Die neue Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die Gail, nahe der Obergailtaler Ortschaft Dellach, ist ein Paradebeispiel zeitgemäßer Brücken-Architektur. Die im Auftrag der Gemeinde Dellach von der Holzbaufirma Pichler umgesetzte Konstruktion ist in mehrfacher Hinsicht beeindruckend. Einerseits harmoniert der gewählte Baustoff Holz wohltuend mit dem Auwald-Charakter des Brückenstandortes, und andererseits ist durch die Auftragsvergabe an ausschließlich einheimische Firmen der Regionalbezug voll gegeben. „Die Investitionskosten von etwa 500.000 Euro werden von Bund, Katastrophen-Fond, Land und Gemeinde gemeinsam getragen”, so Bürgermeister Johannes Lenzhofer.
Perfektes Team
Der Villacher Statiker Markus Egger hat Nölblinger Wurzeln, ÖBA Alexander Gressel hat seinen Firmensitz in Kötschach-Mauthen, ebenso die Firma Seiwald Bau, die mit ihrer langjährigen Erfahrung sämtliche Erdbau- und Fundamentarbeiten termingerecht erledigt hat. Weiters wurde mit Holzbau-Pichler aus Gundersheim ein traditionell verlässlicher Partner für den zeitgemäßen Holzbrückenbau gefunden, der im Zuge der Bilderbuch-Brückenmontage am 1. Juni seine Fachkompetenz beeindruckend unter Beweis gestellt hat. Die Eindeckung des 5 Grad geneigten Brückendaches erfolgte als Prefa-Metalldach durch die Firma Kaplenig aus Kötschach-Mauthen. „Die Brücke inkl. der Widerlager wurde von unserem Büro entworfen, geplant und statisch bearbeitet inkl. aller Detailausarbeitungen. Die Ausschreibung sowie die örtliche Bauaufsicht wurde vom Büro Gressel in unserem Auftrag durchgeführt”, so Markus Egger.
Sicherheit
Statiker Markus Egger verweist einerseits auf die Hochwasser-Sicherheit durch das großzügige Freibord von immerhin 2,00 Meter über dem maximal angenommenen Hochwasser-Wert HQ-100, und andererseits auf die Tatsache, dass die gesamte Konstruktion durch ein Dach vor Witterungseinflüssen geschützt ist, was die Langlebigkeit der Konstruktion entscheidend verlängert. Sämtliche Stahlkonstruktionen wurden durch die Firma BALL Metallbau durchgeführt. Zur Arbeitssicherheit der Monteure wurde ein normgerechtes Fangnetz über den Gail-Fluss gespannt.
Technische Daten
Nach Angaben des Holzbaumeisters Hannes Pichler aus Gundersheim beträgt die freie Spannweite der Fachwerks-Konstruktion 38 Meter, die Nutz-Breite 2,70 Meter, die lichte Innen-Höhe 3,00 Meter. Den Brückenboden bildet ein massiver Lärchenpfosten-Belag. Als Langzeitschutz wird eine Dachkonstruktion aus Brettsperrholz montiert. Eingedeckt wurde mit einer Falzblechdeckung. Die Höhe des Lärchengeländers beträgt 1,30 Meter. Das 22 Tonnen schwere und 38 Meter lange Leimholzfachwerk der neuen Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die Gail, direkt neben der Mündung des Nölbling-Baches, wurde von Holzbau-Pichler professionell im Werk vorgefertigt, dann in insgesamt drei Segmenten an die Baustelle geliefert, wo sie vor Ort zu einer statischen Einheit zusammengeschraubt und innerhalb nur einer Stunde von einem 130 Tonnen schweren Teleskop-Hydraulik-Kran millimetergenau auf die Widerlager platziert wurde.
Historisches
Kommunalpolitisch gehört Nölbling zur Gemeinde Dellach, aber kirchengeschichtlich schon immer zur Pfarre Grafendorf. Seit Generationen war es für die Einwohner von Nölbling die kürzeste Wegverbindung zu ihrer Pfarre und zur Schule nach Grafendorf. Der Grafendorfer Langzeit-Pfarrer Hans-Peter Blümel erzählt: „Auch die Särge verstorbener Nölblinger wurden bis zum Jahr 1959 über diesen Steg getragen. Am Nordufer warteten dann Pferdefuhrwerke, hauptsächlich betrieben von den Bauern Unterweger und Stefan, die den Sarg anschließend bis zur Kapelle „Zum leidenden Heiland“ an der alten B111, nahe Grafendorf, transportierten, wo dann bereits der Pfarrer und die Trauergemeinde warteten, um die Verstorbenen im Kondukt noch das letzte Straßenstück bis nach Grafendorf zu begleiten.“ Pfarrer Blümel wünscht sich die Aufstellung eines passenden Erinnerungs-Schildes an jener Stelle, wo die alte Brücke über viele Jahrzehnte stand.