In Kärnten gibt es über 3.000 Kilometer an offiziellen Mountainbike-Routen, davon rd. 230 km als spezielle Single-Trails. Diese gesicherten und markierten Radwege und Trails sorgen für ein geordnetes und sicheres Miteinander zwischen Mountainbikern und Grundeigentümern. „Leider werden dennoch die Wälder und Almen zunehmend abseits der ausgeschilderten Strecken von Mountainbikern durchfahren, sogar Grabungen und Anschüttungen vorgenommen oder auch Zäune und Bäume beschädigt. Vor allem die Situation in unseren Wäldern wird zunehmend unerträglich“, zieht LK-Präsident Siegfried Huber Bilanz über die zu Ende gehende Mountainbike-Saison.
Das Befahren des Waldes abseits beschilderter Routen ist laut Forstgesetz verboten – und das mit gutem Grund: „Mountainbiker, die quer durch den Wald fahren, schädigen den Waldboden, sie verletzen Baumwurzeln und Jungbäume. Starkregen führt zu weiterer Erosion in den Fahrspuren und auch zu Schäden an bestehenden Forststraßen. Dazu führt die Beunruhigung des Wildes zu steigenden Schäl- und Verbissschäden. Die Grundbesitzer bleiben auf diesem Schaden sitzen. Das können wir nicht akzeptieren“, stellt Huber klar.
Nummerntafel-Pflicht gefordert
Hauptproblem ist, dass die Identität von Mountainbikern, die illegalerweise auf „Abwegen“ unterwegs sind, weder für die Grundeigentümer noch für die zuständigen Organe, wie zum Beispiel Bergwacht oder Forstschutzorgane, feststellbar ist. Ein verwaltungs- oder auch zivilrechtliches Vorgehen wegen Besitzstörung ist so nur schwer möglich.
Vor diesem Hintergrund appelliert die Landwirtschaftskammer Kärnten nun schriftlich an die zuständige Verkehrsministerin Leonore Gewessler, sich für eine Nummerntafel-Pflicht für E-Bikes in Österreich stark zu machen. Derzeit gilt diese Kennzeichen-Pflicht erst für E-Bikes mit einer Maximalleistung von mehr als 600 Watt bzw. einer Nennleistung von 250 Watt sowie einer Bauartgeschwindigkeit von mehr als 25 km/h. „Diese Grenze muss gestrichen werden“, bringt LK-Präsident Huber die Forderung auf den Punkt.
Corona befeuert E-Bike-Boom – Ärger mit Haftungsforderungen
Seit der Corona-Pandemie hat sich das Problem verschärft, weil sich das Freizeitverhalten geändert hat und die Menschen vermehrt das Mountainbiken für sich entdeckt haben. Der Trend zu E-Bikes hat dies zusätzlich verstärkt. Der Anteil von E-Bikes an allen verkauften Fahrrädern ist von 21 % im Jahr 2016 auf mehr als 40 % im Jahr 2020 gestiegen. Mit Motorunterstützung sind auch Strecken zu schaffen, die man mit einem normalen Fahrrad nicht oder nur schwer bewältigen kann. Vor diesem Hintergrund fahren auch immer mehr Menschen abseits ausgewiesener Routen durch den Wald – die Schäden und Konflikte nehmen zu.
Passieren Unfälle, wird auch die Haftungsfrage für die Grundeigentümer bzw. Weg-Erhalter immer wieder zum Problem. Bei einem Unfall wird zunehmend die Rechtsschutzversicherung in Anspruch genommen und versucht, Schadenersatz-Zahlungen vom Waldbesitzer zu erhalten. „Wir sind an einem guten Miteinander interessiert. Aber leider sinkt die Eigenverantwortung der Menschen, während das Risiko für die Grundeigentümer steigt. Das ist nicht zu akzeptieren“, macht Huber abschließend deutlich.