Neue Wege gehen

Reisach -

Karin Jost (60) aus Reisach, Pensionistin seit 2023, macht eine Ausbildung zur Lektorin der evangelischen Kirche. Der zweifachen Mutter und dreifachen Oma ist das Ehrenamt wichtig, sie freut sich auf viele positive Begegnungen in der Pfarrgemeinde Treßdorf und in der Tochtergemeinde Rattendorf.

Den ersten öffentlichen „Auftritt” gab es schon und weitere werden folgen

Karin Jost ist bei ihren Großeltern Karl und Elisabeth Maurer in Rattendorf aufgewachsen und machte nach der Pflichtschule eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in Klagenfurt. Sie arbeitete insgesamt 22 Jahre lang in der jetzigen Gailtalklinik in Hermagor und von 2004 bis zur Pensionierung im Jahr 2023 als Stationsleitung im LKH Laas. Ihren Beruf übte die Gailtalerin mit viel Freude und großem Engagement aus. Aus erster Ehe gibt es zwei Kinder, Elisabeth arbeitet ebenfalls als Gesundheits- und Krankenpflegerin in Hermagor und Sohn Fabian als Notfallsanitäter beim Roten Kreuz im Bezirk. Zur Familie gehören noch die drei Enkel Verena (bald 6), Sophie (4) und Daniel (3), die ihre Großmutter in Schwung halten. In zweiter Ehe ist sie mit Leo Jost verheiratet und lebt in Reisach. Karin Jost ist sportlich aktiv und singt seit 2007 beim Vokalkreis Karnia. Gerne liest die angehende Lektorin Krimis und moderne Literatur, kocht und bereist ferne Länder, zuletzt war sie 2023 mit Mann Leo in Nepal.

Mit ihrem Mann Leo Jost ging es im vorigen Jahr nach Nepal

Gailtal Journal: Wie kommt eine Pensionstin zu dieser ehrenvollen Aufgabe und wer hat Sie dazu „animiert”?

Karin Jost: Es stand für mich fest, nach Beendigung der aktiven Berufslaufbahn ein Ehrenamt anzustreben und habe mich für die Mitarbeit in der Pfarrgemeinde entschieden. Die Kirche ist für mich ein Ort, um zur Ruhe zu kommen und innezuhalten, ein Ort der Begegnung und des Miteinanders. Ich bin familiär vorbelastet, mein Onkel Gerhard Maurer war langjähriger Kurator in Rattendorf. Albine Egger aus Treßdorf hat mich angesprochen und unserer Frau Pfarrerin Veronika Ambrosch für dieses Amt vorgeschlagen. Es gab auch eine Information im Kirchenblattl dazu, da die Evangelische Pfarrgemeinde Treßdorf mit Tochtergemeinde Rattendorf eine der wenigen Pfarren ist, welche bis jetzt noch keine eigenen LektorInnen hat.

Die angehende Lektorin mit Pfarrerin Veronika Ambrosch und Kurator Horst Hochenwarter

Wie lange dauert Ihre Ausbildung?

Der für die Ausübung dieses Amtes erforderliche theologische Grundkurs wird von der evangelischen Akademie Treffen angeboten und findet in sechs Modulen statt. Themen sind (auszugsweise) Diakonie, Bibel, Glaubenslehre und Ethik, Evangelische Identität und Geschichte, Gottesdienst und die Vielfalt des Glaubens. Der Kurs selbst ist nicht der große Zeitaufwand, sondern es müssen die Themen für die Praxis geübt werden bzw. Zusammenhänge hergestellt werden.

Was ist Ihre Aufgabe?

Vorerst ist die Mitarbeit im Gottesdienst vorgesehen, später dann das selbständige Leiten der Gottesdienste. Nach drei Jahren Praxis kann man dann den „homiletischen“ Kurs besuchen, um selbst erarbeitete Predigten zu halten sowie das Taufkolleg und das „Kasualseminar“ für Trauungen und Bestattungen.

Stichwort Ökumene?

Wir Christen sollen zusammenstehen und zusammenhalten, dies war schon immer mein Zugang zur Ökumene, es gibt viel mehr Verbindendes als Trennendes. Regelmäßig finden ökumenische Veranstaltungen statt und unsere Pfarrerin Ambrosch ist eine treibende Kraft der gelebten Ökumene. Es gibt viele konfessionsverbindende Familien und ist es schön, wenn sie gemeinsam zum Gottesdienst kommen.

Ganzer Stolz sind die drei Enkelkinder (v.l.n.r.): Verena, Sophie und Daniel

Was wünschen Sie sich bzw. sagte Ihre Familie zu den „Ambitionen“?

Ich wünsche mir, dass sich die Menschen wieder mehr Zeit für den Glauben, die Begegnung und den Gottesdienst nehmen. Sie tun damit auch sich selbst etwas Gutes. Und mehr Toleranz, damit auch Neues Platz hat, und sich vielleicht auch junge Menschen angesprochen fühlen. Privat die Gesundheit, damit ich ein paar Jahre mitgestalten kann und Gelassenheit, wenn es einmal nicht so gut laufen sollte. Dieses Ehrenamt wird von meiner Familie gutgeheißen. Mein Sohn Fabian sagte: „das passt eh zu dir“ und es ist wichtig, dass jeder seinen Ambitionen nachgehen kann. Meinem Mann Leo ist das Ehrenamt an sich auch nicht fremd, ist er doch seit Jahrzehnten aktives Mitglied der Bergrettung Kötschach. Mein Motto: Der Weg ist das Ziel!