Etwa 300 motivierte internationale Teilnehmer und Teilnehmerinnen trafen sich am 26. Juli 2025 zum bereits achten Mal in Rovereto, nahe dem Gardasee, um gemeinsam Richtung Norden, in das legendäre Radabenteuer quer durch sieben europäische Länder, zu starten. Das Ziel Nordkap liegt etwa 4.000 km entfernt, die Fahrtroute ist klar vorgegeben, aber jede(r) Biker(in) ist auf sich alleine gestellt, fremde Hilfe oder Begleitpersonen sind nicht erlaubt. Insgesamt vier Checkpoints sind im Zuge der Veranstaltung zu passieren: München, Berlin, Gränna in Schweden und schlussendlich Rovaniemi in Finnland. Von dort sind es dann allerdings noch immer etwa 700 km bis zum Ziel.

Strategie
Im Gespräch mit dem Gailtal Journal in ihrem Wohlfühl-Haus in Köstendorf, das die 57-Jährige mit ihrer Tochter Isabella gemeinsam bewohnt (Sohn Alexander lebt in Hermgor), blickt Susi auf das größte Abenteuer ihres Lebens zurück. „Ich habe mich am 1. Dezember 2024 um 15 Uhr online angemeldet. Als nach einigen Tagen die Bestätigung kam, dass ich einen der raren Startplätze bekommen hatte, wurde mir erst die Dimension des Bewerbes so richtig klar. Ich habe mich für die Gruppe der Extra Time Finisher entschieden. Das heißt somit 27 Tage lang täglich am Sattel, keine Pausentage. Das bedeutet rein rechnerisch eine durchschnittliche Tagesleistung von etwa 150 km. Bei Hitze genauso wie bei Regen, Wind und Kälte auch den allgemeinen Gefahren des Straßenverkehrs ausgesetzt zu sein, das macht etwas mit dir. Dazu noch der tägliche Stress mit der Frage des Übernachtens, die man nur von Tag zu Tag klären kann. Ein Zelt war für mich keine Option. Bett und Dusche sollten es schon sein, um wieder Kraft für den nächsten Tag zu sammeln. Man kann natürlich aus Gewichtsgründen nur das Nötigste mitnehmen: Getränke, Energie-Snacks, Regenjacke, warme Schicht, Minimal-Werkzeug, Ersatzschlauch und Powerbank. Und mit der Außenwelt ist man eigentlich nur über den Teilnehmer-Chip sowie über Social Media verbunden. Auf persönliche Gespräche muss man leider verzichten, Motivation kam von begeisterten Menschen auf der Straße und die online Begleitung.”
Vorbereitung
Neben ihren vielen Berg-Erlebnissen, auch am Kilimanjaro und in Nepal, gehören Skitouren zu ihrem Alltag. Den Radsport hat Susi erst in den letzten Jahren Schritt für Schritt für sich entdeckt. Zum Trainingsprogramm für das Abenteuer „NorthCape 4000“ gehörten von Jänner bis Juli 2025 auch kleinere und mittlere Biketouren bis zu 4.000 km im Alpen-Adria-Raum, wobei sie ihr maßgeschneidertes Colnago Carbon Gravel auch mehrmals über das Nassfeld nach Valbruna und die 1000 Höhenmeter brutal steil hinauf zum Monte Lussari quälte.

Ziel erreicht
Der Start am 26. Juli in Rovereto fand bei Regen statt, aber auch etliche der insgesamt 27 Tage im Sattel waren nass und unfreundlich, daher war es fast logisch, dass auch die Ziel-Ankunft am Nordkap von Regen und Wind begleitet war. „Umso mehr habe ich mich gefreut, meine Tochter am Ziel in die Arme zu nehmen“, freut sich Susi. Auch wenn die schnellste Männergruppe das Ziel nach bereits unvorstellbaren 13 Tagen erreicht hat (d.h. über 300 km pro Tag), ist die mentalstarke Sportlerin Susi Kühne überaus zufrieden. Am Tag der Ankunft zu Hause haben Köstendorfer Nachbarn als Überraschung ein großartiges Willkommens-Plakat bei der Dorfeinfahrt aufgestellt. Mehr zu ihrem Nordkap-Abenteuer erzählt Susi im Rahmen eines Vortrages, der für Donnerstag, 16. Oktober um 19:30 Uhr in der Burg von St. Stefan im Gailtal geplant ist. Unterstützung kommt von ihren Club-Schwestern des Soroptimist Club Hermagor.