Die Tourismuswirtschaft sehe sich als Teil der Lösung – und nicht als Problem. Das behördliche Schließen der Gastronomiebetriebe habe vor allem dazu geführt, dass Feiern stärker in Privaträume verlegt wurden und die Infektionszahlen weiter hoch geblieben sind. Nun sei es höchst an der Zeit, die Strategie zu ändern. „Ob Hotels, Gasthäuser, Tanzschulen oder Fitnesscenter: Unsere Betriebe sind keine Superspreader, sondern bieten soziale Kontakte im sicheren Umfeld. Das große Problem sind unkontrollierbare Garagenpartys! Und diese können wir nur dann reduzieren, wenn wir den Menschen wieder die Möglichkeit geben, sich in unseren Betrieben zu treffen“, stellt Petritsch klar.
Mehr Sicherheit durch mehr Testen
Auf einen klaren Fahrplan pocht Stefan Sternad, Obmann der WK-Fachgruppe Gastronomie: „Jeden Tag erreichen mich unzählige Anrufe. Auf den Betrieben lastet ein enormer Druck, die Stimmung ist gereizt. Wenn wir am 25. Jänner nicht aufsperren dürfen, wird ein ganzer Wirtschaftszweig langfristig gegen die Wand gefahren!“ Man müsse die Betriebe unbedingt wieder arbeiten lassen, damit sie es mit eigener Kraft aus dieser Krise schaffen können. „Die große Frage ist: Was ist die Alternative? Wie wird die Welt danach aussehen, wenn wir versuchen, die Pandemie zuhause auszusitzen? Werden wir dann überhaupt noch einen Motor haben, den wir anstarten können?“ Auch über die Rahmenbedingungen werde man sich Gedanken machen müssen. Sternad fordert eine erweiterte Sperrstunde bis zumindest 23 Uhr: „Das Ziel muss sein, den Gästestrom zu entzerren. Man hat in Italien gesehen, dass eine zu frühe Sperrstunde für Menschenansammlungen sorgt und kontraproduktiv ist.“
Grundsätzlich seien Tourismus- und Veranstaltungswirtschaft bereit, jede sinnvolle Maßnahme zur Bekämpfung der Covid-19-Ausbreitung mitzutragen. „Wir sehen eine erweiterte Teststrategie als sinnvolle Maßnahme und sind auch absolut bereit, die Tests in unseren Betrieben auszuweiten und unsere Mitarbeiter zum Beispiel zwei Mal pro Woche testen zu lassen“, sagt Spartenobmann Petritsch. Dafür erwarte man sich eine Ausweitung der Testkapazitäten und Teststraßen des Landes. „Das muss wirklich schnell funktionieren. Unsere Mitarbeiter, Gäste und die gesamte Bevölkerung muss die Möglichkeit bekommen, sich jederzeit gratis testen zu lassen.“ Auch dem „Eintrittstesten“ stehe man grundsätzlich positiv gegenüber. „Entscheidend wird aber eine praktikable Umsetzung sein. Unsere Wirte werden sicher nicht als Türsteher vor den Betrieben stehen. Die Endverantwortung wird beim Gast liegen müssen“, sagt WK-Wirtesprecher Sternad.
Veranstalter fordern klare Vorgaben und Unterstützung
Auch die Veranstaltungswirtschaft brauche dringend klare Ansagen und die Aussicht auf ein zeitnahes Hochfahren, betont Hannes Dopler, Sprecher des WK-Veranstaltungsbeirats: „Wir sind die Profis, wenn es um sicheres und kontrolliertes Feiern geht. Ab März/April sollten private Feiern im kleineren Rahmen wieder ermöglicht werden, sonst wird es die Hälfte der heimischen Veranstaltungswirtschaft und viele Zulieferbetriebe nicht mehr geben.“
Durch die steigende Impfrate hoffe man, das Personenlimit für Veranstaltungen zügig steigern und im Sommer schließlich wieder im Normalbetrieb arbeiten zu können.
Worauf es jetzt ankomme, seien rasche Antworten von der Politik, um sich auf die kommenden Wochen und Monate vorbereiten zu können. „Wir brauchen klare Rahmenbedingungen und einen Zeitplan für die Öffnungsschritte. Die Planung für größere Veranstaltungen im Sommer müsste jetzt bereits starten. Solange wir über die geplanten Schritte im Unklaren gelassen werden, ist das aber zu riskant. Ohne Planungssicherheit hilft uns auch der Veranstaltungsschutzschirm nicht“, so Dopler. Dieser greife nur, wenn klar sei, welche Veranstaltungen erlaubt sein werden. „Wir erwarten uns jetzt Klarheit und Fairness – auch bei den zugesagten Fördermitteln.“ Derzeit herrsche in der Veranstaltungswirtschaft Ratlosigkeit, da die Betriebe zum Großteil nicht durch ÖNACE-Codes erfasst sind und es dadurch keine Rechtssicherheit für den Bezug der Fördermittel gibt. „Hier brauchen wir schnell Antworten!“, fordert Hannes Dopler.