Neuer europäischer Wasserstoff-Korridor führt durch Kärnten

Wasserstoff-Gipfel: Grüner Wasserstoff als Zukunftsanker für Kärntens Industriestandort

Klagenfurt -
Wie Kärnten im Wettbewerb als Wirtschafts- und Industriestandort zukunftsfit gemacht werden kann und welche neuen Perspektiven sich für energieintensive Betriebe in Kärnten ergeben, stand heute, Mittwoch, im Zentrum des bereits dritten Kärntner Wasserstoffgipfels. Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig hatte rund 50 hochrangige Experten aus Politik, Wirtschaft und Industrie nach Klagenfurt geladen, um konkrete Schritte in Richtung einer regionalen Wasserstoffversorgung zu diskutieren.
 

Rund 50 hochrangige Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Industrie trafen sich zum 3. Wasserstoffgipfel in Klagenfurt

Grüner Wasserstoff: Schlüssel zur Zukunft unserer Industrie

„Grüner Wasserstoff wird zur Schlüsselfrage für die Wettbewerbsfähigkeit unserer energieintensiven Industriebetriebe. Gerade für die Dekarbonisierung der Industrie wird es ohne Wasserstoff nicht gehen. Die Versorgung mit nachhaltigem und günstigem Wasserstoff ist daher essenziell für die Zukunft unseres Standortes“, betonte Schuschnig.

SouthH2-Korridor

Ein zentrales Thema des Gipfels war der geplante SouthH2-Korridor, eine 3.300 Kilometer lange Wasserstoff-Pipeline von Nordafrika über Kärnten bis nach Süddeutschland, die Europa mit Wasserstoff versorgen werde. Schuschnig sieht darin eine strategische Chance für den Standort Kärnten: „Diese Pipeline ist weit mehr als ein Infrastrukturprojekt. Sie ist eine europäische Wertschöpfungsachse für nachhaltige Energieversorgung. Kärnten liegt dabei nicht am Rand, sondern mitten im Herzen der wirtschaftlichen Chance für den Standort.“

Kärnten plant eigenes Wasserstoffnetz entlang internationaler Trasse

Nun sei es wichtig, dass „es auch Auf- und Abfahrten dieses neuen Wasserstoffachse für Kärnten gibt“. Um die Versorgung des Industriestandorts zu sichern, hat der Kärntner Wirtschaftslandesrat deshalb die Planungen für ein regionales Versorgungsnetz beauftragt. Kärnten plant, entlang der internationalen Trasse ein eigenes regionales Wasserstoff-Verteilnetz zu entwickeln. Bestehende Gasleitungen sollen dafür umgerüstet werden. „Ich habe die KNG ersucht, ein Modell für ein Kärntner Startnetz zu erarbeiten. Unser Ziel ist klar: Kärnten muss Teil des nationalen Netzinfrastrukturplans werden, um Zugang zu Förderungen und nationaler Planungssicherheit zu erhalten“, so der Landesrat.

KELAG-Vorstand Dipl.-Kfm. Danny Güthlein, LR Mag. Sebastian Schuschnig, Mag. Brigitte Straka-Lang (Trans Austria Gas GmbH), DI Dr. Alexander Trattner (HyCentA) (c) Büro LR Schuschnig

Mit der bereits beschlossenen Kärntner Wasserstoffstrategie verfüge Kärnten über eine strategische Grundlage, die nun um konkrete Maßnahmen für die Nutzung des Wasserstoff-Korridors erweitert werde. Bis Jahresende sei geplant, dass dieses Maßnahmenpaket steht.

Erste grenzüberschreitende Wasserstoffpipeline Europas nimmt Form an

Brigitte Straka-Lang, Geschäftsführerin der Trans Austria Gasleitung GmbH, stellte den SouthH2-Korridor als „eine der ersten grenzüberschreitenden Wasserstoffpipelines Europas“ vor. Sie betonte: „Gemeinsam mit unseren Partnern in Italien, Deutschland und Österreich schaffen wir die Voraussetzungen für eine starke europäische Wasserstoffverbindung. Der SoutH2-Korridor stärkt nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern fördert Innovation, neue Wertschöpfungsketten und nachhaltiges Wachstum entlang der gesamten Trasse.“

Wasserstoffstrategie für Kärnten

HyCenta-Geschäftsführer Alexander Trattner, der für Kärnten die Wasserstoff-Strategie wissenschaftlich erarbeitete, sagte, Wasserstofftechnologien seien ein zentraler Pfeiler zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. „Die europäische Perspektive setzt dabei auf Innovation, Zusammenarbeit und eine nachhaltige industrielle Transformation entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Durch gezielte Investitionen in Forschung, Infrastruktur und Leuchtturmprojekte wie Hydrogen Valleys treibt Europa die Dekarbonisierung zentraler Wirtschaftssektoren entschlossen voran“, so Trattner.

Kärnten wird Wasserstoff-Knotenpunkt – Investitionen und Infrastruktur im Fokus

Schuschnig unterstrich, dass Kärnten gut positioniert sei: „Seit dem letzten Gipfel ist viel in Bewegung gekommen. Kärnten ist Teil des österreichweit ersten Wasserstoff-Tal, bei dem rund eine halbe Milliarde an Investitionen durch die Wirtschaft in die Wasserstofftechnologie in der Pipleine sind.“ Die erste Wasserstoff-Busflotte startet 2026. Nun sei der Fokus auf den Aufbau der Infrastruktur zu legen: „Wer heute Wasserstoff-Infrastruktur aufbaut, sichert damit den Standort für morgen ab und schafft Arbeitsplätze. Kärnten hat das Potenzial, zu einem zentralen Knotenpunkt im europäischen Wasserstoffraum zu werden. Dieses Potenzial müssen wir aktiv nutzen.“

Klimaschutz ja, aber mit Augenmaß

Angesichts der aktuellen Konjunkturlage und des weltweiten Wettbewerbs der Standorte betonte Schuschnig erneut: „Die Klimazielen müssen mit der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft vereinbar sein. Es braucht in Europa und Österreich einen Zugang mit Hausverstand, um den Standort im globalen Wettbewerb nicht zu überfordern. Eine Übererfüllung der Klimaziele zu Lasten der Wirtschaft und Industrie riskiert unsere Wettbewerbsfähigkeit“, mahnt der Wirtschaftslandesrat.

Rückfragehinweis: Büro LR Schuschnig
Redaktion: Adrian Plessin / Versand: Markus Böhm
Fotohinweis: Büro LR Schuschnig