St. Lorenzen im Gitschtal -
Roman Berger (49) aus St. Lorenzen im Gitschtal ist zweifacher Familienvater und hauptberuflicher Landwirt mit rund vierzig Milchkühen auf biologischer Basis. Neben seiner Funktion als Kammerrat ist der Gitschtaler auch noch Vorstandsmitglied bei der Kärntnermilch in Spittal an der Drau. Seine beiden Kinder Bianca (21) und David (20) sind derzeit ebenfalls in der Landwirtschaft tätig.
Gailtal Journal: Herr Berger, Sie sind im Vorstand bei der Kärntnermilch, wo liegt aktuell der Milchpreis für die Bauern und wie schaut die zukünftige Entwicklung aus?
Roman Berger: Der Milchpreis liegt bei 34 Cent Grundpreis (ohne MwSt.) und damit ist der Produzenten-Milchpreis viel zu niedrig. Es freut mich, dass eine leichte „Tendenz“ nach oben zu erkennen ist, dies ist auch dem regionalen Denken der Konsumenten zu verdanken.
Vielfach wird auch schon von der (Ohn)Macht der Konzerne gesprochen, ist es wirklich so schlimm?
Ja, so ist es wirklich. Da nur mehr vier Großhandelsketten den Lebensmittelmarkt beherrschen, wird die Marktmacht auf das Schlimmste ausgereizt. Die Lebensmittelproduzenten werden regelrecht „erpresst“, was die Preisbildung anbelangt. Durch die Globalisierung werden Produkte von der ganzen Welt eingekauft und zu Dumpingpreisen angeboten. Dadurch werden unsere hochwertigen, heimischen Lebensmittel einem gigantischen Preiskampf ausgesetzt.
Ist es nicht so, dass die einzelnen Molkereien gegeneinander „ausgespielt“ werden?
Leider wird bei der Suche nach Aktionsartikeln und bei Abfüllern von Handelsmarken immer wieder eine Molkerei gefunden, welche unter dem Deckungsbeitrag des Produktes einsteigt, nur um Marktanteile zu gewinnen.
Der letzte Sommer war geprägt von großer Dürre und geringen Ernteerträgen?
Es war kein guter Sommer für Rinderhalter. Teilweise bis zu 50 % Ernteausfall bereiteten den Bauern massive Probleme, zusätzlich noch finanzielle Belastungen durch Futtermittelzukäufe.
Und dann kam im Gailtal noch das große Hochwasser Ende Oktober?
Das war wirklich eine unfassbare Katastrophe für die betroffenen Landwirte und Hausbesitzer. Diese Schäden sind nicht versicherbar, deshalb ist es unbedingt notwendig,
dass die Kosten der Rekultivierung von der öffentlichen Hand übernommen werden. Schon deshalb, weil es sich um einen gewollten Überflutungsbereich handelt, um das Untere Gailtal (Villach) vor Hochwasser zu schützen.
Die Schäden im Forstbereich sind riesengroß und der Holzpreis sinkt?
Ja das stimmt, es sind gewaltige Schadholzmengen angefallen, welche aber
der Sägeindustrie in Wahrheit keine Probleme bei der Verarbeitung und beim Wiederverkauf bereiten. Daher war und ist der starke Preisverfall nicht gerechtfertigt.
Die Arbeit des einzelnen Bauern wird viel zu wenig geschätzt, beispielsweise als „Naturerhalter“?
Die Arbeit des einzelnen Bauern sehe ich, als Vollerwerbsbauer, nicht nur als Naturerhalter, sondern als Produzent hochwertigster Lebensmittel. Gerade das wird leider nicht so wahrgenommen wie es sein sollte oder einmal war. Nebenbei gesagt ist der Bauer ein enormer Wirtschaftsfaktor in der Region.
Sie sind auch als Kammerrat in der Landwirtschaftskammer sowie in diversen Ausschüssen tätig?
Da mir meine Familie, insbesondere meine Frau Bettina den Rücken etwas freihält, habe ich auch Zeit für solche Dinge. Es ist nämlich sehr wichtig eine gute und energische Ver-
tretung des Bauernstandes in der Politik zu haben. Ich bemühe mich, dies mit
meiner ganzen Energie zu erfüllen.
Fühlen Sie sich von Ihrer Interessensvertretung gut vertreten?
Auf der Bundesebene eher nicht, daher will ich von Kärnten aus als Kammerrat das Möglichste erreichen, um den Landwirten eine positive Zukunft zu gewährleisten. In der öffentlichen Lebensmittelbeschaffung wird keine Rücksicht auf Regionalität und Nachhaltigkeit gelegt und um das zu ändern, wurde schon aus Kärnten ein massiver Druck auf die zuständigen Ministerien in Wien ausgeübt.
Sie werden heuer fünfzig Jahre alt, wird eines Ihrer beiden Kinder den Hof übernehmen?
Ja unglaublich, ein halbes Jahrhundert. Ich kann schon auf sehr viel Erreichtes zurückblicken und darf mir ziemlich sicher sein, dass mein Sohn den Betrieb weiterführen wird.
Abschließend noch eine Frage: Rund 300 Bäuerinnen und Bauern legten in Kärnten ihre Tätigkeit in einem Jahr zurück, geht der Trend so weiter?
Gerade das ist mir das größte Anliegen, alles dafür zu unternehmen sowohl in der Politik als
auch in der Öffentlichkeit, damit die landwirtschaftliche Tätigkeit wieder den Status erhält, der ihr auch wirklich zusteht. Ich bin überzeugt, diesen Abwärtstrend stoppen zu können, wenn ein großes Umdenken bei den Konsumenten sowie der Agrarpolitik stattfindet.
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