Durch einen Murenabgang zur Direktvermarktung
Der Familienbetrieb von Familie Gritzner vlg. Wegscheiderhof liegt auf 1.220m Seehöhe am Maltaberg. Bewirtschaftet werden rund 60ha landwirtschaftliche Nutzfläche und 40ha Forstwirtschaft (ausschließlich Schutzwald). Die rund 30 Milchkühe werden in einem Laufstall, der 2012 zugebaut wurde, versorgt. Jeden Tag liefert der Senior-Chef die Milch bis ins Tal zur Sammelstelle. Gemolken werden die Kühe in einem 3er Tandem-Melkstand. „Jede Besamung ist eine gezielte Besamung. Wir überlassen hier nichts dem Zufall“, so der Betriebsführer Johannes Gritzner. Weil es zum Betriebsziel zählt, ein möglichst hohes Alter bei den Milchkühen zu erreichen, können einige Jungkühe über die Zuchtrinderversteigerung in Lienz erfolgreich vermarktet werden. Ein Teil des Jungviehs wird während der Wintermonate auf Partnerbetrieben verteilt, den Sommer verbringen die Kalbinnen auf der Alm. An jedem zweiten Tag wird eine frische Futtermischung mittels Mischwagen für die Rinder zubereitet, Trockensteher und Jungvieh erhalten eine eigene Mischung. Da Sohn Markus überzeugter Lely-Verkäufer ist, darf ein Futteranschub-Roboter nicht fehlen. Markus weiß: „Seitdem das Futter mehrmals täglich frisch angeschoben wird, steigerte sich die tägliche Futteraufnahme und das spiegelt sich auch in der Milchmenge wider.“
Als im November 2019 die einzige Zufahrtsstraße zum Betrieb durch eine Mure verschüttet wurde, blieb die Familie für 14 Tage auf der gesamten Milchmenge sitzen. Spontan wurden von der Betriebsführerin Sabine Gritzner und vielen helfenden Händen am Hof in dieser Zeit rund 3.000l Milch zu Joghurt und Topfen verarbeitet. Die Nachfrage nach den Produkten war enorm, wodurch sich neben der Vermietung von Ferienwohnungen das Standbein der Direktvermarktung entwickelte. Seitdem werden am Hof regelmäßig Butter, Topfen, Joghurt in verschieden Variationen und Aufstriche aus wöchentlich ca. 700l Milch hergestellt. Beim Programm „Genussregion Bauernhof“ der Genussregion Kärnten ist Sabine seit 2021 mit dabei. Mit Stolz erzählte sie: „2019 machte ich das erste Mal bei der Prämierung für Direktvermarkter mit meinem Joghurt mit. Umso überraschender war es, gleich eine Goldmedaille zu erreichen. 2020 folgte dann wieder Gold für Butter und Aufstriche. Die Auszeichnungen motivieren die gesamte Familie und sind eine Bestätigung dafür, dass sich die Bemühungen rund um den neuen Betriebszweig lohnen.“ Insgesamt werden fünf Stationen mit den hofeigenen Produkten regelmäßig beliefert.
Mutter- und Ammenkuhhaltung als Erfolgsmodell
Am späten Nachmittag wurde der Mutterkuhbetrieb von Familie Feistritzer besichtigt. Im 2008 erbauten Laufstall befinden sich zwischen 40 und 50 Fleckviehkühe mit ihren Kälbern. Jährlich werden rund 80 Kälber abgesetzt – das funktioniert, weil nahezu jeder Mutterkuh ein zweites Kalb angewöhnt wird. Der Betriebsführer Franz Feistritzer erklärt: „Wir kaufen rund die gleiche Anzahl an Kälbern, die bei uns auf die Welt kommt, nochmals dazu. In der Mutterkuhhaltung bleibt fast ausschließlich der Kälbererlös – es ist notwendig, die vorhandenen Ressourcen bestmöglich zu nutzen.“ Daher war es dem Betriebsführer wichtig, den Stall ausschließlich aus eigenem Holz mit möglichst viel Eigenleistung und ohne unnötigem „Schnickschnack“ zu errichten. Durch ein sehr gut funktionierendes, eingespieltes Team bestehend aus Nachbarn, erfolgt die Ernte der rund 32ha reibungslos. Die Besamung erledigt ganz unkompliziert der Deckstier. An jedem zweiten Tag wird den Kühen und Kälbern eine Mischration bestehend aus hauptsächlich betriebseigenen Komponenten mittels Futtermischwagen vorgelegt. Die Kälber erhalten darüber hinaus noch Heu und Kraftfutter. Neben den Kühen werden 8 Pferde am Hof gehalten. „Der alte, momentan leerstehende Stall könnte in Zukunft möglicherweise in einen Bereich für Einstellpferde umfunktioniert werden“, erzählt uns Tochter Sandra, die uns mit Stolz ihre Tiere vorstellte.
Auf die Piste, fertig, los!
Anschließend ging es für die JungzüchterInnen auf den Katschberg, wo der Fußweg zur Gamskogelhütte für rege Diskussionen genutzt wurde. Die Vorfreude auf den nächsten Höhepunkt der Kärntner Jungzüchter im kommenden Herbst war bereits zu spüren. Das Sammeln von Ideen für die Jubiläumsschau der Kärntner Jungzüchter am 22. Oktober 2022 in St. Donat erfolgte nebenbei.
Nach einer Stärkung in der Hütte wurde der Abend mit dem hinunter-Rodeln abgeschlossen. Wir bedanken uns herzlich bei den Familien unseren JungzüchterkollegInnen Christina und Markus Gritzner und Sandra Lattacher für die Einblicke in ihre Heimbetriebe – es ist spannend die Hintergründe von JungzüchterkollegInnen kennen zu lernen. Danke an die Kärntner Milch, die die Kärntner Jungzüchter regelmäßig unterstützt und natürlich bei allen JungzüchterInnen fürs Dabeisein.