Das mache ich einfach gerne, dieser Dienst taugt mir ungemein“, sagt Brunner lachend. Weil er Menschen gerne hilft. Wie viele verunglückte Pistenflitzer er schon aufgelesen und der ärztlichen Versorgung zugeführt hat, weiß er nicht. „Es waren jedenfalls sehr viele“. Der Watschiger hat in dieser langen Zeit schon seine Art der Diagnose entwickelt. Dazu dienen einige gezielte Fragen und Anweisungen. „Damit merkt man relativ schnell, wo und welche Verletzung vorliegt“. Die Internationalität des Nassfeldes drückt sich auch in der Vielsprachigkeit aus. „Mit Englisch und Italienisch stoße ich bald an meine Grenzen, der Rest wird mit Händen und Füßen und sonstigen Gesten erledigt“, schmunzelt Brunner. Ein Rezept, dass sich über viele Winter als sehr erfolgsversprechend und stets praktikabel erwiesen hat.
Viel gelernt
Diese Fähigkeit der Diagnose wie der sachgemäßen Versorgung hat Brunner in der Gailtalklinik, die seinerzeit noch mit einer Unfallabteilung ausgestattet war, „gelernt“. Viele Jahre war er dort als Haustechniker beschäftigt. Immer wieder stand er mit den Unfallärzten im Haus in Kontakt. Sie waren es auch, die Brunner gerne Tipps gaben, wie Helfer bei diversen Verletzungen sachgerechte Ersthilfe leisten können. Gerade diese Maßnahmen erleichtern später eine rasche chirurgische Versorgung. „Solche Ratschläge habe ich beherzigt und sie in der Realität umgesetzt“, erzählt der Bergretter. Angeheuert wurde er seinerzeit von den Gartnerkofelbahn-Betriebsleitern. Mittlerweile ist das Akja-Trio Bernhard Brunner, Walter Ressi und Reinhard Peturnig ein legendäres, bestens eingespieltes Rettungsteam. Auf das sich Gartnerkofelbahn-Chef Klaus Herzog blind verlassen kann. Das er wohl auch nicht missen möchte.
Viele Einsätze
Pro Saison ist Brunner an mindestens 60 Tagen in der BRD-Hütte stationiert. Sein Einsatzgebiet sind die Gartnerkofel-Abfahrten und das Garnitzengebiet. Und es sind 60 Einsätze und mehr, zu denen er mit Rettungsrucksack und Akja ausrückt. Bei der Absicherung der Unfallstelle helfen immer wieder Schifahrer gerne mit. Die erste Kontaktnahme und ein prüfender Blick auf das Unfallopfer zeigt Brunner schon, ob es den Rettungshubschrauber braucht oder der Transport mittels Akja zur Talstation und später mit dem Roten Kreuz angemessen ist. „Dabei ist auch zu berücksichtigen, ob die verletzte Person eine entsprechende Versicherung für den Flugtransport hat. Ohne Versicherung wird es teuer. Bei schweren Verletzungen oder bei Bewusstlosigkeit, selbst wenn sie nur kurz dauerte, kommt bei entsprechendem Flugwetter nur der Medicopter in Frage“. Dann gilt es die Verletzten zu beruhigen, sie mit den Rettungsmaßnahmen vertraut zu machen, Personalien festzustellen und nach Möglichkeit die ungefähre Unfallursache zu eruieren. Diese Art der Rettung sei sicher hochprofessionell. Alles Rechtliche erledigen dann, sofern Fremdverschulden vorliegt, die Pistenpolizisten. Auch mit denen gibt es stets beste Kooperation.
Infrastruktur
Als wichtige Infrastruktur sieht Brunner den bei der Talstation Gartnerkofel-Trögel adaptierten Sanitätscontainer. „Verletzte werden hier vom Sanitätshelfer Ossi Maier profimäßig betreut und beaufsichtigt. Es dauert hin und wieder eine Stunde und mehr, bis das Rettungsfahrzeug eintrifft“. Die Verunfallten diese Zeit an der Straße im Akja liegend in aller Öffentlichkeit und bei jedem Wetter geparkt lassen, sei einfach unvorstellbar und nicht zuzumuten. „Sowohl für die Verletzten als auch für uns, weil wir dann für weitere Einsätze gebunden sind“.
Erfüllung
„Jede und jeder ist dankbar, wenn ihm geholfen wird, und das macht diesen Dienst einfach schön und erfüllend“, erklärt Brunner seinen Idealismus. Ein besonderer Fall ist ihm eigentlich nicht in Erinnerung. „Gott sei Dank war ich nie bei tödlichen Unfällen dabei, mir reichen schon schwere Verletzungen. Weil ich weiß, wie lange es oft braucht, bis der Verunfallte wieder fit ist“. Hin und wieder macht sich der Retter auch über seine Arbeit Gedanken und hinterfragt sich selbst. „Habe ich die richtigen Maßnahmen getroffen, damit der Heilungsprozess nicht beeinträchtigt ist?“
Alles hat seine Zeit
Wie lange Brunner noch diesen Dienst auf der Piste versehen wird? „So schnell gebe ich nicht auf, auch wenn man körperlich den Zahn der Zeit immer mehr spürt“. Und solange ich von Seiten des Liftunternehmers nicht „gekündigt“ werde, möchte ich doch noch einige Saisonen anhängen. An der Kondition mangelt es sicher nicht. Über den Sommer hält sich Brunner superfit. „Es gibt keine Alm im Gailtal, die ich mit meinem Bike gemeinsam mit Gattin Hannelore nicht schon mehrmals erkundet habe“, lacht der Watschiger. Einige Tausend Fahrradkilometer im Frühjahr, Sommer und Herbst sichern die körperliche Konstitution für den Rettungsdienst im Winter. Damit dürfte wohl klar sein – es geht in die Verlängerung….!