Eine Loipe, die es in Kärnten im Ranking unter die Top zehn geschafft hat, ist ein beachtliches Ergebnis. Die Rede ist von jener im Untergailtaler Ort St. Georgen. Sie umfasst drei klassische Loipen (7,1 km), drei Skatingloipen (6,6 km), zwei Flutlichtloipen (2,8 km) sowie eine Panoramaschleife (1,3 km). Verantwortlich dafür zeichnet sich Erik Zechmann, seines Zeichens Direktionsleiter der Mineral Gruppe. Das Unternehmen ist Teil des STRABAG SE Konzerns und zählt in Mittel-, Südost- und Osteuropa zu den führenden Rohstoffmarken.
Rodelhügel brachte Loipenprojekt auf Schiene
Alles begann mit der Anschaffung eines Strickliftes für den Rodelhügel am hauseigenen Hang – gedacht als komfortable Aufstiegshilfe für die beiden jüngsten Sprosse der Familie. „Um 2000 Euro habe ich einen in Sölden, in Tirol, erstanden“, erinnert sich Zechmann. Kurz darauf zwang ein Bandscheibenvorfall inklusive OP den damals 50-Jährigen zum Muskelaufbau durch gezielten Sport. „Auf Anraten meines Arztes bin ich zum Langlaufen gekommen“. „Wenn ich schon einen Lift vor der Haustüre habe, präpariere ich auch eine Piste“, dachte sich der Wahlgailtaler, der seit 30 Jahren im Tal beheimatet ist. Über den Vertreter eines Pistengeräteherstellers kam Zechmann zu seinem ersten Pistengerät inklusive Loipenspurplatten. 8000 Euro legte er für das Teil, das 40 Jahre auf dem Buckel hatte, hin. Noch heute fährt das „Werkl“ und beliefert das Dobratsch Gipfelhaus. „Meine Frau war anfangs eher skeptisch und sagte: „Was willst denn mit einer Loipe? Bei uns gibt’s ja kaum noch Schnee“.
Kunstschnee muss her
Umfassende Internetrecherchen wurden angestellt und Zechmann kaufte sich den ersten Schneeerzeuger, eine „Home Snow Schneelanze“, die praktikabel an die Gartenwasserleitung angeschlossen werden konnte. Heute ersetzen vier energieeffiziente Schneelanzen Schweizer Fabrikats mit Weltrekord-Zertifikat das ursprüngliche Gerät. Mit Haushaltsstrom betrieben, verbrauchen sie ein 30stel der Energie von herkömmlichen Schneeerzeugern. Der engagierte Langlauffan hat sich Jahr um Jahr tiefer in das Hobby eingearbeitet. Alsbald erweiterte ein zweites, größeres und stärkeres Pistengerät den Fuhrpark, zu dem heute auch ein Skidoo und ein Traktor mit Loipenfräse gehören. Der Hausherr selbst hat des öfteren Hand angelegt und die Maschinen nach Bedarf umgebaut. Das technische Grundverständnis verdankt Zechmann nicht zuletzt dem Bergbaustudium an der Montanuniversität. Dort standen u.a. Elektrotechnik, Vermessung oder Maschinenkunde am Stundenplan. Unterstützung erhält der gelernte Bergmann zudem vom unmittelbaren Nachbarn der Familie, ein begnadeter Schlosser und Mechaniker. „Er hat immer eine Lösung parat wenn es zwickt“, sagt Zechmann dankbar.
Es wird aufgerüstet
Mittlerweile komplettieren ein Speicherteich, ein Kühlturm und eine Pumpstation das Langlaufareal, das einem Schigebiet im Mikrokosmos gleicht. Bevor der Gailtaler im Winter seine Loipen spuren kann, bedarf es im Herbst jeder Menge Vorbereitungsarbeit: Die Trasse muss gemäht, Maulwurfshügel geglättet, Flächen drainagiert und Sträucher geschnitten werden. „Bereits im Herbst lege ich diese fest”, erwähnt Erik. Das Präparieren und Beschneien ist reine Nachtarbeit. Dank moderner Technik läuft fast alles automatisiert. Bei einer Störung wird Zechmann über sein Handy informiert.
Gute Nachbarschaft
„Ich bin dankbar, dass wir so verständnisvolle Grundstücksbesitzer haben, die ihre Flächen für die Loipe zur Verfügung stellen. Gleiches gilt für unsere Nachbarn, die sehr tolerant sind und mich unterstützen“, betont der fünffache Vater, dessen Kinder auf die nordischen Namen Pia, Ole, Etta, Smilla und Henrika hören. Erik schätzt sich glücklich, mit Gattin Irene eine Partnerin an seiner Seite zu haben, die vollstes Verständnis für sein Hobby aufbringt: „Ich habe einfach Spaß daran, dass ich es machen kann und wenn sich andere daran erfreuen“, sagt er mit einem zufriedenen Lächeln. Übrigens: Auch für Langlaufbegeisterte aus der Nachbargemeinde St. Stefan/Gail ist das Sportangebot eine attraktive Einrichtung.