Gailtal Journal: Herr Thurner, erzählen Sie uns etwas von Ihrer Arbeit?
Michael Thurner: Eigentlich wollte ich ursprünglich Bauer werden, habe aber damals realisiert, dass ich davon nicht leben kann. Also studierte ich Handelswissenschaften auf der Wirtschaftsuniversität Wien, der internationale Handel hat mich immer schon interessiert. Mittlerweile bin ich seit dreizehn Jahren selbständig und handle mit Getränken. Neben Wein bzw. Fruchtsäften produziere ich auch Spritzer in Dosen (www.goalberto.com). Ich helfe auch Weinbauern in der internationalen Vermarktung.
In wie vielen Ländern und Erdteilen waren Sie schon unterwegs?
Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, aber es waren schon zumindest 80 Länder, welche ich bereist habe. Mit 35 Jahren war ich bereits dreißig Mal in Japan, eigentlich schon verrückt (lacht). Es waren sehr positive Erfahrungen mit anderen Menschen und Kulturen, die Zeit möchte ich nicht missen.
Sie waren auch Geschäftsführer der Österreichischen Weinmarketinggesellschaft?
Ja, man hat mir das Vertrauen geschenkt und bereits in jungen Jahren (ich war damals gerade erst 28 Jahre) durfte ich die Geschicke der Weinwirtschaft leiten. Vor allem ich als „Würmlacher“, aus keiner gerade renommierten Weingegend (lacht). Wir konnten aber die Weinexporte fast verdoppeln und haben mit dem DAC System die Basis für eine Herkunftsvermarktung in Österreich geschaffen. Mittlerweile berate ich mit meinem Unternehmen Winzer beim Vertrieb.
Österreichische Winzer exportieren auch nach China?
China ist mittlerweile der größte Weinkonsummarkt der Welt. Wir in Österreich produzieren ja „nur“ rund ein Prozent der Weltproduktion. Die Nachfrage kommt allerdings von den Top-Restaurants, da unser Wein aufgrund der Säurestruktur und Eleganz einer der besten Essensbegleiter ist. Ich habe selbst auch fast fünf Jahre in Singapur gelebt und dort viel Wein an die besten Adressen der französischen Sterneköche geliefert. Bei aller Regionalität brauchen wir auch ein bisschen „Internationalität“. Österreich ist ein Agrarland, wir dürfen und brauchen uns nicht zu verstecken, denn wir gehören zu den Besten!
Sie werden im Frühsommer ganz etwas Anderes machen und eine Alm im Gailtal pachten?
Was für ein Traum, schon als Hauptschulkind war ich als „Zupater“ auf der Alm. Das hat mich geformt und meine Wurzeln liegen in den Bergen sowie der Landwirtschaft. Jetzt hat man mir die Möglichkeit gegeben, die Reisacher Jochalm zu pachten und das ist großartig. Da hab ich nicht lange überlegt. Ich möchte aus dieser Alm die erste in Kärnten machen, welche „plastikfrei“ ist. Der Umweltgedanke ist mir dabei sehr wichtig.
Bezeichnen Sie sich als Aussteiger oder Rückkehrer?
Definitiv als Rückkehrer. Ich glaube mein Lebenskreis schließt sich langsam. Von der Landwirtschaft ausgehend in die ganze Welt gereist und jetzt zieht es mich wieder zurück. Mit jedem Tag mehr und „daham“ ist es einfach am schönsten.
Verraten Sie uns auch etwas über sich bzw. Ihre Gailtaler Familie?
Ich habe zwei Brüder, Klaus (47) hat sich in der Familientradition als Lehrer wiedergefunden und Thomas (49) ist ein studierter Elektrotechniker, er lebt mit seiner Familie in Graz. Von meiner Mutter Erika habe ich gelernt, wie man mit Menschen umgeht, auch ihre unglaubliche Kreativität, Herzenswärme sowie Lebensfreude. Mein Vater Christoph war ein guter Lehrer und von ihm habe ich die Liebe zu den Bergen gelernt. Er weiß, wo im Gailtal die besten „Schwammlan“ wachsen.