„Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde die Kärntner Beratungshotline für Frauen* und Mädchen* unter 0660/244 24 01 in Kooperation mit der Frauen-Helpline ins Leben gerufen, um für die Frauen in Kärnten jederzeit zur Verfügung zu stehen“, so Schaar, die den Beratungsstellen recht herzlich für ihren Einsatz dankt. Die Beratungshotline ist rund um die Uhr anonym und kostenlos erreichbar. 237 Anrufe im Jahr 2020, vor allem während der Lockdowns, stehen bisher 200 Anrufen im heurigen Jahr gegenüber. Jeder Anruf ist einer zu viel.
Seit März stieg Nachfrage nach Beratung an
Frauen sind statistisch gesehen in den eigenen vier Wänden am meisten bedroht. In der Vergangenheit waren es großteils familiäre oder partnerschaftliche Verhältnisse, in denen es zu gewalttätigen Übergriffen bis hin zum Mord gekommen ist. „Die Kärntner Frauenberatungsstellen, mit denen wir ständig in Kontakt sind, um aktuelle Tendenzen zu erkennen, verzeichneten zwischen September 2020 und 2021 23.577 Einzelberatungen sowie 15.000 Klientinnen. Ab März 2021 stieg die Nachfrage nach Beratungen wieder merklich an. Das Thema Gewalt ist omnipräsent“, so Schaar.
Frauenhäuser auch im Lockdown offen
In den vier Kärntner Frauenhäusern konnte in diesem Jahr eine markante Steigerung der aufgenommenen Frauen um 10,7 Prozent bemerkt werden. „Die Aufenthaltsdauer ist um ca. 15 Prozent gestiegen, ebenso gab es Anstiege bei Nachbetreuungsbedarf sowie bei ambulanten bzw. telefonischen oder digitalen Beratungen. Wir merken auch eine Zunahme der Intensität der häuslichen Gewalt, bei sogenannten ,High-Risk-Fällen‘“, so Prettner, die betont: „Auch im Lockdown sind die Frauenhäuser jederzeit erreichbar und eine Aufnahme ist immer möglich.“ Das gilt natürlich für alle Beratungsstellen.
Das Gewaltschutzzentrum Kärnten, das für alle Gewaltbetroffenen meist die erste Anlaufstelle ist, verzeichnete im Jahr 2020 bis heute eine Steigerung von 13 Prozent bei Betretungs- und Annäherungsverboten und eine Steigerung von 2,5 Prozent bei beratenen Personen. Alleine die Caritas-Männerberatung führte seit 1. September 2021 die verpflichtende sechsstündige Gewaltpräventionsberatung für Gefährder bis Mitte November 123 Mal durch.
Zwei neue Angebote
Zwei neue Angebote, wenn es innerhalb von Familien zu Konfliktsituationen kommt, konnte Sozialreferentin Prettner im diesjährigen Herbst vorstellen: den „mobilen Familiencoach“ und den „Kärntner Soziallotsen WOHIN“. Das mobile Familiencoaching der Diakonie de La Tour unterstützt und berät seit 1. September 2021 Familien in belastenden Lebenssituationen. 300 Familien und hier vor allem Mütter haben sich bisher schon an den Coach gewandt. Der Soziallotse hilft, bei sozialen Fragen die richtige Anlaufstelle in Kärnten zu finden.
Info:
- 24-Stunden-Beratungshotline für Frauen* und Mädchen*: 0660/244 24 01
- Gewaltschutzzentrum Kärnten: 0463/590 290 oder info@gsz-ktn.at
- Weitere Informationen, Termine der Themen-Filmabende und neue Online-Broschüre „Hilfe und Unterstützung für Frauen, Familien und Jugendliche“ (zu Gewaltschutz und Gewaltprävention): frauen.ktn.gv.at
- Im Rahmen der „16 Tage gegen Gewalt“ leuchtet auch das Amt der Kärntner Landesregierung am Arnulfplatz zwischen 25. November und 10. Dezember im Rahmen der „Orange The World“-Kampagne von UN Women wieder in Orange, um ein starkes Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.
- Das Referat für Frauen und Gleichbehandlung des Landes Kärnten lädt im Rahmen der Aktionstage zu drei Filmabenden per Online-Stream, organisiert vom Filmstudio Villach, um das Thema auf die Leinwand zu bringen (Termine und Infos zu den Filmen: https://frauen.ktn.gv.at/veranstaltungen/details?eid=51).
Neu ist auch eine Online-Broschüre mit Kontakten aller Hilfs- und Unterstützungsangebote für alle, die von Gewalt betroffen sind oder sie wahrnehmen, auf einen Blick. Zu finden ist die Broschüre u. a. unter frauen.ktn.gv.at (Service – Downloads).
SPÖ Kärnten: “Mehr Tempo im Kampf gegen Gewalt an Frauen!“
Unter dem Motto „Diese Hände schlagen nicht“ weisen SPÖ Kärnten Landesgeschäftsführer Andreas Sucher und SPÖ Kärnten Frauenvorsitzende Ana Blatnik auf die Säumigkeit der Bundesregierung beim Gewaltschutz von Frauen hin und fordern umgehend Maßnahmen. „Die Bundesregierung kommt nicht aus ihren alten Mustern heraus. Anlässlich der internationalen 16 Tage gegen Gewalt an Frauen, fällt Frauen, – und Integrationsministerin Raab nicht mehr ein als Selbstlob und Schuldzuweisungen.
Eigenlob für eine intransparente Budgeterhöhung im Gewaltschutzbereich von der niemand weiß wer davon profitiert und Schuldzuweisungen gegenüber den üblichen Verdächtigen – Gewalt gegen Frauen sei ein rein kulturell bedingtes Problem – also Schönsprech für: die Ausländer waren es. Ist das wirklich ein Lösungsansatz anlässlich des 4. Lockdown? Braucht es nicht einfach mehr Angebote, mehr Maßnahmen zum Opferschutz, mehr konkrete Förderungen und weniger Tunnelblick?“, fragt Sucher. „Wir müssen immer hinschauen, auch wenn es hässliche Fratzen der Gewalt sind, wir müssen wachrütteln und sensibilisieren“, so Sucher und Blatnik abschließend.
Ergebnisse der Studie, die von Frauenministerin Raab in Auftrag gegeben wurde
“Im Zeitraum von 1. Jänner 2010 bis 31. Oktober 2020 gab es in Österreich 319 Frauenmorde und 458 Mordversuche. Die meisten Frauen wurden 2019 ermordet – nämlich 43. Überwiegend sind die Täter männlich, in über 80 Prozent der Fälle standen sie dem Opfer nahe oder kannten die Familie. Das Alter der Täter ist niedrig, zum großen Teil waren sie unter 40. Die meisten Morde und Mordversuche gab es Wien, in 33 Prozent der Fälle hatte der Täter eine ausländische Staatsbürgerschaft.”
“Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen im Lockdown landesweit weiter ausbauen!”
NEOS-Landessprecher Markus Unterdorfer-Morgenstern macht anlässlich des heutigen internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen auf die zunehmende Gewalt an Frauen in Korrelation mit der Pandemie aufmerksam. Die immer wiederkehrenden Lockdowns seit März vergangenen Jahres haben die Situation für Frauen weiter verschärft. Die Statistik über polizeiliche Interventionen bei Gewalt in der Familie zeigt deutlich, dass die Polizei 2020 11.495 Annäherungs- und Betretungsverbote verhängt hat, in den Jahren davor waren es rund 8.000.
Auch die österreichische Frauen-Helpline hat allein im ersten Lockdown ab März um rund 70 Prozent mehr Anrufe verzeichnet. „Einerseits gilt es, immer noch tradierte Rollenbilder in den Köpfen der Menschen nachhaltig zu bekämpfen, andererseits müssen noch viel mehr Hilfsangebote in unterschiedlichsten Formen und Zugangsebenen geschaffen werden, die auch jene Frauen erreichen, die beim Hilfesuchen zögern”, so Unterdorfer-Morgenstern abschließend.