Erneute Debatte über Anhebung des Pensionsantrittsalters

Österreich -

Ein neuer Streit über das Pensionsantrittsalter ist entbrannt, nachdem Christine Mayrhuber, Vorsitzende der Alterssicherungskommission, dem „Standard“ eine schrittweise Erhöhung von 65 auf 67 Jahre vorgeschlagen hat. Ihr Ziel ist es, Arbeitslosigkeit und Krankenstände zu reduzieren. Gleichzeitig möchte sie das derzeitige Korridorpensionsalter bei 62 Jahren belassen, da 45 Jahre Erwerbstätigkeit als „ausreichend“ betrachtet werden.


Widerstand von Arbeiterkammer und Frauenorganisationen

Dieser Vorschlag hat sofort Widerstand ausgelöst. Die Arbeiterkammer, der Seniorenbund und der Österreichische Frauenring kritisieren die Idee scharf. Besonders Frauen würden unter der Anhebung des Pensionsantrittsalters leiden, da sie bereits jetzt mit einer schrittweisen Erhöhung ihres Pensionsalters konfrontiert sind. Wolfgang Panhölzl von der Arbeiterkammer merkt an, dass die Anhebung des Regelpensionsalters wenig sinnvoll sei, solange keine adäquaten Arbeitsbedingungen für ältere Arbeitnehmer existieren. Klaudia Frieben vom Österreichischen Frauenring fügt hinzu, dass Frauen bereits jetzt durch eine erhöhte Lebensdurchrechnung und verlängerte Erwerbszeiten belastet sind, ohne dass ihre Care-Arbeit angemessen anerkannt wird.

Seniorenbund warnt vor emotionalen Diskussionen

Der Seniorenbund zeigt sich ebenfalls skeptisch und hält die Diskussion zur Unzeit für problematisch. Ingrid Korosec, Präsidentin des Seniorenbundes, betont, dass das Thema wichtig ist, aber im Wahlkampf von Emotionen bestimmt wird, die einer sachlichen Debatte im Wege stünden.

Maßnahmen zur Verlängerung der Erwerbstätigkeit gefordert

Korosec fordert, dass die nächste Regierung Maßnahmen ergreift, um das tatsächliche Pensionsantrittsalter näher an das gesetzliche Alter zu bringen. Laut dem Seniorenbund würden rund 44 Prozent der 55- bis 64-Jährigen nicht direkt in Rente gehen. Daher seien Maßnahmen nötig, um diese Menschen länger im Arbeitsmarkt zu halten. Auch die Arbeiterkammer unterstützt diese Ansicht und warnt davor, dass ein höheres Pensionsantrittsalter für viele Arbeitnehmer eher zwei Jahre längere Arbeitslosigkeit oder Krankenstände bedeuten könnte.

Unterstützung für die Anhebung des Pensionsalters

Gegner der Anhebung sehen darin jedoch einen wichtigen Schritt zur Stabilisierung des Pensionssystems. Die Junge Industrie begrüßt den Vorschlag als notwendige Maßnahme gegen das „finanzielle Loch“ im Pensionssystem. Sie schlägt zudem vor, den automatischen Pensionserhöhungsmechanismus zu überprüfen.

Erhöhung der Pensionen 2025

Im kommenden Jahr werden die Pensionen in Österreich wieder deutlich steigen. Ab dem 1. Januar 2025 erfolgt eine Anpassung gemäß dem gesetzlichen Anpassungsfaktor. Außerdem bleiben die Schutzklausel und das Aussetzen der Aliquotierungsregel vorerst noch mindestens ein weiteres Jahr in Kraft.