Neue Forschungsergebnisse zur Entstehung von allergischem Asthma: Revolutionierung der Therapienasätze möglich

Österreich -

Ein Forschungsteam der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien) hat neue Erkenntnisse zur Rolle des Immunsystems bei allergischem Asthma gewonnen. Im Rahmen ihrer Studie untersuchten die Forscher die molekulare Regulierung von sogenannten pathogenen Th2-Zellen, die eine zentrale Rolle bei der Entstehung von allergischen Erkrankungen spielen. Die Ergebnisse wurden kürzlich veröffentlicht und könnten neue Impulse für die Entwicklung von Therapien gegen allergisches Asthma geben.

Ein Forschungsteam der MedUni Wien hat neue Erkenntnisse zur Rolle des Immunsystems bei allergischem Asthma gewonnen.

Forschung an Th2-Zellen zur Bekämpfung von Allergien

Die Th2-Zellen, ein Typ von T-Helferzellen, sind für die Immunabwehr gegen Parasiten und die Wundheilung verantwortlich. Bei einer Überreaktion des Immunsystems auf harmlose Substanzen, wie den Kot von Hausstaubmilben, können sie jedoch chronische Entzündungen auslösen und allergisches Asthma verstärken. Das Forschungsteam um Nicole Boucheron und Matarr Khan am Institut für Immunologie der MedUni Wien untersuchte diese Überreaktionen im Mausmodell der Hausstaubmilbenallergie. Dabei identifizierten die Forscher zwei Untergruppen der pathogenen Th2-Zellen, die in der Lunge besonders starke Entzündungen verursachen können: die pathogenen Effektor-Th2-Zellen und die Th2-Gewebe-residenten Gedächtniszellen. Letztere können die Entzündungen sogar aufrechterhalten, selbst wenn kein direkter Kontakt mit dem Allergen besteht.

Zielgerichtete Ansätze zur Unterbrechung der Immunreaktion

Die Studie legt nahe, dass ein Enzym namens Histon-Deacetylase 1 (HDAC1) eine Schlüsselrolle bei der Regulierung der Entzündungsreaktionen in den Th2-Zellen spielt. Dieses Enzym sorgt in gesunden Zellen dafür, dass entzündungsfördernde Botenstoffe wie Zytokine in kontrollierten Mengen produziert werden. Bei einer Entzündung in der Lunge wird HDAC1 jedoch ausgeschaltet, was eine unkontrollierte Immunreaktion auslöst und die Entzündung verstärkt. Laut Studienleiterin Nicole Boucheron bieten diese Erkenntnisse vielversprechende Perspektiven für zukünftige Therapieansätze. Obwohl Medikamente, die Histon-Deacetylasen hemmen, bereits gegen andere Erkrankungen eingesetzt werden, zeigte die Studie, dass solche Therapien bei allergischem Asthma ungeeignet wären, da sie die Krankheit verschärfen könnten. Stattdessen müssen zukünftige Therapien gezielt an den pathogenen Th2-Zellen ansetzen, um die überschießende Immunreaktion zu stoppen, ohne das Immunsystem insgesamt zu schwächen. Erstautor Matarr Khan betonte, dass diese Erkenntnisse eine neue Richtung für die Behandlung von allergischem Asthma und anderen allergischen Erkrankungen eröffnen könnten.

Hausstaubmilben als Hauptursache für allergisches Asthma

Hausstaubmilben gehören zu den häufigsten Auslösern von allergischen Erkrankungen weltweit, von denen rund 130 Millionen Menschen betroffen sind. Besonders gravierend ist allergisches Asthma, bei dem die Entzündung der Atemwege die Atmung stark einschränken kann. Die neuen Entdeckungen könnten zu einem besseren Verständnis der Mechanismen hinter dieser Erkrankung führen und die Entwicklung gezielterer Therapien vorantreiben. Die Ergebnisse der Studie bieten damit nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von allergischem Asthma, sondern auch wertvolle Ansatzpunkte für die Entwicklung zukünftiger, gezielter Therapien.