Schuldenlast der Österreicher: Warum viele in finanzielle Not geraten

Österreich -

Die staatlich anerkannte Schuldenberatung (ASB) hat kürzlich den Schuldenreport für das Jahr 2023 veröffentlicht.


Dramatischer Anstieg der Erstkontakte und Schuldenlast

Im Jahr 2023 verzeichnete die ASB einen Anstieg von 17 % an Erstkontakten im Vergleich zum Vorjahr – der höchste Wert seit zwölf Jahren. Die Ratsuchenden sind im Durchschnitt mit etwa 55.000 Euro verschuldet. Eine Untersuchung zeigt, dass sich Schulden etwa alle acht Jahre verdreifachen, wenn keine Rückzahlungen erfolgen. Dieser Anstieg der offenen Schuldenbeträge wird durch Zinsen, Zinseszinsen, Anwalts- und Inkassokosten sowie Gebühren verursacht.

Ursachen für Überschuldung

32 % der Klienten nannten “Arbeitslosigkeit und Einkommensverschlechterung” als Hauptgründe für ihre Überschuldung. 21 % gaben “Umgang mit Geld / mangelnde Finanzbildung” an. Weitere 18 % wurden durch eine frühere Selbstständigkeit in die Überschuldung getrieben. “Besorgniserregend bei den aktuellen Daten ist, dass bereits jede achte Person hohe Lebenshaltungs- und Wohnkosten als Hauptursache für ihre Überschuldung angibt”, sagt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der Dachorganisation ASB. “Insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Preise für Lebensmittel, Mieten und Energie müssen die Lebenshaltungs- und Wohnkosten betrachtet werden. Dieser Wert ist zweieinhalbmal so hoch wie im Vorjahr”, fügt Mitterlehner hinzu.

Existenzminimum von 1.110 Euro

Mehr als ein Drittel der Klienten der Schuldenberatung hatte ein Einkommen unter dem Existenzminimum (Grundbetrag 2023: 1.110 Euro). Der Vergleich des Existenzminimums mit den jährlich von der ASB erhobenen Referenzbudgets zeigt, dass verschuldete Personen oft in Armut und existenziellem Mangel leben müssen. Der aktuelle Wert für ein gutes, angemessenes Leben inklusive eines Minimums an sozialer und kultureller Teilhabe liegt derzeit bei monatlich 1.730 Euro für eine alleinstehende Person.

Rufe nach strukturellen Reformen

Sozialminister Johannes Rauch erklärt, dass die Krisen der vergangenen Jahre Menschen, die bereits Schulden hatten, besonders hart getroffen haben. Insbesondere die Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Mieten und Energie haben die Situation vieler Menschen verschärft”, so Rauch. Die Bundesregierung habe daher schnelle Maßnahmen ergriffen, um vielen Menschen in Österreich zu helfen. Rauch betont: “Die Bundesregierung hat insgesamt über 40 Milliarden Euro bereitgestellt, um den Menschen in Österreich schnell zu helfen. Das Paket gegen Kinderarmut sieht eine Unterstützung von 60 Euro pro Kind und Monat für alle armutsgefährdeten Familien vor. Der Wohnschirm hilft in akuten Notsituationen. Auch die Anpassung der Sozial- und Familienleistungen sowie die Erhöhung der Mindestpensionen waren wichtige Unterstützungsmaßnahmen.

Verbesserung der Datenerhebung zur Schuldensituation

Aufgrund des gestiegenen Andrangs bei den Schuldenberatungen hat das Sozialministerium zwischen 2021 und 2024 fast 1,4 Millionen Euro an Sonderförderungen bereitgestellt. Diese zusätzliche Unterstützung ergänzt die reguläre Förderung, die bis Ende 2025 gesichert ist. In den kommenden Jahren wird sich die Datenerhebung zur Schuldensituation verbessern. Das Sozialministerium hat die Einkommens- und Lebensstatistikverordnung entsprechend novelliert.