Zametter ist Mitglied der Österreichischen Geografischen Gesellschaft und machte sich auch einen Namen als Autor, Forscher sowie wissenschaftlicher Koordinator. „Seit meiner Kindheit fasziniert es mich, welche Bedeutung das Gailtal aus wirtschaftsgeografischer Sicht vor rund zweitausend Jahren hatte“, sagt er. Seit dem Jahr 2012 beschäftigt sich der Familienvater bereits mit diesem Thema und ein treuer “Mitstreiter” ist sein Freund Norbert Zerza, welcher ebenfalls aus Reisach stammt. Es gibt auch eine tolle Homepage (www.troi-risa.at) mit weiteren interessanten Projekten. Fragen über Fragen treten auf: Welche wirtschaftliche Bedeutung und Relevanz hatte die Region der „Ambilini“, wie die Gailtaler damals genannt wurden im Imperium Romanum? Welche Wirtschaftszweige und Standortfaktoren waren vordergründig relevant? Welche Ressourcen, Siedlungs- und Infrastrukturen waren vorhanden? Ziel der Forschung von Zametter ist es, ein umfassendes wissenschaftliches Gesamtbild der damaligen Region unter Einsatz modernster Technologien zu rekonstruieren.
Villa Rustica
Im Mai des vorigen Jahres machte Zametter mit Professor Dr. Gernot Paulus und Laboringenieur Ulf Scherling von der FH Kärnten, Forschungsgruppe „Siena“, Drohnenaufnahmen eines vorher exakt definierten Zielgebietes in der Gemeinde Kirchbach auf seine Analyse und Bitte hin, es war eine richtige kleine „Expedition“. Diese Befliegung und das daraus entwickelte Zentimeter genaue Luftbild und ein präzises Geländemodell waren zentrale Datengrundlagen für die weiteren erfreulichen Ergebnisse. „Wir haben versucht, den Römerweg durch das Tal zu finden und entlang dieser Routen gab es wohl auch vermehrt Siedlungen“, so Zametter. Mag. Dr. Sandra Rutter, sie ist Mitarbeiterin der Abteilung provinzialrömische Archäologie und Feldforschung am Kärntner Landesmuseum und ist die Spezialistin zur römischen Straßenforschung in Kärnten. Sie hat im Jänner 2023 die Luftbilder, aufbauend auf den bisherigen Erkenntnissen von Zametter, ausgewertet und darauf „Bewuchsmerkmale“ entdeckt, die auf eine römische Villa Rustica mitten im Zentrum von Kirchbach hinweisen.
Landwirtschaftlicher Gutsbetrieb
Eine römische Villa war kein gewöhnlicher Bauernhof, sondern eine komplexe und soziale Organisation, die ihren Ausdruck im architektonischen Konzept findet. Sie war in der Regel von einer Mauer umgeben und präsentierte sich nach außen als geschlossene Einheit. Die Villenbesitzer gehörten der aristokratischen, regionalen und lokalen Oberschicht an. Sie waren meistens auch im Besitz des jeweiligen Landes. Es scheinen viele „Veteranen“ auf, welche aus der römischen Armee entlassen und mit Landgütern abgefunden wurden. Die „Untergebenen“ arbeiteten außerhalb der Trennmauern und mussten mit bescheidenen Häusern das Auslangen finden. Im Juni 2023 wurden seitens des Landesmuseums bereits geophysikalische Messungen und eine Metalldetektorsurvey durchgeführt. Die archäologischen Grabungsarbeiten hätten im Oktober stattfinden sollen, mussten aber auf die Zeit nach der Schneeschmelze im April 2024 verschoben werden. Wir dürfen gespannt sein, welche „Geheimnisse“ dieser Platz mitten im Ortszentrum von Kirchbach noch birgt, denn es gibt bisher keinen vergleichbaren Befund in Oberkärnten!