„Der Bezirk Hermagor hat viel Potential”

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Gail-, Gitsch- und Lesachtal -

Die vergangenen Jahre waren geprägt von Pandemie, Krieg und Teuerungskrise. Aber es gab vor allem in Kärnten viele positive Entwicklungen. Wir haben zum Jahresausklang mit Landeshauptmann Peter Kaiser und Landtagsabgeordneten Luca Burgstaller darüber gesprochen.

Landeshautpmann Peter Kaiser und Landtagsabgeordneter Luca Burgstaller im Interview zu aktuellen politischen Themen

Gailtal Journal: Der Dezember gilt ja im Allgemeinen als der Monat, um Rückschau auf das vergangene Jahr zu halten. Wie beurteilen Sie das Jahr 2022?

Peter Kaiser: Ich persönlich hoffe, dass man in Kärnten das Jahr 2022 in Erinnerung behalten wird, als das Jahr, in dem wir viele politische Weichen – Stichwort: 100 Prozent Kinderstipendium, neues Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, Kärnten-Bonus – für eine erfolgreiche Zukunft unseres Landes und seiner Menschen gestellt haben, durch eine schwierige Zeit hindurch und allen Widrigkeiten zum Trotz.

Luca Burgstaller: Wir erleben global derzeit besonders herausfordernde Zeiten. Vor allem die massive Teuerung trifft uns alle – egal ob Wirtschaft oder Privat. Aus dieser Situation müssen wir das Beste machen. In Kärnten haben wir deshalb ein Entlastungspaket von über 124 Millionen Euro geschnürt. Wir haben beispielsweise als erstes Bundesland aus der Sonderdividende der Kelag den Kärnten-Bonus in Höhe von 200,- Euro an die Kärntnerinnen und Kärntner, die es am dringendsten brauchen, zurückgezahlt. Ich weiß, dass es noch weitere Maßnahmen – vor allem von Seiten der Bundesregierung – brauchen wird. Ich denke, dass wir in Kärnten aber im Rahmen unserer Möglichkeiten derzeit das Beste machen.

Welche Errungenschaften der vergangenen Jahre waren Ihnen am wichtigsten?

Peter Kaiser: Seit Herbst 2022 werden 100 Prozent der durchschnittlichen Elternbeiträge für den Besuch einer Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtung in Kärnten durch das Land refundiert. Es ist gut, dass diese finanzielle Entlastung, mit bis zu 3.000 Euro pro Kind und Jahr, in einer ohnehin belastenden Zeit greift, aber es ist kein Zufall, sondern das Ergebnis langjähriger, hartnäckiger politischer Arbeit und einem klaren Ziel vor Augen: Kärnten soll die kinder- und familienfreundlichste Region Europas werden. Mit dem neuen Kinderbildungs- und –betreuungsgesetz werden wir im kommenden Jahr auch die Rahmenbedingungen für unsere engagierten Elementarpädagog*innen deutlich verbessern.

Luca Burgstaller: Mit dem Blick auf Hermagor muss man neben den vorhin erwähnten Errungenschaften in der Kinderbetreuung wohl die Investitionen in den Hochwasserschutz und den Glasfaserausbau erwähnen. Vor allem Glasfaser braucht unser Bezirk wie Venen und Adern in einem gesunden Körper. Denn vielen internationalen Betrieben ist es heute schon egal, ob ihre Mitarbeiter in New York oder in Hermagor sitzen und dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Was es braucht ist deshalb beste digitale Infrastruktur. Ich bin überzeugt, dass die Digitalisierung eine große Chance für ländliche Regionen ist, wenn man als Politik die richtigen Rahmenbedingungen schafft.

Und was waren die größten Herausforderungen?

Peter Kaiser: Leider müssen wir hier in der Gegenwart bleiben – es sind keine Krisen mehr, von denen wir heute sprechen, sondern wir befinden uns in einer Zeitenwende – mit teilweise immensen realpolitischen Herausforderungen, die andauern. Viele von uns und unseren Kindern sind – ausgenommen unsere Eltern und Großeltern – noch nie oder kaum damit konfrontiert gewesen, verzichten zu müssen. Der Krieg in der Ukraine, die teilweise damit zusammenhängende massive Teuerungswelle, die auch bei uns immer dramatischer spürbaren Folgen der Klimakrise – all das macht deutlich, dass ein ständiges „Mehr“ und „Wachstum“ nicht möglich sein wird, wenn wir unseren Kindern einen lebenswerten Planeten übergeben wollen. Aufgabe der Politik ist es, dementsprechend „enkelverantwortlich“ zu handeln – auf internationaler, auf europäischer, auf nationaler und auch auf regionaler Ebene – in Kärnten setzen wir alles daran, dem gerecht zu werden.

Landtagsabgeordneter Luca Burgstaller ist um die Anliegen der Bürger bemüht

Und im Bezirk Hermagor?

Luca Burgstaller: Wir sehen in unserem Bezirk derzeit leider immer noch eine negative Bevölkerungsentwicklung. Sie ist aber bereits etwas besser als uns so manche Prognose vorhergesagt hat. Wir erleben, dass viele – auch junge – Menschen wieder gerne in eher ländlichen Regionen leben. Deshalb müssen wir die Voraussetzungen schaffen, um ein gutes Leben in unserem Bezirk zu ermöglichen. Vor allem Arbeitsplätze und die Schaffung von Wohnraum müssen im Fokus liegen. Aber auch das kulturelle Angebot und der Schutz unserer Natur stehen dabei im Mittelpunkt.

Es wurde in den vergangenen Jahren oft von der Vision, Kärnten zur kinder- und familien- freundlichsten Region Europas zu machen, gesprochen. Inwiefern sehen Sie dieses Ziel schon verwirklicht und welche weiteren Pläne gibt es für die Zukunft?

Peter Kaiser: Den nächsten Meilenstein, den wir nach dem Kinderstipendium, der Kinderspielplatzoffensive und vielen weiteren Maßnahmen auf den Weg zu diesem Ziel setzen werden, haben wir bereits in Angriff genommen: eine umfassende Reform des Kärntner Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes. In dieser größten Reform seit Jahrzehnten enthalten ist unter anderem ein schrittweises Absenken der Gruppenhöchstzahl von 25 auf 20 Kinder bis 2028. Die Arbeitsbedingungen für die Elementarpädagog*innen werden gleich auf mehreren Ebenen verbessert. Ab dem kommenden Kindergartenjahr soll die Arbeitszeit auf 37 Wochenstunden reduziert werden. Zudem bekommen die Pädagog*innen mehr Vor- und Nachbereitungszeit – und bis zu 40 Prozent mehr Gehalt.

Herr Burgstaller, wie haben Sie Ihre erste Periode als Landtagsabgeordneter gesehen?

Luca Burgstaller: Es waren auf alle Fälle spannende Jahre. Ich durfte viele Menschen kennenlernen und durfte daran mitarbeiten, dass Kärnten und unser Bezirk die besten Rahmenbedingungen für die Zukunft hat. Das Schöne an der Landespolitik ist ja, dass die Dinge, die man beschließt, das Leben der Menschen im nahen Umfeld im Idealfall besser machen. Wenn eine junge Mutter einem dankt, weil durch das Kinderstipendium ihr das Leben erleichtert wurde, ist das schon etwas Besonderes.

Herr Landeshauptmann, welchen Ratschlag geben Sie Ihren jungen Abgeordneten im Bezirk mit für ihre weitere politische Tätigkeit?

Peter Kaiser: Wenn du diesen Job machen willst, wenn du ihn lange und erfolgreich machen willst, dann musst du Menschen einfach mögen. Bei mir hat das immer funktioniert.