Glücklicherweise waren zu dem Zeitpunkt weder Autofahrer noch Wanderer oder Kletterer in dem Gebiet unterwegs. Seit dieser Nacht gibt es allerdings keine direkte Straßenverbindung mehr zwischen den benachbarten Gemeinden Kötschach-Mauthen und Paluzza. Eine rasche Lösung für dieses Problem ist nicht in Sicht. Vorerst ist Friaul Julisch Venezien nur über das Nassfeld oder über Thörl-Maglern/Tarvis erreichbar. Insider dies- und jenseits der Staatsgrenze befürchten sogar, dass dieser vollkommen untragbare Zustand möglicherweise monatelang, schlimmstenfalls sogar jahrelang so bleiben könnte.
Lebensader abgeschnitten
Bgm. Mag. (FH) Josef Zoppoth (SPÖ) von der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen hat unmittelbar nach dem Bekanntwerden dieses Ereignisses erste Sondierungen mit Vertretern auf italienischer Seite aufgenommen, aber vorerst ist die ANAS als zuständiger Straßenerhalter noch mit der Beurteilung der Lage beschäftigt. „Für die Gemeinden der Region diesseits und jenseits des Passes ist die Unterbrechung sehr belastend. Vor allem für die Wirtschaftstreibenden, die Tourismusunternehmen, die Aquarena und die Skibetriebe wäre eine längere Sperre der Verbindung ein großer wirtschaftlicher Schaden. Wichtig ist für uns als Erstmaßnahme, dass die Verbindung schnellstmöglich wiederhergestellt wird und dass parallel die Verhandlungen zur Herstellung einer ganzjährigen Befahrbarkeit wieder aufgenommen werden. Dazu braucht es die Bereitschaft beider Länder.“
Ruf nach Scheitel-Tunnel
Nachdem der Plöckenpass in der Vergangenheit – insbesondere im Winter – schon öfter wegen Lawinengefahr oder leichteren Steinschlag-Ereignissen gesperrt war, flammt der Ruf und die Idee nach einer Tunnel-Verbindung immer wieder auf, doch bisher ist dieses Projekt immer an den finanziellen Möglichkeiten gescheitert. Nationalrats-Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP) erinnert sich: „Vor über 10 Jahren gab es sogar schon einen unterschriftsreifen Vertrag, der allerdings von Kärntner Seite nicht unterfertigt wurde.“ Die im Jahre 2013 erstellte Kostenschätzung für den 3,5 km langen Scheiteltunnel lag bei 80 bis 100 Millionen Euro. Das Nordportal war auf Höhe Kreuztratte (1.045 m) geplant, das Südportal auf Höhe 1.003 m, beim Albergo „Casetta in Canada“.
Statements aus der Region
Ökostrom-Pionier Wilfried Klauss erklärt: „Der Plöckenpass ist nach wie vor die kürzeste Verbindung von Nord nach Süd über die Alpen zur Adria und um bis zu 100 km kürzer als alle anderen parallel laufenden Alpen-Querungen. Die Sperre und die weitere Unsicherheit ist ein Tiefschlag für diese Regionen, die weitere Infrastruktur- und Betriebsschließungen zur Folge haben können. Die jahrzehntelange Unentschlossenheit der Politik hat auch dazu geführt, dass man zwischen den Varianten Tal-Basistunnel, Scheiteltunnel oder nur der wintersichere Ausbau als Zukunfts-Varianten nie in eine klare Entscheidung kam, und so ist ungenutzt viel Zeit verstrichen. Dieser Felssturz traf nun wahrscheinlich die Entscheidung – es benötigt den ca 3,5 km langen Scheiteltunnel, da zu den hohen Plöckenpassschneehöhen nun auch das Argument Felssturzgefahr dazu kam, und somit zwei triftige Kriterien für den Scheiteltunnel sprechen.“
Holzmakler Sepp Thurner: „Da es sicher kein geologisches Gutachten gibt, das die Gefahr von Felsstürzen auf der italienischen Seite ausschließt, muss man eine sehr schnelle Lösung mit dem Scheiteltunnel anstreben. Dieser 3,5 km lange Tunnel wäre in zwei Jahren fertig und die vor Konkurs gefährdeten Angrenzer müsste man inzwischen unterstützen (Beherberger, Gastronomie, Tankstellen, Hallenbad usw.).
Bezirkshauptmann Dr. Heinz Pansi mahnt: „Mein dringender Appell geht an die Politik. Bitte zu bedenken, dass auch der Oberkärntner Raum zu Kärnten gehört; dort ist man mit diversen Projekt-Finanzierungen ohnehin schon deutlich im Rückstand, während rund um die Koralm-Bahn derzeit alles „vergoldet“ wird.“
Victoria Gailer: „Die Sperre des Plöckenpass hat nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen, sondern bedroht auch die Zukunftsaussichten und die Lebensqualität der Jugendlichen in unserer Region. Es geht nicht nur um den Zugang zu Bildung und Arbeitsplätzen – obwohl das sehr wichtig ist. Es geht darum, ob unsere Region eine Zukunftsperspektive bietet.
Gemeindeverband Karnische Region
In einer Aufforderung des Gemeindeverbandes Karnische Region an die Bundes- und Landesregierung werden von allen sieben Gemeinden dringende bilaterale Verhandlungen verlangt, mit der Zielsetzung der Herstellung einer ganzjährigen und wintersicheren Passverbindung. Einig sind sich die Bürgermeister darin, dass die schon lange angedachte Scheiteltunnel-Variante wohl die beste Lösung wäre.
Italienische Medien
Abgesehen von den Aktivitäten auf österreichischer Seite wird natürlich auch in Friaul dringend nach einer Lösung des Problemes Plöckenpass gesucht. So soll es, nach einer Meldung des Messaggero Veneto, spätestens Anfang Jänner 2024 zu einem hochrangigen Treffen zwischen Friauls Regionspräsidenten Massimiliano Fedriga und seinem Vize Stefano Mazzolini mit Kärntens LH Peter Kaiser und LR Martin Gruber kommen, um „Nägel mit Köpfen“ zu machen.