Interessante Details über den Bezirk Hermagor

Unser Bezirk ist nicht fit für die Zukunft

Reisach / Wien -
Thomas Zametter stammt aus Reisach im Oberen Gailtal und ist Doktor der Wirtschafts- sowie Regionalforschung. Er hat dazu interessante Details über den Bezirk Hermagor herausgefunden, welche uns alle zum Nachdenken anregen sollten. Ein wichtiger Bereich ist für ihn die Technologie und wird seit Jahren komplett vernachlässigt.

Das Thema Technologie spielt offensichtlich bei uns keine wichtige „Rolle“
Ein zentraler Anhaltspunkt für die Wohlstandsmessung ist das Bruttoregionalprodukt (BRP). Es zeigt die wirtschaftliche Leistung einer Region und ermöglicht dadurch Aussagen und Vergleiche. Dieses betrug im vergangenen Jahr nur gerade einmal 66 % des österreichischen Durchschnittswertes, das Preisniveau liegt allerdings bei 98,8 %. Dies resultiert daraus, dass Tourismusregionen natürlich teurere Regionen sind, die „Einheimischen“ zahlen die höheren Preise der Gäste quasi mit. Die Regionen Oberkärnten (Bezirk Hermagor, Spittal & Feldkirchen), westliche Obersteiermark, das Waldviertel und das Südburgenland bilden die wirtschaftlich schwächsten Regionen in Österreich. Das Bruttoregionalprodukt ist im Vergleich zu den anderen Bezirken in Kärnten deshalb so niedrig, da Produktionsbetriebe und leichte Industrie fehlen, bzw. stark unterrepräsentiert sind.
Thomas Zametter stammt aus Reisach und lebt in Wien

Deindustrialisierung

Im Bezirk Hermagor sind beispielsweise nur mehr 13,6 % der unselbständig Beschäftigten im Produktionssektor, Segment Technologie, tätig. Im Jahr 2012 waren es noch 33,7 % und gerade dieser Bereich ist für den regionalen Wohlstand eine wichtige Branche. Kärntenweit stieg übrigens der Anteil an den Beschäftigten im Technologiesektor von 38,9 % auf 43,4 % im Jahr 2018. „Diese Entwicklung ist für mich sehr erschreckend und führt dazu, dass der Bezirk unter den Top 10 bei den österreichischen Abwanderungsbezirken zu finden ist“, sagt der gebürtige Reisacher. Auch gelingt eine Rückwanderung in den Heimatbezirk nur äußerst schwer. Ein „Teufelskreis“ der Negativentwicklung könnte in Gang gesetzt werden. „Der Strukturwandel kann sich im Bezirk Hermagor nicht entsprechend moderner Gegebenheiten entwickeln“, so der Autor.
In sechs Jahren gerade einmal ein gefördertes Projekt im Bezirk Hermagor
Leider ist die Region Oberkärnten wie immer im Schlussfeld zu finden

Gegensteuerung

Der Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds (KWF) setzt Rahmenbedingungen, damit sich Zukunftsbranchen leichter in Kärnten etablieren können. In den Jahren 2012 bis 2018 wurden insgesamt 643 Projekte gefördert, Schlusslicht ist hier wieder einmal der Politische Bezirk Hermagor an letzter Stelle mit nur einem Projekt im Segment Technologie. Natürlich darf man nicht vergessen, dass einzelne Bereiche wie beispielsweise der Fremdenverkehr und Tourismus ein „Aushängeschild“ im Bezirk sind, aber es gilt andere Segmente nicht zu vernachlässigen. Produktionsbetriebe und leichte Industrie fehlen, der Technologiebereich schrumpft sukzessive. „Dieser Umstand wurde in den letzten Jahrzehnten stark vernachlässigt“, sagt Zametter und gerade unsere Region würde sich für solche Vorhaben gut eignen. Die Bodenpreise sind gering und die Transportkosten nur unwesentlich höher wie beispielsweise in Villach, die Personalfluktuation eindeutig geringer wie anderswo. Oberstes Ziel aller verantwortlichen Kräfte muss es sein, mittelfristig Firmen mit Fachkräften hier anzusiedeln. Die HTLs in Villach, Lienz und Klagenfurt sind gut gefüllt mit Technikern aus dem Bezirk Hermagor, sie gilt es nach Beendigung ihrer Schulzeit wieder zurück zu holen! Quelle: www.regionalforschung-hermagor.at