Von Hans Jost
In unserem weitgehend säkularisierten westlichen Europa erscheinen Religion und Kirche oft als ein „Minderheitenprogramm“, an dem sich nur noch wenige beteiligen. Wir übersehen dabei, wie sehr fast ganz Europa vom Christentum geprägt ist und dass auch so gut wie alle heutigen ideologischen Richtungen wesentliche Elemente des Christentums zum Fundament haben.
Dies ins Bewusstsein zu rufen, ist das Ziel einer Vortragsreihe der römisch-katholischen Pfarre Hermagor in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Kärnten, die am 27. Oktober und 17. November 2022 mit den ersten beiden Vorträgen startet, initiiert und geleitet vom Hermagorer Kulturgeographen Univ. Prof. Dr. Peter Jordan, der im Frühjahr 2022 in den Pfarrgemeinderat der römisch-katholischen Pfarre Hermagor gewählt wurde.
HR Prof. h.c. Univ.-Doz. Dr. Peter Jordan
Der gebürtige Hermagorer (Jahrgang 1949) verbrachte hier auch die ersten zwölf Jahre seines Lebens, bevor er mit seiner Familie nach Salzburg übersiedelte und später nach Wien ging, um Geographie und Ethnologie zu studieren und letztlich sein ganzes Berufsleben, insgesamt 50 Jahre, in Wien zu verbringen. Dort war er zunächst am Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Institut, zeitweise auch als dessen Direktor, tätig, dann am Institut für Stadt- und Regionalforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Sein Pensionsantritt im Jahr 2014 war für ihn keine wirkliche Zäsur, sondern nur der Beginn einer noch selbstbestimmteren wissenschaftlichen Tätigkeit, die er seit der Corona-Krise, in der er seinen Hauptwohnsitz wieder in seine alte Heimat Hermagor verlegte, von dort aus ausübt.
Namen als Wissenschaft
Im Vorjahr wurde Jordan außerdem zum Vizepräsidenten des International Council of Onomastic Sciences gewählt, der weltweiten Dachorganisation aller Wissenschaften, die sich mit Namen aller Art (neben geographischen Namen auch Personennamen, Namen von Tieren, Pflanzen usw.) beschäftigen.
Jüngste Werke
Seine jüngsten Bücher handeln von Ortsnamenpolitik in mehrsprachigen Gebieten („Place-Name Politics in Multilingual Areas“, Verlag Palgrave Macmillan) mit einem Vergleich der Kärntner Minderheitensituation mit jener im Teschener Gebiet in Tschechien, sowie vom Gebrauch von Exonymen, also z.B. von deutschen Namen für Orte im Ausland („Breslau oder Wrocław? Das Begriffspaar Endonym/Exonym als Kernthema der Kritischen Toponomastik“, Verlag Franz Steiner, Stuttgart). Im laufenden Jahr hat er bereits zehn Vorträge gehalten, davon sechs im Ausland (Madrid, Prag [Praha], Paris, Laibach [Ljubljana]). An der Universität Klagenfurt läuft in diesem Wintersemester seine Vorlesung „Sprache, Raum und Gesellschaft. Sprachengeographie Europas“.