Der Verein ZHIG (Zukunft, Handwerk und Industrie Gailtal) ist Initiator der Akademie und zählt 39 Mitgliedsbetriebe, die in den Bereichen Handwerk, produzierendes Gewerbe und Industrie tätig sind. „Das Ziel“, so der Obmann Ing. Rainer Holz, „liegt in gemeinsamen Aktionen und Maßnahmen in den Bereichen Qualifizierung, Innovation und Kooperation, um aktiv an der wirtschaftlichen Entwicklung der Region mitzuwirken, sowie die regionale Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit wesentlich zu verbessern.“
Der Wert der Lehre
Für Lehrlingsreferentin LHStv.in Gaby Schaunig ist die Erweiterung der dualen Ausbildung von Fachberufsschule und Betrieb um die Lehrlingsakademie zukunftsweisend: „Die Vielfalt der Kärntner Ausbildungsmodelle sind Vorreitermodelle für viele andere Regionen. Das Engagement der lehrausbildenden Betriebe symbolisiert den unbeschreiblichen Wert, den sie den Lehrlingen beimessen.“ Die Lehrlingsakademie Karnische Region wird als Lehrwerkstätte über die Lehrwerkstättenförderung des Landes mit Blick auf bauliche und maschinelle Ausstattung finanziell zusätzlich unterstützt. „Qualität gilt es nachhaltig abzusichern und entsprechend zu fördern“, bekräftigt Arbeitsmarktreferentin Schaunig die Mitfinanzierung.
Im Rahmen des Festaktes überreichte Regionalentwicklungsreferent Martin Gruber dem Verein ZHIG auch eine Förderzusage in der Höhe von über 75.000 Euro aus dem LEADER-Programm. Das Projekt fördere nicht nur das Image des Lehrberufs, sondern könne auch nachhaltig die Region stärken. „Denn junge, engagierte und gut ausgebildete Nachwuchskräfte sind wesentlich, damit sich eine Region wirtschaftlich weiter entwickeln kann“, so Gruber. Um den ländlichen Raum als Lebens- und Arbeitsort aktiv zu erhalten, brauche es Initiativen und Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen.
Festredner Josef Ortner von der Ortner Reinraumtechnik GmbH begeisterte mit interessanten Fakten darüber, wo sich die Ansprüche von Arbeitnehmern, insbesondere Lehrlingen, und Arbeitgebern aktuell hin entwickeln. Gleichzeitig betonte er die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Betrieben, um ihren Mitarbeitern bestmögliche Chancen bieten zu können – über Bezirks- und Branchengrenzen hinweg.
Das Image der Lehre stärken
Der modulare Aufbau der Lehrlingsakademie reicht von Persönlichkeitsbildung, sozialer und digitaler Kompetenzvermittlung bis hin zu Elementen wie Kundenkommunikation und Projektmanagement. Die Ausbildungsbereiche werden je nach Relevanz und Branchen durch eine Steuerungsgruppe vertiefend definiert und fixiert. Sie reichen von Konfliktbewältigung, Selbst- und Stressmanagement über Selbstorganisation und Arbeitssicherheit hin zu Entrepreneurship und Methodenkompetenzen.
Module, wie die ganzjährige Berufsorientierung und branchenübergreifende Lehrlingsprojekte, tragen zum Imagegewinn einer Lehre bei. Kooperationsgespräche mit den Berufsschulen, Schulen, Arbeitgeber- wie Arbeitnehmervertretungen und Berufsorientierungsinstitute wurden bereits geführt. „Wir müssen gemeinsam und aktiv auf Erfordernisse der Zeit reagieren, um unserer Jugend echte Perspektiven zu geben und die Freude am lebenslangen Lernen zu vermitteln. So können wir auch dem demografischen Wandel entgegenwirken und unsere Region stärken“, erklärt Franz Wiedenig, langjähriger Obmann des Vereines ZHIG.
Idee und Realisierung
Geboren wurde die Idee der Lehrlingsakademie Karnische Region durch Kontakte des Vereinsvorstandes mit Mag. Andreas Otmischi, der im Drautal die MAC – My Academy, in Greifenburg, leitet. „Die My Academy in Greifenburg hat uns sehr beeindruckt. Wir haben die Lizenz für den Ausbildungsrahmenplan gesichert. Mag. Andreas Otmischi begleitet uns bei den Schritten zur Realisierung der Lehrlingsakademie Karnische Region. Nach einer Ausschreibung fanden wir den kongenialen Leiter in Mag. Werner Wölbitsch, der bereits über 10 Jahre unsere gemeinsame Pilotklasse, die Einjährige Wirtschaftsfachschule mit technischem Schwerpunkt an der HLW Hermagor, als Klassenvorstand leitet“, ergänzt Vorstandsmitglied Ernst Wieser. Die Lehrlingsakademie Karnische Region beginnt mit einem Ausbildungsmodul im Herbst 2021 und rund vierzig Lehrlinge sind dafür bereits vorgemerkt.
Text: Christine Strömpfl