Gailtal -
Dr. Gerfried Sitar (50) stammt aus dem Oberen Gailtal und ist Dechant des Dekanates St. Andrä im Lavanttal. Er gilt sowohl in kirchlichen als auch in weltlichen Kreisen als wahrer Kunstkenner und hat schon unzählige Publikationen herausgebracht.
Seine Eltern Josef und Therese Sitar leben nach wie vor in Kötschach und er fühlt sich mit seiner Heimat immer noch sehr verbunden.
War es schon immer Ihr Wunsch Priester zu werden?
Dr. Gerfried Sitar:
Ich war schon als Kind mit der Kirche sehr verbunden. Unter Prior P. Philipp Taler habe ich bereits zu den verschiedensten Anlässen Gedichte aufgesagt und dann später, motiviert durch meinen Nachbar Herbert Kristler, mit dem Ministrieren begonnen. Ein großes Vorbild war mir dabei Servit P. Robert Wahler und durch seine natürliche und unkomplizierte Art förderte er meinen Wunsch Priester zu werden. Ich war 13 Jahre alt, als ich dies nicht nur als Wunsch, sondern als festes Berufs- und Berufungsziel ins Auge fasste.
Sie stammen ebenso wie Dechant Herbert Burgstaller aus Kötschach-Mauthen?
Herbert und ich haben bereits im Kindergarten miteinander gespielt und dann gemeinsam ministriert. So entwickelte sich eine Freundschaft, die bis heute hält. Er war dann Mesner, ich Organist und gemeinsam führten wir das “Management” in der Kirche von Kötschach. Mitunter wurde dies Pfarrer Matzneller zu bunt und er stellte klar: “Ich bin der Chef”. Wir haben auch sehr viele sportliche Aktivitäten gesetzt, so sind wir öfters gemeinsam mit dem Rad nach Maria Luggau gefahren oder haben andere interessante Orte aufgesucht, um unsere Heimat kennenzulernen. Heute sitzen wir in einigen diözesanen Gremien und arbeiten gemeinsam an diversen Projekten. Beide sind wir auch im Dechantenvorstand der Diözese, dessen Vorsitzender Herbert ist.
Sie initiierten 2009 die Europaausstellung im Stift St. Paul?
Für St. Paul war die Ausstellung ein wichtiger Schritt, um international wahrgenommen zu werden. Heute hat das Stift einen ausgezeichneten Ruf als Kulturstätte und ist im Ausland schon lange keine Geheimadresse mehr für einen Ort, an dem große europäische Kultur durch fantastische Kunstschätze lebendig ist. Ich habe aber nicht nur die Europaausstellung gemacht, sondern seit 1994 (meine erste Ausstellung) und ab 1997 jährlich größere Ausstellungen, die immer wieder viele Menschen angezogen haben.
Sie wurden 2016 zum Bischofsvikar für die Bereiche “Bildung, Kunst und Kultur” ernannt?
Ja, Bischof Dr. Alois Schwarz hat mich gefragt, ob ich diese wichtige Aufgabe wahrnehmen möchte. Als Bischofsvikar war ich sein Stellvertreter für diese Bereiche und konnte mit ihm einige sehr interessante Projekte umsetzen – unter anderen habe ich auch gemeinsam mit den Luggauern am Klosterprojekt Maria Luggau gearbeitet. Es gab einen internationalen Museumsdirektorenkongress in Kärnten, wir haben die Familienmesse in Klagenfurt gestaltet oder aber auch die Dominikanerkirche in Friesach einer neuen Bestimmung zugeführt. Mit der Ernennung von Dr. Schwarz zum Bischof von St. Pölten ist dieses Amt in Kärnten erloschen. Das heißt aber nicht, dass es künftig nicht auch wieder interessante Aufgaben geben wird.
Sie schreiben auch historische und kunsthistorische Publikationen?
Mittlerweile habe ich elf Bücher geschrieben und an unzähligen Ausstellungskatalogen in ganz Europa und darüber hinaus – bis nach Japan – mitgearbeitet. Ein Buch wurde zum Standardwerk für Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol und ein anderes wird häufig zitiert, wenn es um die europäische Geschichte geht. Ein Buch ist etwas aus der Reihe getanzt, denn es ist ein Kochbuch mit historischen Rezepten.
Sie sind Mitglied wissenschaftlicher Beiräte an Museen?
Ja, durch die jahrelange Arbeit im Museum und Mitarbeit in großen Ausstellungen hat sich ein Netzwerk in ganz Europa und darüber hinaus aufgebaut. So bin ich immer wieder gebeten worden, in wissenschaftlichen Beiräten und Kuratorien von Museen und Landesausstellungen mitzuarbeiten – zuletzt in Paderborn, Berlin und Liesborn, aber auch schon in Trient, Mailand, Prag und Pannonhalma (Ungarn). Mir macht das Arbeiten mit den Kollegen sehr großen Spaß und es bereichert, vor allem weiß man dann immer, was man noch nicht weiß.
Wie schaffen Sie das alles neben Ihrer Arbeit als Dechant des Dekanates St. Andrä?
Da ich gerne arbeite, macht mir das nichts aus. Und ich denke, dass ich über die Jahre eine gute Geschwindigkeit für mein Tun entwickelt habe. Ich habe in St. Andrä ein fantastisches Team und jeder versucht dort Akzente zu setzen, wo er stark ist und sich helfen lässt, wo Schwächen liegen. Streit gibt es nicht und auch keinen Neid. Wir gönnen einander die Erfolge und freuen uns über das, was anderen gelingt. Das ist leider in der Kirche nicht immer so, wie aktuell deutlich wird. Aber wo Menschen sind, da ist eben vieles auch sehr menschlich.
Wie oft kommen Sie noch ins Gailtal?
Leider nicht sehr oft. Meist bleibt der Sonntag und nach drei Messen und zwei Taufen freue ich mich dann doch auf ein paar Stunden Nichtstun. Ich bin aber nach wie vor ein Kötschach-Mauthner – so habe ich mich immer gefühlt und bin stolz auf meine Heimat.
Welche Ziele oder Schwerpunkte haben Sie für die Zukunft?
Es gibt immer viel zu tun. Ich plane nicht, sondern versuche verfügbar zu sein. Damit ich dort zupacken kann, wo ich gerade gebraucht werde. In dieser Offenheit sehe ich meine Zukunft.
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