GailtalMuseum Schloss Möderndorf: Herrschaftszeiten wecken Interesse

Hermagor(Möderndorf -

Historiker DDr.Peter Wiesflecker vermittelte interessante Blicke auf Gailtaler Schlösser im 19.und 20.Jahrhundert sowie auf die Menschen, die dort lebten.


Im passenden Ambiente der alt-ehrwürdigen, 210 Jahre alten dreitorigen Gailtaler „Kösn“ am Gelände des GailtalMuseums im Schloss Möderndorf, trafen sich am Donnerstag 27. Juli 2023 im warmen Licht der untergehenden Sommer-Sonne zahlreiche interessierte Gäste, um dem Vortrag des allseits bekannten Gailtaler Historikers DDr.Peter Wiesflecker über die Gailtaler Schlösser im 19.und 20.Jahrhundert aufmerksam zu folgen.

Museums-Kustos Mag. Siegfried Kogler zeigte sich im Rahmen seiner Begrüßung sehr erfreut über das große Besucher-Interesse; und dank seines ausgeprägten Organisations- und Improvisationstalentes ist es ihm schlussendlich doch gelungen, für alle Gäste aus nah und fern einen adäquaten Sitzplatz zu organisieren.

Die Veranstaltung fand in der 210 Jahre alten dreitorigen Gailtaler „Kösn“ statt

Lebende Geschichte

Der Vortrag unternahm eine spannende Zeitreise zu adeligen Ansitzen des Gailtales. An ausgewählten Beispielen wurde nicht nur die Schlösserlandschaft unserer Region vorgestellt, sondern auch der Alltag in adeligen Häusern am Land, sowie die verschiedenen Bildungswege, die Karrieren und das Leben adeliger Frauen in diesen mehrfachen Umbruch-Zeiten.

Allein schon die kurze Lehrstunde des Vortragenden zur Struktur des Habsburger-Adels ließ das heutzutage schon weitestgehend stark digital geplagte Publikum beim Aufzählen der verschiedenen Titel schmunzelnd aufhorchen. Einfacher Adel, Ritter, Freiherr, Graf, Fürst…

Sicher erinnerten sich ältere Anwesende beispielsweise noch an zwei gebürtige Gailtaler, die zu den damals bürgerlichen neu geadelten Berufs-Offizieren gehörten: der Hermagorer Gastwirts-Sohn Franz Gasser, nobilitiert als „von Wolfswalde“ und der Fürnitzer Fleischhauersohn Johann Petermann mit dem Adels-Titel „von Montemelenda“.

Beispiele diverser Bauten

Im Gailtal gab bzw. gibt es mehr als zwei Dutzend Burgen oder schlossartige Anlagen, deren Geschichten z.T. bis in’s 11.Jhdt zurückreichen:

So wurde z.B. die alte Löwenburg, Vorgänger von Schloss Wasserleonburg, beim Dobratsch-Absturz 1348 aufgegeben, von Johann Andrä Semmler von Scharfenstein Mitte des 18.Jhdt mit friulanischen Elementen grundlegend umgestaltet und vom Villacher Großkaufmann Wilhelm Neumann 1522 als Wasserleonburg erworben.

Oder die Klosterburg Arnoldstein, die 1883 einem Brand zum Opfer fiel und inzwischen neuzeitlich adaptiert als Kultur- und Kunst-Zentrum Arnoldsteins überaus aktiv betrieben wird. 

Bis ins Mittelalter zurück reicht die Ahnenreihe der Familie Khuenburg. In der Pfarrkirche Egg erinnert eine Inschrift an Gandolf von Khuenburg, über dessen Gastmahl Paolo von Santonino auch berichtet, wie damals Khuenegg eingerichtet war. Mitte des 16.Jhdt hat die Familie Michael von Khuenburg erstmals den Erzbischof von Salzburg gestellt, namentlich Max Gandolf von Khuenbuirg, der auch zum Kardinal ernannt wurde.

Bedeutende Gutsbesitze im Obergailtal hatten auch die aus Friaul stammenden Fürsten von Porcia als Eigentümer der Grafschaft Ortenburg (ca 1662).

Dazu gehörte u.a. das Landgericht Grünburg mit Sitz im Schloss Möderndorf.

Gegen Ende des 18.Jhdt fiel auch der Besitz der Familie Malenthein, 1782 durch Brand zerstört. Ein weiteres Beispiel ist die Familie der Freiherren von Manndorf, die durch Franz von Manndorf auch in die Gründungsgeschichte der Wallfahrtskirche von Ma.Luggau eingebunden war.

Ebenso besondere Repräsentationsbau des 19.Jhdt sind der Lerchenhof in Hermagor, dessen Enstehung auf den Gewerken und Bleiberger Montanbesitzer Julius Woodley zurückgeht, oder die Villa Dr.Hussa, später in den Besitz der Familie Hasslacher kam.

Der Wandel

An der Geschichte der Gailtaler Schlösser und Ansitze in den beiden letzten Jahrhunderten wurde auch der gesellschaftliche und soziale Wandel in der Region deutlich. An die Stelle des Adels trat am Land zunehmend eine bürgerlich-großbäuerliche Schicht, deren wirtschaftlicher Erfolg sich auch am Erwerb ehemaliger Herrschaftssitze ablesen lässt. Auch dafür finden sich im Gailtal eine Reihe von klassischen Beispielen. Die Revolution des Jahres 1848, wo erstmals Ansprüche auf Grund- und Freiheitsrechte, politische Mitbestimmung und Pressefreiheit erhoben wurden, beendete schrittweise das sogenannte feudale Zeitalter. Daraus ergaben sich grundlegende gesellschaftliche Veränderungen der ländlichen Oberschicht und der Besitzverhältnisse. Am Ende der Monarchie bzw. in der Zwischenkriegszeit waren die Bruchlinien in Teilen des Adels bereits unübersehbar. Der Rest ist Geschichte.

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