Er war 100, sie wird 101

Hermagor -

Zusammen sind Margarethe und Johann Flaschberger aus Hermagor wohl das älteste Ehepaar Kärntens und vielleicht auch weit über die Grenzen hinaus. Er feierte kürzlich seinen Hunderter, Sie feiert Ende des Jahres den 101. Geburtstag.

Margarethe und Johann Flaschberger sind für ihr Alter noch sehr rüstig

Sie konnten heuer am 16. Mai auch das Jubiläum der Gnadenhochzeit (70 Jahre Ehe) begehen. Beide leben in einem Einfamilienhaus in Hermagor und sind bei guter Gesundheit noch zu Fuß unterwegs. Margarethe: „Mein Mann ist besser auf den Beinen und erledigt fast noch alle Wege, ich brauche als Unterstützung bei meinen kleinen Spaziergängen einen Rollator“.

Frühaufsteher und Zeitungsleser

Ab 5:30 Uhr ist Johann bereits im Wohnzimmer und liest vor allem eine österr. Tageszeitung mit Inhalten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. „Eine Stunde geht sogar ohne Brille“, lächelt Johann. Fern gesehen werden nur die Nachrichten. Der ehemalige Jahrzehnte-lange Aufsichtsratsvorsitzende traf in der Pension noch die Entscheidung zu studieren und schloss das Studium an der Uni Klagenfurt erfolgreich ab.

Eltern hatten Betriebe

Margarethe war die Jüngste von sieben Kindern und ist in Kühwegboden aufgewachsen. Ihr Vater Josef (1877) und später auch Bruder Josef hatten eine Huf- und Wagenschmiede. Später hat Neffe Rudolf sich auf Fahrzeug- und Kipperaufbauten spezialisiert. Johann ist gebürtiger Obervellacher und sein Elternhaus war das heutige Cafe Flaschberger. Die Eltern hatten fünf Kinder und einen Sägebetrieb, der im April 1946 abgebrannt ist. Als gelernter Holzkaufmann wechselte der Regierungsrat a. D. 1939 zur BH-Hermagor und war später dort Verwaltungsdirektor. So hat er u. a. bei der Hochwasserkatastrophe 1965 und 1966 die Einsätze der vielen Hilfsorganisationen im Gailtal und Lesachtal zur Rettung der Bevölkerung und zur Schadensbehebung koordiniert.

Am 16. Mai 1951 gab sie sich das „JA“-Wort

Gailtal Journal: Wo haben Sie sich kennengelernt?

Margarethe Flaschberger: „1940 bei der Bezirkshauptmannschaft Hermagor, dort haben wir beide gearbeitet.  Ich wurde 1941 für 5 Jahre sogar nach Jugoslawien beordert. Danach war ich bis 1980 in der BH-Hermagor, zunächst im Gesundheitsamt und dann in der Forstabteilung. Geheiratet haben wir im Mai 1951 in Wien. Wir haben einen Sohn Johannes (69) und die Enkelkinder Kaspar (33) und Maximillian (25). Der Sohn ist bekannt als Schauspieler. Bei den Salzburger Festspielen spielte er u. a. den Dünnen Vetter im Jedermann. Aber auch beim Krimi „Der Bulle von Tölz“ spielte er mit.

Ihre Wohnsitze?

„Wir hatten zuerst ein Haus in der Guggenberger Straße in Hermagor, zogen dann nach der Pensionierung nach Siebenbrünn. Seit 2010 sind wir wieder zurück nach Hermagor in ein Eigenheim gezogen. Es ist im Zentrum und für sämtliche Besorgungen sehr bequem. Dabei haben wir von unserem Sohn fast tägliche Unterstützung. Die Pandemie war für uns eine schwere Zeit. Wir sind geimpft und in Kürze erfolgt die dritte Impfung. Auch unsere zwei Enkelkinder nützen jede freie Minute uns zu besuchen, wenn sie aus Wien oder Oxford anreisen. Für beide ist es bei uns ihre Heimat“.

Siebenbrünn war die zweite Heimat

Gibt es ein Geheimnis des langen Lebens?

„Bescheiden leben mit viel geistiger und manueller Arbeit“. Margarethe ergänzt „alles Essen, aber mit Maß, ich trinke auch mal ein Gläschen Wein“. Bei Johann gibt es seit seiner Nierenerkrankung vor 40 Jahren kein Fleisch auf dem Teller. Laut einer Studie ist die Lebenserwartung für Frauen von knapp 82 Jahren auf bereits 87 Jahre gestiegen. 2061 wird sie wahrscheinlich sogar 91,6 Jahre betragen. Über das Geheimnis der Hundertjährigen, der so genannten Centennials, gibt es ganze Forschungen und Bücher.

Aktiver Lebensstil und gute Ernährung

Es gibt Gegenden in Japan und Italien, die für 100-Jährige bekannt sind. Immer zeichnet sich das hohe Alter durch einen aktiven Lebensstil, die Einbindung in ein soziales Umfeld und gesunde Ernährung aus. Viel Fisch, wenig Eier und Milchprodukte, zwei Mahlzeiten am Tag und dazwischen einen kleinen Snack, so lautet eine Empfehlung eines amerikanischen Arztes. Die Mahlzeiten sollten innerhalb von zwölf Stunden eingenommen werden. Wichtig ist, sich auch um seine Zähne zu kümmern, es verringert das Risiko von Krankheiten wie Diabetes oder Gefäßkrankheiten.

Ein Wunsch an das Christkindl?

„Natürlich Gesundheit und dass wir unsere Enkel wieder sehen und hoffentlich gemeinsam den Heiligen Abend feiern können“.
Das Team des Gailtal Journal wünscht den beiden beste Gesundheit und noch viele schöne Jahre!