Erlöse können die hohen Anbaukosten nicht abfedern. LK-Präsident Huber fordert von nächster Bundesregierung ein klares Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft.

Erntebilanz 2024: Unterdurchschnittliche Ernte trifft auf angespannte Märkte

Kärnten -

„Wir haben die schlechteste Getreideernte seit vielen Jahren in Kärnten. Und auch wenn es bei Soja und Mais etwas besser ausschaut, bleibt die Ernte 2024 in Summe weit unter dem Durchschnitt“, zieht LK-Präsident Siegfried Huber Bilanz über die heurige Ernte.

Erntebilanz - Am Bild v.l.: LK-Präsident Siegfried Huber, Bio Austria Kärnten-Obmann Hans Kreschischnig, Landwirt Hans Brunner und Erich Roscher (Leiter Referat Pflanzliche Produktion, LK Kärnten)

Hohe Produktionskosten belasten Kärntens Ackerbauern

Zu den schlechten Erträgen kommt, dass die Ausgaben für Saatgut, Düngemittel und Treibstoff im mehrjährigen Vergleich auf hohem Niveau bleiben und nicht durch kostendeckende Preise bei den erzeugten Ackerkulturen abgedeckt werden können. „Wenn eine unterdurchschnittliche Ernte auf Erzeugerpreise trifft, die die hohen Kosten nicht abdecken, bleibt den Bauern am Ende des Tages zu wenig in der Brieftasche“, fasst Huber zusammen und betont, dass Kärntens Ackerbauern bereits letztes Jahr einen Einkommensrückgang zu verzeichnen hatten.

Agrardiesel, Inflationsabgeltung und weniger Bürokratie gefordert

Angesichts der angespannten Lage sieht der LK-Präsident die nächste Bundesregierung gefordert, um den negativen Trend umzukehren und die Wettbewerbsfähigkeit der bäuerlichen Betriebe zu stärken. Im Namen aller in der Vollversammlung der LK Kärnten vertretenen Fraktionen fordert der LK-Präsident drei konkrete Maßnahmen von der neuen Bundesregierung: „Wir brauchen eine jährliche Inflationsanpassung bei den EU-Ausgleichszahlungen, einen dauerhaft steuerbegünstigten Agrardiesel und weniger Zettelwirtschaft auf den Höfen, sprich einen massiven Bürokratieabbau“, erklärt Huber.

Durchwachsene Ernte

Dipl.-Ing. Erich Roscher, Leiter des Referats Pflanzliche Produktion in der LK Kärnten, verweist auf die besonderen Witterungsverhältnisse, die das Erntejahr 2024 prägten: So waren die Niederschlagsmengen im Herbst 2023, dem Zeitpunkt der Hauptaussaat für Weizen, Roggen und andere Getreidearten, um 50% höher als im langjährigen Mittel. Hohe Temperaturen im März und Anfang April 2024 sorgten wiederum für einen sehr frühen Vegetationsstart, dem jedoch ab Mitte April ein Kälteeinbruch folgte. Nach einem recht feuchten und kühlen Mai herrschte auch im Juni und Juli wechselhaftes Wetter. Der überaus heiße August sorgte hingegen für ein verfrühtes Abreifen bei den Herbsterntekulturen Soja und Mais.

Kärntens Landwirte kämpfen mit schwächsten Erträgen seit Jahren

Die Getreideernte wiederum trieb den Bäuerinnen und Bauern die Sorgenfalten auf die Stirn: Mit einem Minus von fast 10 Prozent zum Vorjahr und minus 19 Prozent zum 5-jährigen Mittel war sie die Schwächste seit vielen Jahren. Die Maisernte ist derzeit noch im Laufen, aus heutiger Sicht fällt die Ernte jedoch eher unterdurchschnittlich aus, während die Sojabohnenernte in Summe als zufriedenstellend bezeichnet werden kann. 

Die Sojabohnenernte verläuft heuer in Kärnten – im Gegensatz zu vielen anderen Kulturen – weitgehend zufriedenstellend.

Grünlanderträge stabil, aber Regen bringt Herausforderungen für die Ernte

Im Grünland wiederum waren die Ernteerträge heuer in Summe gut, die Ernte selbst stellte sich aufgrund des vielen Regens aber als sehr herausfordernd dar.

Feldgemüsebau unter Druck

Im Feldgemüsebau erwiesen sich der Wechsel von Niederschlag und Trockenheit sowie die Hitze im August als überaus herausfordernd. Unterdurchschnittlich verlief die Ernte heuer auch bei Ölkürbissen, bei Kartoffeln wiederum erreichten die Hektarerträge mittleres bis gutes Niveau.

Obst- und Weinbau: Geringere Erntemengen trotz hochwertiger Qualität 

Im Obstbau sind heuer geringere Erntemengen zu verzeichnen, vor allem Stein- und Beerenobstbau waren Opfer der Witterungsbedingungen. Auch im Weinbau fallen die geernteten Mengen eher gering aus, wobei der Herbst noch für hervorragende Qualität sorgte

Bioackerbau – niedrige Erntemengen und volle Lager

Die Bioackerflächen in Kärnten wachsen seit Jahren stetig. Aktuell werden etwa 11.800 Hektar biologisch bewirtschaftet, was rund 20,5 Prozent der gesamten Ackerfläche ausmacht. Besonders positiv entwickeln sich die Bio-Sojaflächen aufgrund der günstigen Anbaubedingungen in Kärnten.

Die Erzeugerpreise stehen hingegen unter Druck. Trotz witterungsbedingter Ernteausfälle – vor allem in den östlichen Bundesländern – sind die Bio-Getreidelager durch gute Ernten der letzten beiden Jahre noch gut gefüllt. Auf einen leichten Preisanstieg dürfen die Ackerbauern eventuell noch bei Bio-Soja hoffen, das als Eiweißfuttermittel europaweit stark nachgefragt wird.

Starkes Wachstum im Bio-Segment

Im Lebensmitteleinzelhandel zeigt sich weiterhin eine positive Entwicklung im Bio-Segment. Wurden 2019 österreichweit noch rund 161.000 Tonnen Biolebensmittel verkauft, sind es nun bereits rund 205.000 – ein mengenmäßiger Anstieg von 27 % und ein wertmäßiger von 50 %. „Herr und Frau Österreicher greifen im Handel und, wo es möglich ist, auch in der Gastronomie gerne zu Bio“, resümiert Johann Kreschischnig, Obmann von BIO AUSTRIA Kärnten. Kreschischnig wünscht sich vor allem eines: dass Bund und Land die Vorgabe des Aktionsplans „nachhaltige öffentliche Beschaffung“ (naBe), bis 2023 in öffentlichen Großküchen mind. einen Bioanteil von 25% einzusetzen, endlich erfüllen. Denn die Biobauern, die bereits mehr als ein Viertel aller landwirtschaftlichen Flächen bestellen, brauchen diesen wichtigen inländischen Markt, um weniger vom Export ihrer hochwertigen Lebensmittel abhängig zu sein.