Selbst in den Corona-Verordnungen der Bundesregierung hat dieser Bereich lange gefehlt und wurde erst durch unsere Intervention aufgenommen. Eine vergessene Welt?“ Außerdem hätten viele Menschen mit Behinderung aufgrund von Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko, an Covid-19 zu erkranken. Sandriesser fordert daher, um dieser Gefahr vorzubeugen, neben Test- und Impfstrategien eine wirkungsvolle Planung von Schutzmaßnahmen seitens der Bundesregierung.
Nicht vergleichbar
In der Corona-Pandemie müssen Menschen mit Behinderung umfassender und zielgerichteter mitgedacht werden, denn diese würden im Krisenmanagement oft übersehen oder nachgereiht. Erna Petek als Bereichsleiterin für Menschen mit Behinderung bei der Caritas Kärnten nennt als Beispiel, dass die Bundesregierung keine schlüssige Unterscheidung zwischen den Bereichen Menschen mit Behinderung und alter Menschen in Pflegewohnhäusern vornehme.
Dabei seien beide Bereiche nicht vergleichbar. „Unsere Klient*innen kommen aus vielen unterschiedlichen Wohnformen in unsere Werkstätten. Schon alleine dieser Umstand führt zu einer täglichen Durchmischung von Menschen. Deswegen haben wir alle Werkstätten und Gruppen neu strukturiert und tun alles, um die Durchmischung sozialer Kontakte möglichst gering zu halten. So bilden wir etwa Gruppen. Unsere Klient*innen, die im selben Wohnhaus leben, besuchen derzeit möglichst dieselbe Gruppe in den Werkstätten und beim Transfer. Das ist sehr herausfordernd, da die Bedarfe der Leute oft sehr unterschiedlich sind.“
Bundesregierung ist gefordert
Durch die Corona-Pandemie seien die 140 vorwiegend in Sozialbetreuungsberufen tätigen Mitarbeiter*innen sehr gefordert, da stetig Strukturen und Maßnahmen angepasst werden müssten. Petek: „Wir brauchen klare und zeitgerechte Vorgaben von der Bundesregierung.“ Die Krise zeige besonders deutlich, wie wichtig ein selbstbestimmtes Leben mit einem gewohnten Tagesrhythmus für Menschen mit Behinderung ist.
Die Mitarbeiter*innen, die betreuten Menschen und die Angehörigen stehen zusammen und freuen sich auf jenen Tag, an dem sie das Inklusions-Motto „Mittendrin statt nur dabei“ wieder voll leben dürfen.