Paragleiten im Tal der Gesetzlosen: Zwei Weißbriacher heben ab

Das Gitschtal aus der Vogelperspektive

Gitschtal -

Manuel Linhard (24) und Christian Philippitsch (51), beide Berufssoldaten, haben eine gemeinsame Leidenschaft. Die beiden gehen gerne gemeinsam auf Flüge und so ist eine Freundschaft, sozusagen in der Luft, entstanden.

Manuel und Christian lieben das Abenteuer und die Natur

Christian fliegt bereits seit sieben Jahren und Manuel, der seit drei Jahren frei wie ein Vogel ist, kann durch seinen erfahrenen Kollegen viel dazulernen. Während des Flugs, der physisch und psychisch enorm belastend ist, sind die beiden per Funk miteinander verbunden. Es macht das Fliegen leichter, wenn Entscheidungen gemeinsam getroffen werden.

So bald deine Füße den Boden verlassen, bist du den Kräften der Natur ausgesetzt!

Wie erlernt man das Fliegen?

Bei der Pilotenausbildung in der Kärntner Flugschule für Paragleiten in Annenheim beim Ossiacher See beginnen die Flugneulinge auf einem kleinen Hügel mit den Grundfertigkeiten „Starten“ und „Landen“. „Sitzen diese Fähigkeiten und du kannst schon ein paar Kurven fliegen, bist du bereit fürs Höhenfliegen (ab 500 Hm). Danach absolviert man 40 Flüge (teilweise mit Fluglehrer per Funk) und macht die praktische und theoretische Prüfung bis zum A Schein“, erzählt Manuel. Dieser Schein berechtigt zum Starten und Landen (übrigens das Schwierigste beim Fliegen) nur auf genehmigten Plätzen.

Autofahren ist gefährlicher als Fliegen

Nach weiteren Ausbildungen erhält man die Überlandberechtigung (B Schein) und ist bereit, thermische Flüge zu absolvieren. „Wenn man sich genau informiert, das Wetter und den Wind berücksichtig, Vertrauen in sich und den Schirm hat, auch mal „Nein“ sagen kann, werden viele Gefahren ausgeschalten und macht das Fliegen somit nicht gefährlicher als das Fahren auf der Straße“, meint der erfahrene Paragleiter Christian.

Flow-Gefühl und die Freiheit in der Luft

Der Moment, wenn du das erste Mal alleine am Berg stehst, war ein besonderer Reiz für die beiden. Die Freiheit von einem Gipfelkreuz zum Nächsten zu fliegen und das Flow-Gefühl (da du 100% konzentriert bist, hast du keine anderen Gedanken mehr) macht den besonderen Reiz am Fliegen aus.

Seele baumeln lassen

Da im Winter fast keine Thermik vorhanden ist, gleitet der Schirm ruhig ins Tal. „Da kannst alles loslassen und genießen“, schwärmt Manuel. „In den restlichen Jahreszeiten hast du die Möglichkeit des thermischen Fliegens. Eindrehen und wieder geht´s wo anders hin. Einmal schaffte ich 800 Hm in drei Minuten“, erzählt Christian stolz.

Hike & fly oder Skitour mit besonderer Abfahrt

Da die beiden Gitschtaler Sportskanonen nicht nur gerne in der Luft sind, sondern auch den sportlichen Aufstieg zu Fuß oder mit den Tourenski genießen, ist diese Kombination perfekt. Kondition und Kraft sind auch beim Flug gefragt. „Beim Paragleiten brauchst auch „a bisal Schmalz“. Allein schon, weil du fast 20 kg Gepäck am Rücken trägst und der ganze Körper beim Flug im Einsatz ist!“, erklären die beiden humorvollen Berufssoldaten, die sich den Tandemschein als nächstes Ziel vorgenommen haben.

Geflogen wird auch auf der Gerlitzen, in Lienz, Greifenburg und in Italien, sowie hier in Barssano del Grappa

Panik kommt danach

Im alpinen Gelände kann es durch die Windverhältnisse immer passieren, dass der Schirm zusammenfällt. Da hat man nur Sekunden Zeit zu handeln und muss gezielt bremsen und wieder loslassen, um die Luftkammern im Schirm wieder zu füllen. „Da kommt die Panik erst danach am Boden und man möchte nichts mehr herausfordern“, erzählen die beiden. Hilfreich sind hier Sicherheitstrainings.