Die telefonische Beratungsstelle, getragen von der Caritas Kärnten, ist unter der kostenlosen Nummer 142 rund um die Uhr anonym Ansprechpartnerin für Menschen in Krisen. Neue ehrenamtliche MitarbeiterInnen werden gesucht und ausgebildet.
Prävention
Hanna L. (Name geändert) hat vor ein paar Monaten nicht mehr weiter gewusst. “Mein Leben fühlte sich an wie ein tiefer, elend lang anhaltender Schmerz. Viele Katastrophen sind passiert. Nichts machte Sinn. Ich hatte keine Kraft mehr. Der Tod schien mir als einziger Ausweg”, schildert die Kärntnerin. Doch dann fand sie mit der Hilfe der TelefonSeelsorge einen Weg zurück ins Leben. “Eine sehr nette Frau hat sich wirklich viel Zeit genommen und mir zugehört. Recht bald war mir klar, dass ich an einer Depression erkrankt sein könnte.” Die TelefonSeelsorgerin riet ihr, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Tags darauf bekam die Hilfesuchende bereits ein “sehr gutes Medikament” verschrieben. Während der Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz hat Hanna immer wieder bei der TelefonSeelsorge angerufen. “Ich fühlte mich danach viel leichter, fasste Mut und Zuversicht.” Die Frau lernte es, wieder an das Leben zu glauben und weiß heute mit Sicherheit: “Für Betroffene gibt es Hilfe.”
So steht unter der kostenfreien Telefonnummer 142 die TelefonSeelsorge Kärnten, die zur Gänze von der Caritas Kärnten getragen wird, seit 41 Jahren täglich im Dienste der Suizidprävention.
Besorgniserregende Entwicklung
,,Suizid ist leider nach wie vor ein Tabuthema, die Selbstmordrate viel zu hoch. Das muss sich ändern”, sagt Silvana Fischer, Leiterin der TelefonSeelsorge Kärnten. 100 Menschen haben sich laut Statistik Austria in Kärnten im Jahr 2017 das Leben genommen, 19 Menschen weniger als im Jahr zuvor. ,,Auch wenn die Suizidrate zum Glück gesunken ist, sind wir nach der Steiermark an zweiter Stelle im Bundesländervergleich”, sagt Fischer anlässlich des Weltsuizidpräventionstages am 10. September 2018. Gleichzeitig ist sie alarmiert, weil die TelefonSeelsorge allein heuer bis jetzt im Schnitt pro Monat 20 Anrufe von Menschen in akuten Suizidkrisen zu verzeichnen hat.
Viel mehr betroffene Männer
Es sind wesentlich mehr Männer als Frauen, etwa dreimal so viel, die Suizid begehen. Fischer: “Männern muss in der Suizidprävention besonderes Augenmerk geschenkt werden. Sie sind zusätzlich gefährdet, weil sie ihrem Image des starken Geschlechts nachkommen wollen und es für sie besonders schwer ist, sich belastet oder hilflos zu zeigen.”
Reden hilft
Die TelefonSeelsorge ist rund um die Uhr Ansprechpartnerin für Hilfesuchende in schwierigen Lebenssituationen und in Krisen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hören zu, beraten und geben wichtige Informationen über Hilfsangebote weiter. Die Anonymität ist bei den Anfragen via Telefon, E-Mail oder Chatberatung gesichert. Fischer appelliert für einen empathischen, achtsamen Umgang mit den Mitmenschen. ,,Wenn wir uns bewusst sind, dass ein Mensch in ganz große Bedrängnis kommen kann, dann können wir helfen, indem wir mit ihm reden und/oder ihn an Hilfseinrichtungen verweisen.” Allein die Ermutigung, Hilfe anzunehmen, könne Leben retten. Und: “Reden hilft!”
Kostenfreier Ausbildungskurs für TelefonseelsorgerInnen
60 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich zurzeit bei der Telefonseelsorge Kärnten. ,,Sie arbeiten im Durchschnitt 9,8 Jahre bei uns mit”, dankt Fischer allen Freiwilligen für ihren großartigen Einsatz und lädt Interessierte zur Mitarbeit ein. Ein kostenfreier Ausbildungskurs ist im Spätherbst geplant.
Er gibt engagierten, einfühlsamen Menschen die Möglichkeit, Beratungskompetenz für diese anspruchsvolle, ehrenamtliche Tätigkeit zu erwerben. Die Grundausbildung in Klagenfurt dauert ungefähr ein halbes Jahr und findet einmal in der Woche berufsbegleitend, also am Abend, statt. Die Tätigkeit bei der TelefonSeelsorge kann als Praktikum für Ausbildungen im psychosozialen Bereich anerkannt werden.
Interessierte melden sich bitte vormittags bei der Telefonseelsorge Kärnten unter der Telefonnummer 0463/55 5 60 DW 23 oder DW 33 oder schreiben eine E-Mail an:
telefon@caritas-kaernten.at.