Stadtpfarrer Günther Dörflinger geht in den Ruhestand

Hermagor -

Rückblick eines 80-jährigen überaus beliebten Priesters, dessen Berufung seit bald 50 Jahren bei Christen im Raum Hermagor wertvolle Spuren hinterlässt.

Pfarrer Günther Dörflinger: „Mit 80 ist es an der Zeit, in den Ruhestand zu treten“

Von Hans Jost

Im Gespräch mit dem Gailtal Journal in der gemütlichen Wohnküche des Pfarrhauses zeigt sich der ehemalige Dechant und scheidende Stadtpfarrer sehr erfreut über die Tatsache, dass er ab kommenden Herbst auch als Pensionist weiterhin nahe seiner geliebten Kirche zum Heiligen Hermagoras und Fortunat wohnen darf. „Hermagor, wo ich 42 Jahre lang als Stadtpfarrer tätig war, ist und bleibt meine Heimat. Hier kenne ich die Menschen und fühle mich wohlwollend familiär aufgehoben. Das Mesnerhaus wird gerade entsprechend um- und ausgebaut.“

Menschlichkeit

Dass Günther Dörflinger im Rahmen seiner langjährigen Priestertätigkeit auch stets offene Augen und Ohren für den menschlichen Alltag hatte, zeigt sich beispielsweise daran, dass er vor nunmehr 30 Jahren seiner Mesner-Familie Dana und Nikolai mit ihren Kindern den Zuzug aus ihrer rumänischen Heimat ermöglichte. „Da gab es viele formale Hürden zu überwinden, daher habe ich einfach unbekümmert den damaligen Außenminister Alois Mock angerufen. Und siehe da, der Minister hat damals meinen Hilferuf erhört und für diese Familie einen unbürokratischen Weg zur Einreise nach Österreich gefunden. Schön, dass ich mich auf Danas Familie auch in meinem jetzt beginnenden Ruhestand weiterhin verlassen kann.“ Pfarrer Dörflinger lässt in diesem Zusammenhang anklingen, dass er die Absicht hat, die zahlreichen Anekdoten und menschlichen Schicksale, die er außerhalb seines rein kirchlichen Wirkens in Hermagor erlebt hat, in einem Buch darzustellen. „Ich hoffe, dass ich in meiner Pension, soweit es meine Gesundheit zulässt, etwas mehr Zeit dafür finde…“

Josef Reinitzhuber, Pfarrgemeinderats-Obmann: „Die enge Verbindung mit unserem Pfarrer Günther Dörflinger war immer geprägt von einer äußerst konstruktiven Zusammenarbeit, sowohl in liturgischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Bei allen Entscheidungen schlägt sein Herz für die Pfarrgemeinde und seine Pfarrbürger. Wir sind ihm sehr dankbar für all seine Mühe und seinen Einsatz, die er in aufopfernder Weise, oft unerhört und unverstanden, für unsere Pfarrgemeinde erbracht hat; und dies ohne Schonung seiner Gesundheit. Sein Auftreten im Glauben ist unbeirrbar. Für alle amtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter in unserer Pfarre ist er nicht der „Pfarrvorsteher“, sondern er ist unser Freund.“

Erinnerungen und Visionen

An die Cursiliobewegung vergangener Jahre denkt Dörflinger gerne zurück. „Insgesamt habe ich über 30 dreitägige Kurse mit starker Teilnehmerzahl absolviert, was zu den schönsten Erinnerungen in meinem Priesterleben zählt. Doch leider gab es zuletzt kaum mehr Teilnehmer-Interesse daran. Parallel dazu beobachte ich auch mit etwas Sorge die nach wie vor sinkenden Kirchenbesucher-Zahlen. In den letzten Jahren hat sich eine gewisse Gottvergessenheit breit gemacht. Es geht den meisten Menschen materiell sehr gut und der allgemeine Wohlstand punktet mit vielen attraktiven Verlockungen. Aber die Kirche kann halt keine Event-Halle mit vielen Sensationen und Highlights sein. Bleibt nur zu hoffen, dass es trotz dieses trüben Hintergrundes auch wieder mal eine Trend-Umkehr gibt. So gesehen freue ich mich schon auf das Pfarrfest am 4. September.“

Bernhard Plattner, Organist: „Pfarrer Günther Dörflinger darf ich nun schon 40 Jahre lang als Organist begleiten. Er ist ein charismatischer Zeremoniär, der es versteht, Messen in sehr festlicher Weise zu feiern und hervorragend zu predigen. Liturgisch waren wir stets ein gut zusammengespieltes Team, ein Herz und eine Seele.“