Von Hans Jost
Im Gespräch mit dem Gailtal Journal in der gemütlichen Wohnküche des Pfarrhauses zeigt sich der ehemalige Dechant und scheidende Stadtpfarrer sehr erfreut über die Tatsache, dass er ab kommenden Herbst auch als Pensionist weiterhin nahe seiner geliebten Kirche zum Heiligen Hermagoras und Fortunat wohnen darf. „Hermagor, wo ich 42 Jahre lang als Stadtpfarrer tätig war, ist und bleibt meine Heimat. Hier kenne ich die Menschen und fühle mich wohlwollend familiär aufgehoben. Das Mesnerhaus wird gerade entsprechend um- und ausgebaut.“
Menschlichkeit
Dass Günther Dörflinger im Rahmen seiner langjährigen Priestertätigkeit auch stets offene Augen und Ohren für den menschlichen Alltag hatte, zeigt sich beispielsweise daran, dass er vor nunmehr 30 Jahren seiner Mesner-Familie Dana und Nikolai mit ihren Kindern den Zuzug aus ihrer rumänischen Heimat ermöglichte. „Da gab es viele formale Hürden zu überwinden, daher habe ich einfach unbekümmert den damaligen Außenminister Alois Mock angerufen. Und siehe da, der Minister hat damals meinen Hilferuf erhört und für diese Familie einen unbürokratischen Weg zur Einreise nach Österreich gefunden. Schön, dass ich mich auf Danas Familie auch in meinem jetzt beginnenden Ruhestand weiterhin verlassen kann.“ Pfarrer Dörflinger lässt in diesem Zusammenhang anklingen, dass er die Absicht hat, die zahlreichen Anekdoten und menschlichen Schicksale, die er außerhalb seines rein kirchlichen Wirkens in Hermagor erlebt hat, in einem Buch darzustellen. „Ich hoffe, dass ich in meiner Pension, soweit es meine Gesundheit zulässt, etwas mehr Zeit dafür finde…“
Erinnerungen und Visionen
An die Cursiliobewegung vergangener Jahre denkt Dörflinger gerne zurück. „Insgesamt habe ich über 30 dreitägige Kurse mit starker Teilnehmerzahl absolviert, was zu den schönsten Erinnerungen in meinem Priesterleben zählt. Doch leider gab es zuletzt kaum mehr Teilnehmer-Interesse daran. Parallel dazu beobachte ich auch mit etwas Sorge die nach wie vor sinkenden Kirchenbesucher-Zahlen. In den letzten Jahren hat sich eine gewisse Gottvergessenheit breit gemacht. Es geht den meisten Menschen materiell sehr gut und der allgemeine Wohlstand punktet mit vielen attraktiven Verlockungen. Aber die Kirche kann halt keine Event-Halle mit vielen Sensationen und Highlights sein. Bleibt nur zu hoffen, dass es trotz dieses trüben Hintergrundes auch wieder mal eine Trend-Umkehr gibt. So gesehen freue ich mich schon auf das Pfarrfest am 4. September.“