In Österreich passierte im Vorjahr jeder vierte tödliche Verkehrsunfall im Ortsgebiet. 81 Menschen kamen ums Leben, fast die Hälfte war älter als 70 Jahre, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Tempo 30 statt 50 reduziert die Zahl der schweren Unfälle und erhöht die Sicherheit vor allem von älteren Menschen und Kindern.
Ab Morgen heißt es in Spaniens Gemeinden und Städten “slow down”. Als erstes Land in der EU führt Spanien mit einer landesweiten Regelung auf den meisten Straßen im Ortsgebiet Tempo 30 statt 50 ein. “Steht je Fahrtrichtung nur eine Spur zur Verfügung, gilt als Höchstgeschwindigkeit 30 km/h. Auf allen Straßen mit nur einer Fahrspur für beide Richtungen gilt Tempo 20”, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger. Die spanische Regierung möchte damit die Verkehrssicherheit erhöhen und es der Bevölkerung erleichtern, Alltagswege in der Stadt beziehungsweise in der Gemeinde zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen.
International setzen immer mehr große Städte auf fast flächendeckendes Tempo 30
Zuletzt trat zu Jahresanfang in Brüssel in verbautem Gebiet flächendeckend Tempo 30 ein, Tempo 50 ist nun die gekennzeichnete Ausnahme auf einzelnen Straßen. Flächendeckendes Tempo 30 gilt unter anderem auch in Grenoble, Helsinki, Lille, Zürich, Barcelona und seit Oktober auch in Palma de Mallorca, informiert der VCÖ.
Einst war Österreich ein Vorreiter bei Tempo 30. In Graz wurde bereits im September 1992 mit Ausnahme der Hauptstraßen flächendeckend Tempo 30 eingeführt. Die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten ging dadurch um ein Viertel zurück. Tempo 30 statt 50 reduziert den Anhalteweg, der die Summe aus Reaktions- und Bremsweg ist. Ein Pkw, der bei Tempo 30 einen Anhalteweg von 11 Metern hat, hat bei Tempo 50 einen Anhalteweg von 24 Metern.
Nach elf Metern hat das Auto noch eine Geschwindigkeit von 49 km/h. Wird ein Fußgänger mit diesem Tempo angefahren, ist das Risiko schwerster oder gar tödlicher Verletzungen extrem hoch. Während in Graz auf rund 80 Prozent des Straßennetzes Tempo 30 gilt, sind es in Linz nur 45 Prozent und in Klagenfurt nur 53 Prozent, informiert der VCÖ.
Jeder 4. tödliche Verkehrsunfall passiert in Österreich im Ortsgebiet
Eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt, dass im Vorjahr in Österreich jeder vierte tödliche Verkehrsunfall im Ortsgebiet passierte. 81 Menschen verloren dadurch ihr Leben. Die größte Opfergruppe waren Fußgängerinnen und Fußgänger, 30 wurden bei einem Verkehrsunfall getötet, 17 davon waren älter als 70 Jahre, macht der VCÖ aufmerksam.
Zudem kamen neun Radfahrende ums Leben, fünf davon waren älter als 70 Jahre sowie sechs E-Bike-Fahrende, vier davon waren älter als 70 Jahre. 38 der 81 Menschen, die im Ortsgebiet im Straßenverkehr ums Leben kamen, waren älter als 70 Jahre.
“Unser Verkehrssystem nimmt auf Schwächere, wie Kinder und ältere Menschen, viel zu wenig Rücksicht. Durch die Reduktion des Tempos im Ortsgebiet können viele schwere Unfälle, viele schwere Verletzungen verhindert und Menschenleben gerettet werden. Es sollte Konsens sein, dass die Gesundheit absoluten Vorrang hat”, betont VCÖ-Experte Schwendinger. Der VCÖ spricht sich dafür aus, dass Tempo 30 die Regelgeschwindigkeit im Ortsgebiet wird und Tempo 50 als gekennzeichnete Ausnahme nur dort gilt, wo es aus Sicht der Verkehrssicherheit zu rechtfertigen ist.