Pflegeausbildung: „Kärnten startet völlig neue Schulform“

Kärnten -

Von einem „historischen Moment“ sprachen LHStv.in Beate Prettner und Bildungsdirektorin Isabella Penz, als sie heute im Rahmen einer Pressekonferenz die Standorte einer „völlig neuen Schulform“ bekanntgaben: Erstmals kann an berufsbildenden höheren Schulen nicht nur mit der Matura, sondern auch mit der Pflegefachassistenz abgeschlossen werden. „Wir bieten diese neue Schulform an der HLSP Spittal und der HLSP Wolfsberg ab Beginn des nächsten Schuljahres, also mit September 2023, an“, so Prettner und Penz.

Am Bild v.l.: Gerhard Veidl (Wolfsberg), Alfred Lackner (Spittal), BD Isabella Penz, Beate Prettner, Susanne Lissy (Diakonie), Wilfried Hude (Caritas) und Klaus-Peter Haberl (Bildungsdirektion päd. Leiter)

An privaten Schulen ist diese Ausbildungsform im Rahmen eines Pilotprojektes seit 2020 möglich: In Kooperation mit der Gesundheits- und Krankenpflegeschule des Landes Kärnten (GuK) ist dieses Projekt in der Caritasschule in Klagenfurt und an der Diakonieschule in Waiern seit zwei Jahren erfolgreich. „Mit den beiden öffentlichen Schulstandorten in Spittal und Wolfsberg werden wir ab September quasi flächendeckend aufgestellt sein“, kündigte Prettner an.

Zahl der Pflegekräfte durch verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten erhöhen 

„Unser Ziel war und ist es, pflegebedürftigen Menschen eine gute und herzliche Betreuung zu sichern. Diese steht und fällt mit einem Pflegepersonal, das in ausreichender Zahl vorhanden und nicht überlastet ist. Daher lautet mein Bestreben seit Jahren: die Zahl der Pflegekräfte zu erhöhen. Dafür müssen wir verschiedenste Ausbildungsmöglichkeiten anbieten. Und genau das tun wir“, betonte die Gesundheitsreferentin.

Doch gerade im Gesundheits- und Pflegebereich seien die personellen Herausforderungen enorm. Das habe drei Gründe: die Demografie und damit verbunden eine auf den Kopf gestellte Bevölkerungspyramide (gab es in Kärnten im Jahr 1961 noch 10.700 Geburten, sind es aktuell nur noch rund 4.700 Geburten pro Jahr; die Zahl der älteren und pflegebedürftigen Menschen steigt zeitgleich rapide); der Trend hin zur Teilzeit (von 11.203 in der Pflege tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kärnten sind nur 4.515 in Vollzeit beschäftigt); die kollektivvertraglich vereinbarte sinkende Wochenarbeitszeit (37 Stunden).

Aktuell befinden sich 1.744 Personen in einer Pflege-Ausbildung

„Es gilt also, für die Pflegeberufe und Betreuungsberufe – Heimhilfe, Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz, Diplomierte Pflegefachkraft mit Bachelor – unterschiedliche Andockmöglichkeiten zu schaffen“, erklärte Prettner. „Aktuell befinden sich 1.744 Personen in einer Pflege-Ausbildung. Laut Bedarfsstudie der Gesundheit Österreich benötigen wir pro Jahr rund 400 Ausbildungsabschlüsse. Das schaffen wir“, so Prettner.

Ziel: “Pflegeklassen” eröffnen

Wie Bildungsdirektorin Isabella Penz informierte, sei es das Ziel, an den beiden Schulstandorten ein bis zwei Klassen als „Pflegeklassen“ zu eröffnen: „Realistisch gehen wir ab September von je einer Klasse mit jeweils maximal 30 Schülerinnen und Schülern aus.“ Für Penz ist der Start „etwas ganz Besonderes: Noch nie konnten wir im öffentlichen höheren Schulwesen eine Fachausbildung im Bereich Soziales, Gesundheit und Pflege anbieten. Das ist ein Novum.

Kooperation mit GuK-Schulen

Für die fachpraktische Berufsausbildung haben wir als Kooperationspartner die GuK-Schulen gewinnen können. Wir freuen uns auf diese Zusammenarbeit.“ Gemeinsam mit den beiden Direktoren, Alfred Lackner und Gerhard Veidl, die beide versicherten, „mit Stolz und gerne diese neue Herausforderung mit unseren Lehrerteams anzunehmen“, appellierte sie „an alle 14- und 15-Jährigen, sich für diesen neuen Schultyp anzumelden. Die erweiterte Anmeldungsfrist läuft bis Ende Juni.“ Auch die Caritas- und Diakonieschule machten auf die dringend notwendige Anmeldung aufmerksam.

Das Land Kärnten übernimmt bekanntlich seit September 2022 das Schulgeld in den beiden Privatschulen. Ebenfalls seit Herbst 2022 wird die Ausbildungsprämie in Höhe von 600 Euro netto pro Monat ausgezahlt. „588 Schülerinnen und Schüler nehmen davon Gebrauch. Dazu kommen 60 PFA-Schüler, die das Anstellungsmodell (mit 1000 Euro netto pro Monat) gewählt haben. Über das AMS gibt es vor allem für Um- und Quereinsteiger Fachstipendien oder Bildungskarenzmodelle“, informierte Prettner über „finanzielle Anreize“.