Sechs Jahre im Emirat Katar

Gailtal / Katar -

Der gebürtige Gailtaler Bau-Profi Peter Haas hat zahlreiche Projekte für die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Doha/Katar koordiniert.

Peter und Sandra Haas im Al-Bayt-Stadion mit den Kindern Paul und Max

Von Hans Jost

Ab 20. November treffen sich die besten 32 Fußball-Nationalmannschaften aus der ganzen Welt im Emirat Katar, konkret im Großraum der Hauptstadt Doha, um dort im internationalen sportlichen Wettkampf die allerbeste der besten Mannschaften zum neuen FIFA-Weltmeister 2022 zu küren. Ein Gailtaler, der während der letzten sechs Jahre alle baulichen Neugestaltungen und bautechnischen Vorbereitungen vor Ort live miterlebt und mitgestaltet hat, ist Peter Haas, Sohn des Hermagorer Bauingenieurs und Ex-Politikers Helmut Haas.

Herausforderung

Peter Haas (46) verlegte im Herbst 2016 gemeinsam mit seiner Frau Sandra und den beiden Söhnen Paul und Max (inzwischen 8 bzw. 6 Jahre alt), seinen vorübergehenden Wohnsitz nach Doha, der Hauptstadt des Wüstenstaates Katar. Hintergrund: die beiden sind Mitarbeiter eines international tätigen Österreichischen Bau-Unternehmens, das interessante Aufträge für die Fußball-WM 2022 an Land gezogen hatte. Doch für die Umsetzung vor Ort mussten noch Mitarbeiter für ein mehrjähriges Leben im Wüstenstaat rekrutiert werden. „Nach vielen Abwägungen und Überlegungen trafen wir unsere Entscheidung „Ja zu Qatar“, wohl wissend, dass es auch große Herausforderungen im Zusammenhang mit diesem Schritt geben würde.“

Al Janoub Stadion

Projekte

Angesprochen auf die aktuellen Bau-Projekte, erklärt Peter Haas: „Wir machen im Mittleren Osten nur Infrastrukturprojekte, Brücken-, Straßen-, Bahn- und Tunnelbau. Fallweise können es auch Sonderprojekte mit einer speziellen Expertise sein. Darunter fällt auch das Fußballstadion, bei dem wir beteiligt waren. Insgesamt wurden sieben neue Stadien gebaut, und eines modernisiert. Unseres war als erstes Neubau-Stadion fertiggestellt und wurde bereits 2019 eröffnet.“

Besonderheiten

„Der Jahresablauf gliedert sich natürlich anders. Es wird kein Weihnachten/Neujahr gefeiert – das sind normale Arbeitstage wie alle anderen. Freitag Mittag schließen die Geschäfte das einzige Mal für zwei Stunden, für das Freitagsgebet. Samstag ist für die Kinder schulfrei; Sonntag ist normaler Arbeitstag. Die Gesellschaft ist generell eine moderne Mischung, aber doch sehr arabisch und traditionsbehaftet. Frauen tragen auch keine Verschleierung oder Kopftuch, wenn sie nicht wollen. Das kann jede entscheiden wie sie will.“ Der Verkehr ist vollkommen videoüberwacht – dadurch wenig Polizei auf den Straßen. Aber die Verkehrsstrafen sind sehr hoch und beginnen bei etwa 120 Euro, die man aber online am Handy zahlen kann, wo man auch die Radarbilder sieht.

Gwan Bridge

Klima, Essen und Trinken

Katar ist extrem sicher. Es gibt, nach Beobachtungen von Peter Haas, fast keine Kriminalität, außer Schnellfahren. Deshalb sperrt man Autos, Häuser usw. meist gar nicht ab, weil es niemanden kümmert. Generell sind die Leute freundlich, weil es auch Teil der arabischen Kultur ist. Doha hat eine unheimlich Dichte an Luxushotels mit einem sehr hohen Standard. Auch hat jeder berühmte Koch hier ein Restaurant und die Küche bietet alles – außer Schweinefleisch. Restaurants und Hotels sind alle sehr kinderfreundlich. Kinder dürfen hier eigentlich alles.

Arbeitszeiten

Normalarbeitszeit sind 48 Stunden pro Woche. Freitag ist frei. Viele machen Sport morgens von etwa 4 – 5 Uhr, solange es nicht zu warm ist. Allerdings ist der Sommer extrem heiß, in dem sich ein Teil des Lebens automatisch nach drinnen oder in die Nacht verschiebt. Anmerkung zur WM: die Temperaturen im November/Dezember werden ideal für Sport sein. „Ich bleibe jetzt noch bis Ende des Jahres und werde dann wieder nach Wien wechseln. Meine Frau Sandra ist bereits im Sommer nach Wien zurückgekehrt, weil unser jüngerer Sohn Max dort ab Herbst in die Schule geht.”

Resümee

Das in den letzten Jahrzehnten durch die enormen Offshore Gas-Vorkommen von der ursprünglich ärmlichen Beduinen-Region zur explodierenden Wohlstands-Metropole mutierte Katar mit etwa 2,5 Millionen Einwohnern steht aktuell im Zusammenhang mit der Fußball-WM vor großen logistischen Herausforderungen. Wenn man nur bedenkt, dass während der WM voraussichtlich etwa 1.600 Flugbewegungen pro Tag auf engstem Raum stattfinden werden, und die geschätzten 1,2 Millionen Besucher laufend zwischen den insgesamt acht Stadien, die auf engstem Raum von nur 30 Kilometern Radius rund um Doha stehen, pendeln müssen, kann man sich vorstellen, wie präzise alle logistischen Abläufe überlegt und getaktet werden müssen, damit es zu keinen Staus oder Überlastungen kommt.