Nassfeld -
Es war ein Nassfeld-Kirchtag wie viele andere zuvor. Auch wenn diesmal das 70. Jubiläum dieses grenzüberschreitenden Festes gefeiert wurde.
Allerdings: Mit dem Udineser Erzbischof Andrea Mazzocato kam diesmal der mit Abstand höchste kirchliche Würdenträger auf den Passo Pramollo, um gemeinsam mit dem Udineser Domdekan Luciano Nobile und evang. Pfarrer Wilhelm Mooshammer im Beisein vieler Gläubiger den traditionellen ökumenischen Gottesdienst beim Nassfeldkirchlein zu feiern.
Ablauf wie eh und je
Der Ablauf des Kirchtages hat sich in diesen vielen Jahren so gut wie nicht geändert. Begrüßung der italienischen Gäste beim GH Livio, Trachtenfestzug (Obergailtaler Trachten) zur Grenze und weiter zum Nassfeldkirchlein, gemeinsame Kranzniederlegung im Gedenken an die Gefallenen beider Seiten, Gottesdienst, Ansprachen, Ehrungen und Abmarsch in die Hotelzone bzw zu den einzelnen Gaststätten. Die TK “Wulfenia” Tröpolach war und ist stets ein treuer Begleiter dieser Veranstaltung, schließlich feiern der Nassfeldkirchtag und die “Wulfenia” heuer jeweils ihren 70er. Mit typischen italienischen Blasmusikklängen stellte sich die Musikkapelle aus Pontebba ein.
Zukunftsgespräche
Die österreichischen und italienischen Ehrengäste zogen sich dann zu einem gemeinsamen Mittagessen ins Hotel “Al gallo Forcello” zurück. Dabei kam es zu Gesprächen über die weitere gemeinsame Weiterentwicklung der Urlaubsregion Nassfeld. Wobei es auch um Alternativen zum mittlerweile abgeblasenen Bau der italienischen Talbahn Pontebba-Nassfeld ging.
Mitgefeiert haben die EU-Abgeordnete Isabelle del Monte, die Bürgermeister Ivan Buzzi (Pontebba) und Siegfried Ronacher (Hermagor), Vizebürgermeister und Blasmusiker Leopold Astner, die Stadträte Christina Ball und Hannes Burgstaller, LR Luca Burgstaller, BH Heinz Pansi, Nassfeld-Pionier Arnold Pucher, LR a.D. Max Rauscher, die ÖAVler Hermann Verderber und Siegfried Lasser, stellv. Polizeichef Sundolf Jost und seine italienischen Kollegen, Kirchenwart Hans Plattner, Vertreter des Kameradschaftsbundes wie der Alpini und viele andere.
Anpassen
Die Zeiten ändern sich, vieles verliert mit der Zeit an Bedeutung und wird von anderem abgelöst. So ist es auch beim Nassfeldkirchtag, der Jahr für Jahr mit Besucherschwund konfrontiert ist. Selbst die heimische Gastwirtschaft misst ihm immer weniger Bedeutung zu. Spielten früher noch da und dort Tanzkapellen in der Hotelzone auf, so ist es mittlerweile ausnehmend ruhig geworden. Allein die TK “Wulfenia” unterhält seit Jahren am Kirchtag-Nachmittag auf der Plattner-Terrasse die Gäste mit einem Konzert.
Der Nassfeld-Kirchtag feierte seine größten Publikumserfolge in der Zeit, als es noch die Grenze und die Grenzabfertigung gab. Für diesen einen Tag blieb der Schlagbaum oben. Diese offene Grenze faszinierte die Menschen hüben und drüben, sie kamen sich näher und feierten dieses Fest in der Tat “grenzenlos”. Was sich die Menschen damals erträumten, wurde Jahrzehnte später tatsächlich Realität, die Schlagbäume wurden zum Müll der Geschichte geworfen.
Einfach zum Nachdenken
Es wäre schade, wenn dieses gemeinsame Fest – schließlich sind Hermagor und Pontebba Partnergemeinden – eher früher wie später sang- und klanglos auslaufen würde. Es sollte rechtzeitig über Alternativen nachgedacht werden, die das in gänzlich anderer Zeit und anderen Vorzeichen entstandene Fest mit dem darauf ausgerichteten Programm auffrischen, attraktivieren und zukunftsfit machen. Darin soll auch ganz wesentlich die Jugend beider Seiten der Grenze – die es gemeinsam weitertragen soll – miteingebunden werden.
Ideen sind gefragt. Und mutige Umsetzer.
Text:Leopold Salcher
Fotos: Ruth Rauscher
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