im Jahr 2024 wurden 1.326 Arbeitnehmer:innen (davon 481 Frauen und 845 Männer) unterstützt, was einen Anstieg von 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Einige der größten Insolvenzen im Jahr 2024 betrafen Unternehmen wie EnerCharge (91 Mitarbeiter:innen), Vianello(65 Mitarbeiter:innen) und Almdorf Seinerzeit (37 Mitarbeiter:innen). Die Firma Holzbau Salbrechter, mit 91 Mitarbeiter:innen, kam Ende Dezember hinzu, aber ihre Forderungen konnten noch nicht in die Statistik aufgenommen werden.

Insolvenz-Soforthilfe der AK Kärnten

Da es oft Monate dauern kann, bis der Insolvenz-Entgelt-Fonds (IEF) Zahlungen an die Betroffenen leistet, bietet die AK Kärnten eine Insolvenz-Soforthilfe an. Diese Soforthilfe wird als zinsenfreies Darlehen von bis zu 3.000 Eurogewährt und dient zur Überbrückung finanzieller Engpässe. 2024 wurden 522.990 Euro an 232 betroffene Kärntnerinnen und Kärntner ausbezahlt. Seit Einführung der Soforthilfe 2017 wurden bereits über 2,6 Millionen Euroan mehr als 1.300 Personen ausgezahlt.

Probleme bei der Lohnverrechnung und Sozialversicherung

In vielen Fällen hatten die betroffenen Unternehmen so wenig Geld, dass sie keine Lohnverrechnung durchführen konnten, was die Berechnung der Ansprüche erschwerte. Zudem kam es häufig vor, dass Mitarbeiter:innen falsch oder gar nicht bei der Sozialversicherung angemeldet waren. In einem besonders drastischen Fall wurde durch die Arbeiterkammer Kärnten eine Rückforderung von 93.000 Euro für einen betroffenen Mitarbeiter eines Kärntner Bauunternehmens erreicht. Die Arbeiterkammer Kärnten fordert verstärkte Unterstützung in der Arbeitsmarktpolitik, da die Insolvenzen und die Arbeitslosigkeit aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten weiter steigen könnten. AK-Präsident Günther Goachbetont die Bedeutung einer aktiven Wirtschaftspolitik und fordert, dass die Lohnnebenkosten nicht weiter gekürzt werden dürfen. Eine Kürzung würde die finanzielle Absicherung der Arbeitnehmer:innen im Fall einer Insolvenz gefährden.

Forderungen der AK Kärnten im Überblick:

  • Keine weiteren Kürzungen der Lohnnebenkosten, um die Absicherung der Arbeitnehmer:innen zu gewährleisten.
  • Kurzarbeit und Arbeitszeitverkürzung als temporäre Mittel beibehalten, um Arbeitsplätze in schwierigen Zeiten zu sichern.
  • Mehr Ressourcen für das AMS, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und Qualifizierungsmaßnahmen sowie schnelle Arbeitsvermittlung zu ermöglichen.
  • Verstärkte Investitionen in Bildung, Kinderbetreuung, Pflege und Infrastruktur, um das Arbeitskräftepotenzial besser zu nutzen und die Arbeitslosigkeit zu senken.

Der Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer:innen spielt eine zentrale Rolle bei der Unterstützung von Beschäftigten, die durch Insolvenzen ihrer Arbeitgeber in Not geraten. Mit einer schnellen und effektiven Soforthilfe sowie der Vertretung der Betroffenen im Insolvenzverfahren wird den Arbeitnehmer:innen in Kärnten geholfen, ihre finanziellen Ansprüche durchzusetzen. Gleichzeitig fordert die Arbeiterkammer von der Politik verstärkte Maßnahmen, um Insolvenzen zu verhindern und die Arbeitsmarktsituation zu stabilisieren.

AK-Präsident Günther Goach
(c) AK Kärnten, Helge Bauer