Ein großer Schritt für die Verkehrssicherheit in Österreichs Gemeinden
Der VCÖ begrüßt die gestern im Nationalrat behandelte StVO-Novelle, die es ab 1. Juli Gemeinden und Städten erleichtert, Tempo 30 umzusetzen, insbesondere dort, wo vermehrt Kinder oder ältere Menschen unterwegs sind, wie beispielsweise bei Schulen, Kindergärten, Seniorenheime, Krankenhäuser oder Freizeiteinrichtungen. „20 Kilometer pro Stunde klingen nach wenig, machen aber in der Verkehrssicherheit einen großen Unterschied. Tempo 30 statt 50 halbiert den Anhalteweg, reduziert die Zahl und die Schwere der Unfälle, rettet Menschenleben“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.
Der VCÖ hat im Vorjahr eine Initiative für eine leichtere Umsetzung von Tempo 30 gestartet, die vom Österreichischen Städtebund und österreichweit parteiübergreifend von mehr als 280 Gemeinden und Städten, darunter beispielsweise Arnoldstein, Maria Saal, Pörtschach, Velden und Villach unterstützt wurde.
Sechs von zehn Verkehrsunfällen in Kärnten passieren im Ortsgebiet
Allein im Jahr 2022 (die Daten für das Jahr 2023 wurden von der Statistik Austria noch nicht veröffentlicht) wurden bei 1.593 Verkehrsunfällen im Ortsgebiet 1.840 Menschen verletzt, sieben Menschen kamen ums Leben. Noch höher ist der Anteil der Unfälle im Ortsgebiet bei Fußgängerunfällen: Im Jahr 2022 passierten 88 Prozent der Fußgängerunfälle im Ortsgebiet. Bei 154 Fußgängerunfällen wurden 23 Personen schwer und drei Personen tödlich verletzt, informiert der VCÖ. Jeder 4. Fußgängerunfall im Ortsgebiet betraf Seniorinnen und Senioren, jeder zehnte ein Kind.
Französische Stadt Lille zeigt eindrucksvolle Ergebnisse
„Verkehrsberuhigung und niedriges Tempo des Kfz-Verkehr sind sehr wirksame Maßnahmen, um den Straßenverkehr für Kinder und ältere Menschen sicherer zu machen“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Zuletzt zeigte eine Evaluierung für die französische Stadt Lille, dass in den zwei Jahren nach Einführung von großflächigem Tempo 30 im Jahr 2022, die Zahl der Verkehrsunfälle um ein Drittel abnahm, die Zahl der Unfälle mit Schwerverletzten und Todesopfern sogar um 39 Prozent.
Lärmbelastung durch Kfz-Verkehr
Darüber hinaus sind Straßen, wo 50 Kilometer pro Stunde gefahren werden darf, für die Anrainerinnen und Anrainer lauter. „Straßen im Ortsgebiet sind nicht nur ein Verkehrsweg für den Kfz-Verkehr, entlang der Straßen wohnen auch viele Menschen. Und es sind hier auch viele zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Auf die Gesundheit und Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner ist entsprechend Rücksicht zu nehmen“, erinnert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.
Mehr Sicherheit und Lebensqualität für alle
Auch Eltern nehmen Straßen, wo 50 km/h gefahren werden darf, als gefährlicher wahr, wodurch Kinder häufiger im Elterntaxi chauffiert werden und seltener selbständig zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sind. Auch das Überqueren dieser Straßen ist schwieriger, vor allem für ältere Menschen, die Barrierewirkung der Straße ist stärker.
Tempo 30 in Wohngebieten
„Mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet erhöht die Verkehrssicherheit, erleichtert es der Bevölkerung Alltagswege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen, verringert Verkehrslärm und Abgasbelastung und erhöht die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner. Die Erfahrungen zeigen zudem, dass Verkehrsberuhigung und Tempo 30 Nahversorgung und Einzelhandel stärken“, fasst VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky zusammen.
Kontrollen sind wichtig
Damit das Tempolimit eingehalten wird, sind auch Kontrollen wichtig. Bisher konnten nur Gemeinden und Städte mit eigenem Wachkörper Tempokontrollen durchführen. Der VCÖ begrüßt es, dass die StVO-Novelle vorsieht, dass künftig Gemeinden und Städte beim jeweiligen Bundesland eine Kontrollerlaubnis beantragen können.
Österreichische Gemeinden vereint
Zuletzt haben parteiübergreifend österreichweit mehr als 280 Gemeinden und Städte sowie der Österreichische Städtebund eine VCÖ-Initiative für eine leichtere Umsetzung von Tempo 30 im Ortsgebiet unterstützt (siehe https://vcoe.at/tempo30/die-unterstuetzenden-staedte-und-gemeinden). Auf die Frage, warum Tempo 30 wichtig ist, sagte beispielsweise die Bürgermeisterin von St. Andrä, Maria Knauder: „Im Stadtkern von St. Andrä befinden sich zwei Volksschulen und zwei Pflegeheime. Im Hinblick auf die Priorität der allgemeinen Verkehrssicherheit, ist es uns ein großes Anliegen durch Tempo 30 wesentlich zur Sicherheit von Groß und Klein beizutragen.“
Und Silvia Häusl-Benz, Bürgermeisterin von Pörtschach am Wörthersee, sagte: „Es geht darum, dass wir uns eine bessere Lebensqualität und Sicherheit in den Ort holen und eine verringerte Fahrgeschwindigkeit ist dabei ein wesentlicher Hebel!“