ARGE Bäuerinnen zum Weltlandfrauentag: Bäuerinnen haben starkes Netzwerk

Österreich -

Die Bedeutung der Frau in der österreichischen Land- und Forstwirtschaft wächst. 31% aller heimischen Betriebe werden eigenverantwortlich von Frauen geführt, das ist im europäischen Vergleich ein sehr hoher Wert. Weitere 13% sind Ehegemeinschaften mit partnerschaftlicher Betriebsführung. “Die heimischen Bäuerinnen sind ebenbürtige Partnerinnen am Hof, beweisen sich durch Innovationsgeist und Kreativität als treibende Kraft bei der Etablierung neuer Betriebssparten und sind gleichzeitig glaubwürdige Botschafterinnen ihrer hofeigenen Produkte und mit ihren außerlandwirtschaftlichen Aktivitäten Gestalterinnen des ländlichen Raumes. Ihre eigenen Anliegen werden seit bald einem halben Jahrhundert von der in der Landwirtschaftskammer (LK) Österreich angesiedelten Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Österreichische Bäuerinnen vertreten“, erklärt die neue Bundesbäuerin, Abg. zum NR Irene Neumann-Hartberger, anlässlich des Weltlandfrauentages am 15. Oktober.

Claudia Entleitner (stv. Bundesbäuerin und Salzburger Landesbäuerin), NR-Abg, Irene Neumann-Hartberger (Bundesbäuerin) und Astrid Brunner (stv. Bundesbäuerin und Kärntner Landesbäuerin, v.l.) strichen die Bedeutung der Frauen in der heimischen Landwirtschaft hervor und zeigten Initiativen auf, die deren Rolle stärken

Als größte Frauenorganisation im ländlichen Raum mit rund 130.000 Mitgliedern sieht die ARGE (www.baeuerinnen.at) die Unterstützung von Frauen in der Land- und Forstwirtschaft in arbeitspolitischen, sozialen und gesellschaftlichen Belangen als zentrales Element ihrer Arbeit. “Um die Rahmenbedingungen für unsere Bäuerinnen mitzugestalten und zu verändern, bringen wir als Interessenverband unsere Ansichten und Forderungen über Stellungnahmen in den Gesetzgebungsprozess ein und haben dabei in den vergangenen Jahrzehnten maßgebliche Erfolge erzielt, wie z.B.: die eigene Pension, den gesetzlichen Mutterschutz sowie das Karenzgeld auch für Bäuerinnen oder die Einführung des Pflegegeldes.”, zeigt Neumann-Hartberger auf.

Weitere Schwerpunkte liegen im Imageaufbau für den bäuerlichen Beruf, dem Dialog mit der Gesellschaft, der Bewusstseinsbildung für das Thema “Ernährungs- und Konsumbildung” sowie der Etablierung betrieblicher Dienstleistungen und der Diversifizierung, die letztendlich dem gesamten ländlichen Raum zugutekommen.

Meilensteine in partnerschaftlichen Lebens- und Betriebsführung gesetzt

Meilensteine wurden und werden ebenso in der partnerschaftlichen Lebens- und Betriebsführung gesetzt. Der Fokus liegt dabei auf Maßnahmen, die die Frauen in ihrem Unternehmertum unterstützen und den Boden für eine gleichberechtigte Partnerschaft am Betrieb bereiten. “Das beinhaltet zum einen Bildungsschwerpunkte speziell für Frauen, zum anderen fördern wir die agrarpolitische Bildung unserer Mitglieder.

Mit der ‘Charta für eine partnerschaftliche Interessenvertretung’  haben wir 2017 den Grundstock für die Gleichstellung von Frauen in agrarischen Organisationen gelegt. Der Zertifikatslehrgang ‘ZAMm – Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum’ mit bisher mehr als 450 Absolventinnen zeigt, wie groß das Interesse unter den Bäuerinnen ist, auf politischer Ebene oder in agrarischen Gremien zukunftsbildend gestalterisch tätig zu sein”, so die Bundesbäuerin.

Claudia Entleitner: Das positive Bild der Landwirtschaft überwiegt

“Laut einer aktuellen KeyQUEST-Umfrage haben 94% der Befragten ein positives Bild von unseren Landwirtinnen und Landwirten“, weiß die stellvertretende Bundesbäuerin und Salzburger Landesbäuerin Claudia Entleitner. Diese Wertschätzung schlägt sich jedoch noch zu wenig in den Kaufentscheidungen der Konsumenten nieder, obwohl 87% bereit sind, für Produkte mit höheren Tierwohlstandards mehr zu bezahlen. 

Laut der Studie sind für die Gesellschaft drei Themen besonders interessant: Qualität von Lebensmitteln, Umgang mit Tieren und die Herkunft von Lebensmitteln. 90% sind überzeugt, dass die heimische Landwirtschaft die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln sichert – dies ist sicher die Kernaufgabe der Bäuerinnen und Bauern und ihre offensichtlichste Leistung. Aber auch das Bewusstsein für weitergehende Bedeutung und Leistungen ist groß: 83% sind sich der Tatsache bewusst, dass die Landwirtschaft unsere Landschaft pflegt und so wesentlich zu unserem schönen Landschaftsbild beiträgt.

Entsprechend sind 92% der Meinung, dass eine funktionierende Landwirtschaft wesentlich für die Lebensqualität im Land ist. Diese “Nebenprodukte” der Lebensmittelerzeugung –  unsere gepflegte Landschaft und ein bewirtschafteter urbaner Lebensraum – sind ein wesentlicher Faktor.

Geprägt wird das Bild über die heimischen Bäuerinnen und Bauern aber nicht, wie man vermuten würde, in erster Linie von den traditionellen Medien – die Hauptinformationsquelle ist vielmehr das persönliche Gespräch. Jeweils mehr als die Hälfte der Befragten (53 – 55%) gab an, ihre Vorstellungen von der Landwirtschaft seien aufgrund von direkter Kommunikation mit Bäuerinnen und Bauern, Bekannten und Verwandten, beim Direkteinkauf oder Besuchen am Bauernhof geprägt worden. Fernsehen, Radio, Internet und Tageszeitungen sind hierbei zweitrangig.

“Laut dieser Umfrage wird der Beruf der Landwirtin bzw. des Landwirtes – hinter Ärztinnen und Ärzten – als sehr wichtig für die Gesellschaft auch in der Zukunft erachtet. Es ist wichtig, dass junge Menschen diesen Beruf als attraktiv erleben und ihn auch in Zukunft ergreifen. Eine funktionierende Landwirtschaft ist ein wichtiger Bestandteil österreichischer Kultur“, ergänzt Entleitner abschließend.

Astrid Brunner: Den Dialog mit der Gesellschaft als Chance wahrnehmen

Die erfreulichen Ergebnisse der Studie zeigen, dass der persönliche Kontakt ein wesentlicher Faktor bei der Imagebildung ist und die Bäuerinnen und Bauern verstärkt auf ihr Fachwissen, ihre Persönlichkeit und Authentizität setzen sollten. Dass die Bäuerinnen prädestiniert sind, erfolgreiche Imagebildung zu betreiben, beweisen sie schon seit Jahrzehnten. “Keiner kann über Landwirtschaft und das Leben und Wirken auf einem Bauernhof besser informieren, als die Betroffenen selbst”, erklärt Astrid Brunner, stellvertretende Bundesbäuerin und Kärntner Landesbäuerin.

“Die Bäuerinnen geben der Landwirtschaft schon seit vielen Jahren ein Gesicht und eine Stimme. Das passiert sehr erfolgreich mit ihren Aktionstagen an den Volksschulen. Österreichweit gehen sie rund um den 15. Oktober zur Bewusstseins- und Ernährungsbildung zu den Schulanfängern. Damit wurden in den letzten Jahren bereits knapp 200.000 Kinder erreicht und aktiv mit der heimischen Landwirtschaft in Berührung gebracht.”

Ein weiteres Erfolgsprojekt der ARGE ist die Ausbildung aktiver Bäuerinnen zu Seminarbäuerinnen (www.seminar-baeuerinnen.at). Seit fast 30 Jahren informieren diese wichtigen Botschafterinnen in praktischen Kochkursen, Workshops in Schulen, auf Messen und Veranstaltungen über die Herkunft und die Verarbeitung regionaler, bäuerlicher Lebensmittel. Darüber hinaus sind die Bäuerinnen in den Bundesländern sehr aktiv in der Organisation von konsumentenorientierten Veranstaltungen, immer mit dem Ziel, mit den VerbraucherInnen direkt in den Dialog zu treten.

Konstante Weiterbildung

Ein wesentliches Merkmal des bäuerlichen Arbeitens ist die konstante Weiterbildung. Thematische Schwerpunkte sind hierbei nicht nur fachliche Aspekte, sondern ebenso technische und mediale Fortbildungen, die es ihnen ermöglichen, alle zur Verfügung stehenden Kanäle zu nutzen, um den Kontakt zu an der Landwirtschaft interessierten Menschen aufzunehmen.

“Es ist uns wichtig, mit unseren Kunden und Gästen aktiv in den Dialog zu treten, um einerseits den Wert und die Verwendung heimischer Lebensmittel zu kommunizieren, aber auch die Leistungen der Landwirtschaft für die gesamte Gesellschaft darzustellen. Wir sind ein starkes Netzwerk und müssen gemeinsam daran arbeiten, die Landwirtschaft ins rechte Licht zu rücken”, so Brunner abschließend.