Equal Pension Day: Jede dritte alleinlebende Pensionistin armutsgefährdet – Warum Frauen trotz lebenslanger Arbeit oft in Altersarmut geraten

Österreich -

 Am 7. August ist der österreichweite Equal Pension Day. Ab diesem Tag haben Männer in Österreich statistisch bereits so viel Pension bezogen, wie Frauen erst bis zum Jahresende erhalten werden. Die Differenz ist eklatant: Männer bekommen im Schnitt 2.535 Euro brutto pro Monat, Frauen lediglich 1.527 Euro. Das bedeutet eine Differenz von rund 1.000 Euro pro Monat und eine Pensionslücke von 39,7 Prozent. „Frauen, die ihr Leben lang gearbeitet und Verantwortung übernommen haben, dürfen im Alter nicht in Armut enden“, sagt Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler. „Pensionen müssen existenzsichernd sein – und zwar für alle.“

Fast 40 Prozent weniger Pension: Viele Frauen arbeiten in Teilzeit, weil Sorgearbeit bei ihnen liegt. Die Caritas fordert armutsfeste Pensionen und echte Gleichstellung.

Armutsgefährdet trotz lebenslanger Arbeit?

Die durchschnittliche Frauenpension reicht kaum für ein Leben über der Armutsgefährdungsschwelle von 1.661 Euro. Selbst die Ausgleichszulage, die das Notwendigste sichern soll, liegt rund 200 Euro darunter. Der Großteil der Bezieher*innen sind Frauen. Die Folgen sind dramatisch: Jede dritte alleinlebende Pensionistin (32%) ist armutsgefährdet. Rund 18.000 alleinlebende Pensionistinnen (5%) leben sogar in absoluter Armut. Sie können sich Grundbedürfnisse wie Wohnen, Heizen oder Essen nicht mehr leisten. Viele von ihnen haben ihr ganzes Leben gearbeitet und müssen nun die Unterstützung in den Sozialberatungsstellen der Caritas oder die Angebote der Lebensmittelausgabe in Anspruch nehmen.

Wenn die Rente nicht zum Leben reicht

Armut im Alter ist kein individuelles Schicksal, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger struktureller Benachteiligung. Frauen übernehmen nach wie vor den überwiegenden Teil unbezahlter Sorgearbeit – von Kinderbetreuung bis zur Pflege von Angehörigen. Sie arbeiten deshalb häufiger in Teilzeit, unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit und verdienen weniger. All das führt zu geringeren Pensionsansprüchen. „In der aktuellen Debatte wird Teilzeitarbeit oft herabgewürdigt und als Zeichen von Bequemlichkeit gewertet. Das verkennt die tatsächlichen Lebensrealitäten. Teilzeit ist für Frauen oft kein Privileg, sondern die einzige Option“, so Tödtling-Musenbichler. „Gleichstellung muss endlich Realität werden! Dafür brauchen wir Reformen, die über den gesamten Lebenslauf von Frauen greifen und sie vor Altersarmut schützen.“

Caritas fordert: Gerechte Arbeitsteilung und armutsfeste Pensionen sichern

Die Caritas Österreich erneuert ihre Forderungen an die Bundesregierung: Die Mindestpension muss armutsfest gestaltet werden, indem die Ausgleichszulage über die Armutsgefährdungsschwelle angehoben wird, um ein würdiges Leben im Alter zu gewährleisten, insbesondere für Frauen. Zeiten der Sorgearbeit, etwa Kinderbetreuung, sollen besser auf die Pension angerechnet werden. Angesichts steigender Krankenversicherungsbeiträge ab 2026 fordert die Caritas Ausnahmen für Mindestpensionist*innen, um sie nicht zusätzlich zu belasten. Zudem müsse Sorgearbeit fairer verteilt werden, da Frauen häufig in Teilzeit gedrängt werden, was langfristige negative Auswirkungen auf Einkommen und Pension hat; hierfür sind stärkere Beteiligung der Väter sowie gesellschaftliche und rechtliche Anreize für partnerschaftliche Modelle notwendig. Der Ausbau flächendeckender, qualitativ hochwertiger und kostenfreier Kinderbetreuung, vor allem im ländlichen Raum, ist eine weitere Voraussetzung für Wahlfreiheit und gerechte Arbeitsmarktteilhabe. Zudem muss der Gender Pay Gap von derzeit 18,3 Prozent endlich geschlossen werden, insbesondere in frauendominierten Branchen. Schließlich fordert die Caritas familienfreundliche Arbeitszeitmodelle, die es beiden Elternteilen ermöglichen, Beruf und Sorgearbeit partnerschaftlich zu vereinbaren.