Zusatzbelastung von 350 Euro und mehr

Rasanter An­stieg: Auch Kredit­zinsen explodieren

Kärnten -
Für immer mehr Haushalte mit variablem Kredit wird die Lage durch weiter steigende Zinsen und Lebenshaltungskosten prekär. Das Online-Tarifvergleichsportal “durchblicker” rechnet mit einer durchschnittlichen monatlichen Zusatzbelastung von 350 Euro und mehr.



Knapp drei Monate nach Inkrafttreten der neuen Kreditvergaberichtlinien in Österreich werden die Banken bei neuen Immobiliendarlehen immer restriktiver. Bei Österreichs größtem Tarifvergleichsportal durchblicker geht man davon aus, dass die variablen Kreditzinsen bis Mitte 2023 um 1,0 bis 1,5 Prozent steigen werden. Für einen durchschnittlichen Immobilienkredit in Höhe von 300.000 Euro mit einer Laufzeit von 30 Jahren bedeutet dies Mehrkosten von 242 Euro im Monat oder 87.000 Euro über die Gesamtlaufzeit.

Lebenserhaltungs- und Kreditkosten explodieren

Wer jetzt noch einen variabel verzinsten Kredit besitzt, dem rät Andreas Ederer, Leiter der Abteilung Immobilienfinanzierung bei durchblicker, dringend den Umstieg auf einen fix verzinsten Kredit zu prüfen: “Dass Lebenserhaltungskosten und Kreditzinsen gleichzeitig explodieren, bringt immer mehr Haushalte mit variabel verzinsten Immobilienkrediten in eine prekäre finanzielle Lage. Addiert man die zusätzlichen Kreditkosten mit den Mehrkosten für Strom und Gas, kann das einen durchschnittlichen Haushalt mit 350 Euro und mehr belasten. Wer sich das nicht leisten kann, verliert im schlimmsten Fall seine Immobilie”, warnt Ederer. Trotz der seit 1. August geltenden strengen Vorgaben für Kreditvergaben sei eine Umschuldung bei den meisten Haushalten nach wie vor möglich.

Fünftel der Immobilienkäufer bekommt keinen Kredit mehr

durchblicker schätzt, dass aktuell etwa 15 bis 20 Prozent der Wohnungskäufer und Häuslbauer, die bisher einen Immo-Kredit erhalten haben, bei den neuen Kriterien durchfallen würden. „Aufgrund der steigenden Preise und Zinsen erfüllen immer weniger Haushalte die Vergabekriterien. Zwar gibt es für diese Haushalte immer noch Ausnahmekontingente. Auf Druck der Finanzmarktaufsicht machen aber jetzt immer weniger Banken von diesen Gebrauch“, berichtet Ederer.

Für Probleme sorge laut dem Immobilienfinanzierungsexperten derzeit vor allem die Höhe der Kreditrate. Nur bei einer gewissen Anzahl von Neukrediten dürfen Banken und Bausparkassen eine Ausnahme machen. Weil aktuell nur wenige Kreditinstitute dieses Ausnahmekontingent nutzen, hat sich für jene Haushalte, die die Auflagen nicht erfüllen können, die Suche nach einer Immobilienfinanzierung weiter erschwert.

Aktuell große Unterschiede bei Fixzinskrediten

Wer die Vergabekriterien erfüllt oder „nur“ seinen Kredit umschulden möchte, sollte deshalb nicht gleich das erste Angebot seiner Hausbank annehmen, sondern den Markt sondieren. “Auch wenn bei einem Bankwechsel im Zuge der Umschuldung auf einen Fixzinskredit zusätzliche Gebühren anfallen, übersteigt die Zinsersparnis diese Gebühren meist deutlich”, weiß Ederer.

Weiterer kräftiger Zinsanstieg erwartet

Bei den variabel verzinsten Krediten geht der durchblicker-Experte davon aus, dass Zinsen auch in nächster Zeit kräftig steigen werden. Bei guter Bonität zahlen Kreditnehmer:innen aktuell 0,875 Prozent Aufschlag auf den Drei-Monats-Euribor und damit mittlerweile rund 2,0 Prozent Zinsen. „Wir gehen davon aus, dass die variablen Zinsen bis Jahresmitte 2023 weiter um 1,0 bis 1,5 Prozent auf zumindest 3,375 bis 3,875 Prozent steigen werden“, so Ederer.

Andreas Ederer, Leiter der Abteilung Immobilienfinanzierung bei durchblicker © Sebastian Freiler